"Maixabel" im Kino: Versuch des Unmöglichen
Über 800 Menschen tötete die ETA im Rahmen ihres "Freiheitskampfes" für das Baskenland. Am 29. Juli 2000 traf es auch den ehemaligen Zivilgouverneur der Provinz Gipuzkoa, Juan Mari Jáuregui, der zwar längst im chilenischen Exil wohnte, aber regelmäßig seine Heimat besuchte, wo seine Frau Maixabel Lasa mit der gemeinsamen Tochter María geblieben war.
Dass Jáuregui in seiner Amtszeit sogar für die Aufklärung an Verbrechen des Staates gegen die ETA gekämpft hatte, spielte für die ETA-Auftraggeber keine Rolle. Die drei jungen Männer, die den 48-Jährigen in einem Restaurant erschossen, hatten ohnehin keine Ahnung, wen sie da beseitigten, nur eine Anweisung.
Maixabel Lasa trifft sich mit den Mördern ihres Mannes
Der bewaffnete Kampf genoss damals noch große Unterstützung bis weit hinein in die baskische Zivilgesellschaft. Ein Jahr nach dem Mord wurden die drei Täter von der Polizei gefangengenommen und schließlich zu 39 Jahren Gefängnis verurteilt. Doch ein Jahrzehnt hinter Gittern nährte die Zweifel an der Richtigkeit ihre Tuns.
Nachdem sie von einem Modellprojekt, dem Opfer-Täter-Programm, hören, werden zwei von ihnen einen Sprung wagen, der für Maixabel Lasa allerdings ein noch viel gewaltigerer ist: Sie trifft sich schließlich mit den Mördern ihres Mannes, den Menschen, die ihr Lebensglück zerstört und der Tochter den Vater genommen haben.
Die spanische Regisseurin Icíar Bollaín traf sich über ein Jahr lang mit den Beteiligten
Viele ihrer Freunde haben keinerlei Verständnis für diesen Schritt, auch die ETA-Männer ernten Kritik von ihren Haftgenossen für den "Verrat". Ist eine Versöhnung überhaupt möglich? Und was bringt die Reue der Täter eigentlich den Opfern?
Die spanische Regisseurin Icíar Bollaín traf sich über ein Jahr lang mit den Beteiligten dieser wahren Geschichte und schrieb gemeinsam mit Isa Campo das Drehbuch zu diesem Meisterwerk.
"Maixabel" im Kino: Beide Hauptrollen hervorragend besetzt
Als Glücksgriff erwies sich die Besetzung der beiden Hauptrollen: Blanca Portillo ("Volver") erhielt für ihre Verkörperung der sensiblen, stolzen und unbeugsamen Friedenskämpferin Maixabel den spanischen Filmpreis Goya.
Luis Tosar überzeugt als Ibon Etxezarreta, der nur langsam die Wut über sein verpfuschtes Leben überwinden kann, aber erkennt - auch nach der Auflösung der ETA -, dass er nun Teil einer gesellschaftlichen Aussöhnung werden muss. Diese tränenreiche Aufarbeitung (auf und vor der Leinwand) eines sinnlosen Verbrechens ist ein emotional zutiefst bewegendes Kinoerlebnis.
Regie: Icíar Bollaín (E 116 Min.), Kinos: ABC, City Atelier (auch OmU), Monopol, Studio Isabella (OmU), Theatiner (OmU)