Kritik

"Jurassic World: Ein neues Zeitalter" im Kino: Endlich ausgestorben

Der Abschluss der Dino-Saga "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" vereint alte wie neue Stars, lässt aber Rhythmus und vor allem Esprit vermissen.
Florian Koch |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kayla (DeWanda Wise) und Dr. Sattler (Laura Dern) bekommen ungebetene Gesellschaft.
Kayla (DeWanda Wise) und Dr. Sattler (Laura Dern) bekommen ungebetene Gesellschaft. © Universal

Der mächtige Tyrannosaurus. Wieselflinke Raptoren. Oder ein Gift spritzender Dilophosaurus. Sie alle versuchen in "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" den Menschen das Fürchten zu lehren, wirken gegen unzählige Riesenheuschrecken aber geradezu possierlich.

Für einen Sommer-Blockbuster, der als das große Finale einer sechs Filme umfassenden Dino-Saga verkauft wird, ist diese Feststellung recht ernüchternd. Das Ungleichgewicht der Bösewichter passt zum Gesamtbild eines Films, der es jüngeren wie älteren Dino-Fans recht machen will, sich mit seiner sprunghaften Erzählweise aber selbst im Weg steht.

Im Genetik-Wohltäter schlummert ein fehlgeleiteter James-Bond-Bösewicht

Vielversprechend ist noch der Einstieg, wenn Reportage-Schnipsel von einer Welt nach der Apokalypse erzählen: Nach dem Untergang der Saurier-Insel Isla Nublar im letzten Teil "Das gefallene Königreich" haben sich die Riesenechsen auf der Erde ausgebreitet. Während Brachiosaurier friedlich durch Wälder stapfen und Flugsaurier eindrucksvoll auf Hochhäusern nisten, sind es andere Arten, die das gesamte Ökosystem mit ihrem Fressverhalten auf den Kopf stellen und den Fortbestand der Menschheit gefährden.

Profiteur in diesem Öko-Desaster ist Lewis Dodgson (Campbell Scott), der sich mit seinem Biotech-Unternehmen Biosyn ein Monopol in der Landwirtschaft erarbeitet hat und nach außen hin den Genetik-Wohltäter gibt. Sein gigantomanisches Refugium in den Dolomiten ist jedoch ein erster Hinweis darauf, dass in dem an Steve Jobs angelehnten Technik-Guru ein fehlgeleiteter James-Bond-Bösewicht schlummert.

Gen-Experimente: Verheerende Attacken von Riesenheuschrecken

Wie einst im Jurassic Park dürfen bei Mr. Dodgson die Dinosaurier so leben, als wären sie vor über 60 Millionen Jahren gar nicht ausgestorben. Der Unternehmer hat mit seinen Gen-Experimenten aber anderes im Sinn als die Welt artgerecht zu retten.

Regisseur Colin Trevorrow und Isabelle Trevorrow kommen zur Premiere von "Jurassic World Dominion" im TCL Chinese Theatre in Los Angeles.
Regisseur Colin Trevorrow und Isabelle Trevorrow kommen zur Premiere von "Jurassic World Dominion" im TCL Chinese Theatre in Los Angeles. © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

Das zeigen bereits die verheerenden Attacken besagter Riesenheuschrecken, die die Felder seiner Firma Biosyn verdächtig unberührt lassen. Colin Trevorrow, der bereits den Dino-Neustart "Jurassic World" inszenierte, schwebt mit seinem Film naturgemäß keine ethisch-wissenschaftliche Abhandlung über das komplexe Feld der Gentechnik vor.

Ein Großteil des satten Budgets von 165 Millionen Dollar fließt wie erwartet in die durchaus bissigen Actionszenen. Mittendrin statt nur dabei ist wie in den letzten beiden Teilen das Dinoforscher-Paar Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard). Vergeblich versuchen die wackeren Heldenfiguren nicht nur die Urzeittiere, sondern als Ersatzeltern auch das genetisch erzeugte Mädchen Maisie (Isabella Sermon) zu schützen.

Erstaunlich uninspiriertes Wiedersehen mit den Spielberg-Helden aus dem Original 

Nach ihrer gewaltsamen Entführung kommt es in der Altstadt von Valletta, der Hauptstadt Maltas, zu einer spektakulären, an "Mission: Impossible" erinnernden, Verfolgungsjagd, in der auch ferngesteuerte Raptoren kräftig mitmischen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Unterbrochen wird das Fressen auf Rädern aber immer wieder mit der umständlichen Einführung der Hauptcharaktere aus Steven Spielbergs unerreichtem Original.

Auch erfolgreiche Film-Reihen sind künstlerisch nicht vor dem Aussterben gefeit

Das Wiedersehen mit dem dauerschlechtgelaunten Paläontologen Dr. Grant (Sam Neill), der angespannten Botanikerin Dr. Sattler (Laura Dern) und dem Sprüche klopfenden Chaostheoretiker Dr. Malcolm (Jeff Goldblum) fällt jedoch erstaunlich uninspiriert aus. Auch neue Figuren wie die waghalsige Pilotin Kayla Watts (DeWanda Wise) verkomplizieren eher die in Episoden ausgefranste Handlung als dass sie ihr neue Impulse geben.

Und so verpufft das finale Treffen der Generationen zur geistlosen Spielberg-Reminiszenz, die letztlich nur beweist, dass auch erfolgreiche Film-Reihen künstlerisch nicht vor dem Aussterben gefeit sind.


Kino: Cadillac, Astor im Arri (auch 3D), CinemaxX (auch 3D) sowie Gloria, Leopold, Rio (alle auch 3D), Royal (3D) und Museum (OV) Cinema (OV, auch 3D), Mathäser (alle Variationen), R: Colin Trevorrow (USA,147 Min.)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.