Filmkritik: The Party - schwarzweiße Komödie

"Halt den Mund, Gottfried, deine Klischees sind unerträglich": Das ist noch eine der nettesten Bemerkungen, die Bruno Ganz als deutscher Esoterik-Guru und Lebensberater mit Komik-Potenzial von seiner Gattin einstecken muss. Diese heißt April und ist die „älteste, liebste und treueste Freundin" von Gastgeberin Janet, die im schicken Londoner Domizil mit Freunden und Mitstreitern eine Party schmeißt, um ihren Aufstieg zur Gesundheitsministerin im Schattenkabinett ihrer Partei zu feiern.
Aber trotz Prosecco und Häppchen, die die Karrierefrau selbst in den Ofen schiebt, steht das Treffen der arrivierten Alt-68er unter keinem guten Stern. Bevor es gemütlich wird, lässt ihr schweigsamer, Rotwein süffelnder Mann die Katze aus dem Sack: Er ist unheilbar krank, will sich von ihr trennen, liebt schon lange eine andere, ausgerechnet ihre engste Mitarbeiterin.
Nach dieser Ankündigung läuft das Fest aus dem Ruder, werden unbequeme Wahrheiten offenbart, schwingt jeder lustvoll die verbale Keule oder setzt den Rivalen direkt mit einem Fausthieb außer Gefecht.
Sally Potter porträtiert in ihrem achten Spielfilm quasi in Echtzeit und mit feiner Bosheit linksliberale, scharfzüngige Intellektuelle und ihre Lebenslügen. Von ihren großen Träumen sind nur Zynismus und eine Portion Bitterkeit übrig. Der diskrete Charme der Bourgeoisie und die zivilisierte Atmosphäre kippen bald in emotionales Chaos. Unschlagbar ist Patricia Clarkson als April, die Worte wie Giftpfeile mit Widerhaken abschießt und genüsslich bei jedem den wunden Punkt trifft.
Das siebenköpfige Ensemble dieses in bestechenden Schwarz-weiß-Tableaus gefilmten Kammerspiels läuft zur Hochform auf: an der Spitze Kristin Scott Thomas und Timothy Spall als scheinbar perfektes Ehegespann, bei dem der Liebeslack schon lange ab ist. Aber auch Cherry Jones als lesbische Professorin, deren junge Partnerin (Emily Mortimer) Drillinge erwartet, und ein kaputter Banker (Cillian Murphy), der unterm teuren Zwirn nicht nur Koks, sondern auch eine Pistole versteckt, lassen es schauspielerisch krachen.
Für Potter basiert jede Beziehung auf Machtbalance und wohl gehüteten Geheimnissen. Funktioniert dieses fragile Gefüge nicht mehr, bleibt nichts mehr. So ist es kein Wunder, wenn am Ende der köstlichen Komödie mit tragischem Kern drei Ehen und einige Gläser zerbrochen sind. Und jede Menge falscher Selbstbilder und politischer Illusionen.
Regie: Sally Potter (GB, 68 Minuten) Kinos: ABC, Arena, Atelier, Solln, Museum-Lichtspiele, Neues Maxim, Rio, Studio Isabella (OmU)