„Money Monster“: Live gegen die Gier
„Jump, You Fuckers!“, war die wütende Aufforderung auf Transparenten vor der Wall Street. Die, die uns die Finanzkrise eingebrockt hatten, dabei bis zum Schluss Riesen-Boni kassierten, sollten zum Teufel gehen! Das sind sie natürlich nicht: beim „Survival of the Richest“, wurden die Banken durch Steuergelder gerettet, bisher keine mäßigende Finanztransaktionssteuer eingeführt und Boni werden wieder gezahlt, als wäre nichts passiert.
Clooney und Roberts in Bestform und großer Vielschichtigkeit
In diese Atmosphäre passt Jodie Fosters satirisches Drama mit Happy End und dem klaren Titel: „Money Monster“. Das ist hier der smarte George Clooney, aber nicht als Nadelstreifen-Banker, sondern als TV-Master einer Anlageberatungsshow! Unter Julia Roberts als Redakteure und Aufnahmeleiterin geht diese grelle, geld-geile Investment-Liveshow in einem New-Yorker Fernsehstudio über die Bühne. Wobei Showmaster und Aufnahmeleiterin auch eine sanft angedeutete, aber unausgeglichene Ex-Amoure verbindet.
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Eine der großen Stärken dieses Anti-Investment- und -Hedgefonds-Films ist die großartige Balance, wie die beiden ihre Rollen spielen: Julia Roberts ist einerseits die kühl-zuverlässige Frau, auf die sich der schmierige, aber in allem auch charmante Frontmann Clooney verlassen kann.
Zugleich aber lässt Roberts eine einnehmende, menschliche Weichheit durchschimmern. Und Clooney lässt von Anfang an spüren, dass hinter seiner narzistischen TV-Rampensau-Fassade auch ein moralisch ansprechbarer Zweifel am großen Finanzweltspiel schlummert. So bleiben die beiden Figuren sich auch treu, als die Lage ins Lebensgefährliche kippt. Denn plötzlich kapert ein junger Typ (Jack O’Connell) die Liveshow. Mit Pistole und Bombengürtel im Gepäck schreit er seine Wut heraus.
Jeden Moment kann der Laden in die Luft fliegen. So sitzen wir Zuschauer gebannt im Kinosessel bei diesem Psychospiel mit einem verzweifelten Typen, der beruhigt, getäuscht, abgelenkt werden muss, was Clooney mit allen Tricks auch versucht: blöffend, cool, dabei innerlich verständlich panisch, während Julia Roberts als Produzentin der Show, sich auch hinter den Kulissen bemüht, die Sache zu deeskalieren.
Clooney als vielschichtiger Held
Spannenderweise ist der cholerische Kidnapper ambivalent angelegt: Als Robin-Hood gegen die gierige Finanzwelt hat er zwar einen Teil unserer Sympathien, aber er ist eben kein ideologischer Che-Guevara, sondern ein armes, auch dümmliches Würstchen, dass mitgezockt hat und sein ganzes, mit Mindestlohn erarbeitetes Geld in eine Empfehlung vom „Money Monster“ Clooney steckte.
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In einer wunderbar grotesken Szene, kommt Clooney auf die Idee, sich freikaufen zu wollen und bietet dem Aggressor an, ihm die verlorenen 60 000 Dollar einfach zu zahlen. Aber da geht es dem Typen, für den diese Summe eben keine Peanuts sind, sondern sein gesamtes Vermögen, doch eben um mehr als Kompensation: ums Prinzip – und um Rache!
Aus dem Finanz-Krimi wird auch eine mediale Gesellschaftssatire
Ein weiterer intelligenter Spannungs-Coup ist, dass der Eindringling erzwingt, dass die Studio-Geiselnahme live auf Sendung bleibt. Und die entwickelt sich – verstärkt über soziale Netzwerke – zu einem Einschaltrenner: Das Spiel ums Geld wird zu einem auf Leben und Tod, was einen perversen Voyeurs-Kick vor Fernsehern, Computern und Smartphones erzeugt. Hier wird „Money Monster“ zusätzlich zu einer sarkastischen Mediensatire, die auch uns als Zuschauer im Medienzeitalter kritisch befragt.
Und was will man von einem Kinofilm mehr, als intelligent, gesellschaftkritisch, dabei extrem spannend und letztlich sogar amüsant unterhalten zu werden?
Kino: Astor-Cinemalounge, Cadillac, Cincinnati, Leopold, Cinemaxx, Gabriel, Solln, Mathäser (auch OV) sowie Museum und Cinema (OV) R: Jodie Foster (USA, 90 Min.)