Historiendrama "Persischstunden": detailreiche Schilderung von Holocaust-Horror
Auf dem Weg zu seiner Erschießung durch die Nazis im besetzten Frankreich tauscht der Jude Gilles mit einem anderen Gefangenen ein Sandwich gegen ein persisches Buch und entgeht so dem Massaker. Er behauptet, Perser zu sein.
Häftling lehrt SS-Mann Fantasiesprache
SS-Mann Klaus Koch will Farsi lernen, weil er nach dem Krieg ein Restaurant in Teheran eröffnen will. Er macht Gilles, der sich Reza nennt, zu seinem Lehrer und wird von diesem unwissentlich in einer Sprache unterrichtet, die es gar nicht gibt. Gilles, der auch das Gefangenenregister führt, bildet die Fantasiewörter aus den Namen der todgeweihten Häftlinge.
Es ist eine absurde Ausgangssituation, die Regisseur Vadim Perelman zu einem eindringlichen Holocaustdrama verdichtet. Sein auf der Erzählung "Erfindung einer Sprache" von Wolfgang Kohlhaase basierender Film mag Züge eines Schelmenstücks tragen, vor allem aber schildert er die Schrecken des Holocaust aus einer ungewöhnlichen Perspektive.
Über dem Schrecken liegt perfide Ruhe
In den dicht inszenierten Kammerspielszenen zwischen Gilles und Koch, von Nahuel Pérez Biscayart und Lars Eidinger eindringlich gespielt, manifestieren sich Unterdrückung und Todesangst in perfider Ruhe. Auch wenn das Opfer zum Lehrer und der Täter zum Schüler wird: Es ist der SS-Mann, der über Leben und Tod entscheidet. Gilles mag besser verpflegt werden als Mithäftlinge. Aber mit der Angst aufzufliegen, ist er allein.
K: City, Solln, Monopol, Theatiner
R: V. Perelman (D, RU, 127 Min)
- Themen:
- Gaststätten und Restaurants