Münchner Oscar-Gewinner: "Der Film war ein Schnellschuss"

Eigentlich sollte sein Film über einen Lehrer, der mit der öffentlichen Freigabe seiner privaten Internetdaten erpresst wird, ein Übungsfilm werden - jetzt bekommt der Münchner Filmschüler Alex Schaad dafür einen Oscar. "Es ist ein witziger Tag", sagt Schaad im Interview.
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Alex Schaad wurde in Kasachstan geboren und kam mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Er wuchs in Sigmaringen ("in Schwaben, im tiefsten") auf und arbeitete nach seine Schulzeit drei Jahre lang freiberuflich für Film, Fernsehen und Theater. Seit 2013 ist er Student an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München. "Invention of Trust", für den er jetzt den Studenten-Oscar bekommt, war sein zweiter Übungsfilm an der Schule. Das Drehbuch hat er gemeinsam mit seinem Bruder Dimitrij geschrieben.
dpa Alex Schaad wurde in Kasachstan geboren und kam mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Er wuchs in Sigmaringen ("in Schwaben, im tiefsten") auf und arbeitete nach seine Schulzeit drei Jahre lang freiberuflich für Film, Fernsehen und Theater. Seit 2013 ist er Student an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München. "Invention of Trust", für den er jetzt den Studenten-Oscar bekommt, war sein zweiter Übungsfilm an der Schule. Das Drehbuch hat er gemeinsam mit seinem Bruder Dimitrij geschrieben.

Eigentlich sollte sein Film über einen Lehrer, der mit der öffentlichen Freigabe seiner privaten Internetdaten erpresst wird, ein Übungsfilm werden - jetzt bekommt der Münchner Filmschüler Alex Schaad dafür einen Oscar. "Es ist ein witziger Tag", sagt Schaad im Interview.

München - Alex Schaad ist am Dienstag 26 Jahre alt geworden - und das schönste Geschenk kam aus Hollywood: Für seinen 30-minütigen Film "Invention of Trust" über einen Lehrer, der mit der öffentlichen Freigabe seiner privaten Internetdaten erpresst wird, bekommt der Student der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in diesem Jahr den Studenten-Oscar, wie die Akademie in der Nacht zum Dienstag mitteilte.

Frage: Wie geht es Ihnen denn jetzt?

Schaad: Ich habe schon letzten Freitag davon erfahren. Da kam ein Anruf und auf dem Display stand Beverly Hills, Kalifornien. Da war ich unglaublich aufgeregt, weil ich erstens nicht mit einem Anruf gerechnet hätte - ich dachte, die Nachricht kommt per Mail - und weil ich nicht wusste, wie man mit so etwas umgeht. Ich habe praktisch kein Wort rausbekommen und vor mich hingestottert, als ich drangegangen bin. Ich hatte jetzt das Wochenende Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, in drei Wochen nach Los Angeles zu fahren und den Preis entgegennehmen zu dürfen, und ich habe es noch nicht so wirklich realisiert. Das ist alles immer noch sehr, sehr, sehr, sehr surreal. Wenn man den eigenen Namen im Radio hört, weiß man, dass irgendetwas sich verändert hat.

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Wann haben Sie gemerkt, dass Sie da einen Film haben, der Chancen hat, auch international eine solche Anerkennung zu bekommen?

Ehrlich gesagt: Das ist mir bis heute nicht klar. Ich freu' mich unglaublich, dass der Film bei Leuten ankommt und ihnen gefällt, erklären kann ich es mir aber bis heute nicht. Als wir den Film gemacht haben, haben wir schon gewusst, dass wir da etwas ganz Anständiges haben, aber für uns war es immer ein Übungsfilm im Rahmen des Studiums und nicht mehr als das. Er war nicht dafür vorgesehen, erfolgreich zu sein, und ich kann bis heute nicht verstehen, wie wir das große Glück haben können, dieses Echo zu bekommen. Aber es ist genau das: Zu einem immensen Teil ist es Glück und Schicksal.

Wie ist die Idee zu "Invention of Trust" entstanden?

Mein Bruder Dimitrij hat irgendwann mal einen Zeitungsartikel gelesen, in dem es hieß, Facebook habe eine Milliarde User. Dimi hat dann den Gedanken geäußert: Was wäre, wenn diese Daten über ein Siebtel der Erdbevölkerung einfach mal offengelegt würden - wer wann was mit wem geschrieben hat und so weiter. Wie schnell würde das unser gesellschaftliches Miteinander, den Umgang und das Vertrauen verändern? Wir standen ein Wochenende vor der Abgabe und haben das Drehbuch dann tatsächlich an einem Wochenende geschrieben. Der Film war ein Schnellschuss. Die Vorbereitung war minimal, wir haben an vier Drehtagen gedreht und sind dann direkt im Januar zum Max-Ophüls-Preis eingeladen worden.

Was wollen Sie denn nach der HFF machen?

Im Idealfall kann ich arbeiten. Das ist mein großer Wunsch. Ich liebe die Arbeit, ich finde, das ist der tollste Beruf der Welt und solange ich die Möglichkeit habe, zu arbeiten, bin ich unglaublich glücklich. Es ist nicht so, dass ich irgendein bestimmtes Ziel hätte oder irgendeinen bestimmten Weg, den ich gerne gehen würde. Es ist mir egal, wo ich später arbeiten kann - ob Fernsehen, Kino oder was auch immer. Ich Freude mich darauf, arbeiten zu können, und das ist natürlich etwas, was durch solche Preise und solche Anerkennungen begünstigt wird, weil man auf einmal langsam einen Namen bekommt. Und das ist toll.

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Warum wollten Sie überhaupt zum Film?

Ich war immer schon interessiert an Kamera und Film, habe das aber zu Schulzeiten nicht wirklich als Berufsbild wahrgenommen. Das änderte sich dann, als ich durch meinen Bruder, der fünf Jahre älter und Schauspieler ist, in Kontakt zu anderen Schauspielern und Regisseuren kam. Da habe ich gemerkt, dass dieser Beruf doch nicht so weit weg ist, wie man denkt. Dann wollte ich unbedingt an die HFF München. Ich habe auch nur diese eine Bewerbung verschickt und das hat glücklicherweise geklappt. Irgendwie haben es die letzten Jahre sehr, sehr gut mit mir gemeint.

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