„Mit besten Absichten“: Muttersein ist ihr Hobby

„Mit besten Absichten“: Susan Sarandon glänzt als Witwe, die ihrer erwachsenen Tochter auf die Pelle rückt.
Margret Köhler |
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Marnie (Susan Sarandon) ist eine lustige Witwe.
Sony Pictures /dpa Marnie (Susan Sarandon) ist eine lustige Witwe.

Mütter können nerven, wenn sie ihren erwachsenen Töchtern gute Ratschläge geben oder unangemeldet in die Wohnung platzen. Und genau das macht die von Susan Sarandon hinreißend gespielte Marnie Minervini. Nach dem Tod ihres Ehemannes hat sie zwar keine finanziellen Sorgen, aber auch nichts zu tun.

Um der Langeweile abzuhelfen, zieht sie nach Los Angeles, in die Nähe ihrer Tochter Lori. Deren Tipp, sich doch ein Hobby zu suchen, kontert sie gewitzt: „Vielleicht wärst du ein gutes Hobby für mich“. Die junge Single-Frau und Drehbuchschreiberin, die gerade mit Liebeskummer kämpft, will dagegen nur Ruhe für ihre verletzte Seele.

Marnie stürzt sich in Aktivitäten

Ruhe ist aber das Letzte, was die attraktive Witwe möchte, die sich in Aktivitäten stürzt, um schmerzhaften Verlust und tiefe Trauer hartnäckig zu verdrängen. Die Gute-Laune-Königin fällt plötzlich in ein Loch, als Lori für ein paar Wochen nach New York muss und sie auf deren Hunde aufpassen soll.

Drehbuchautorin und Regisseurin Lorene Scafaria ließ sich bei dieser tragikomischen Charakterstudie von der eigenen Familiengeschichte inspirieren, betrachtet das Zweiergespann mit Wärme und Leichtigkeit. Oscar-Preisträgerin Sarandon als Muttertier und Rose Byrne als Tochter muss man in ihrer schwierigen Annäherung einfach mögen. Wenn die Handlung manchmal dahinplätschert, sorgt Sarandon mit hektischem Tätigkeitsdrang für Überraschungen.

Lesen Sie hier: „Tangerine L.A.“ - Liebe kann auch mal Sünde sein

Ihr Konzept, sich unentbehrlich zu machen und alle mit Aufmerksamkeit zu überschütten, Glück mit Geld zu kaufen, um die Einsamkeit nicht zu spüren, funktioniert eine Weile – ob sie einen Apple-Verkäufer unter ihre Fittiche nimmt und in die Abendschule kutschiert, eine alte Dame ehrenamtlich im Krankenhaus besucht oder gar Loris lesbischer Freundin die Traumhochzeit finanziert.

Erst als sie sich auch nach New York aufmacht, zeigen sich Risse in der Fassade, geht es beim Streit mit der italienischen Familie ihres Verblichenen mehr als nur darum, ob unbedingt der Text von Frank Sinatras „My Way“ auf dem Grabstein stehen soll, brechen sich leidvolle Gefühle Bahn – und endlich Tränen.

Auch eine Romanze darf nicht fehlen

Nicht wie im richtigen Leben, sondern nur wie im richtigen Kino gibt’s dann noch eine beginnende Romanze obendrauf: Ein Ex-Cop mit Seehund-Schnäuzer, gespielt von J. K. Simmons, klärt Marnie vor der ersten Fahrt charmant auf: „Das ist kein Motorrad, sondern eine Harley Davidson“, sagt er. Da prickelt es gewaltig zwischen den beiden.


B/R: Lorene Scafaria (USA, 104 Min.), Kino: Mathäser

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