"Diana": Du und die ganze Welt

Lady Di's letzte Liebe: Regisseur Oliver Hirschbiegel entscheidet sich in „Diana“ für die Kraft des Melodrams, findet gute Bilder mit Naomi Watts, aber entkommt nicht der Kitschfalle
Michael Stadler |
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Lady Di's letzte Liebe: Regisseur Oliver Hirschbiegel entscheidet sich in „Diana“ für die Kraft des Melodrams, findet gute Bilder mit Naomi Watts, aber entkommt nicht der Kitschfalle

Wie kann nur ein Herzchirurg bei all den vielen Arbeitsstunden, bei aller Verpflichtung zur Perfektion überhaupt entspannen? Mit Jazz, ist die Antwort von Hasnat Khan. Wie Jazz einen einnimmt, erklärt der britisch-pakistanische Doktor der Princess of Wales, Diana. Und ja, Jazz lebt von der Improvisation, eine Kunst, die auch die Prinzessin der Herzen beherrschen muss. Einfach mal drauf losspielen – zuletzt hat man Ähnliches von Michael Herbig in seinem Engels-Film „Buddy“ gehört, aber einer ganz fiktiven Geschichte gesteht man laissez-faire viel eher zu als einem Film, der die zwei letzten Lebensjahre einer zum Mythos verklärten Frau in den Blick nimmt.

Hirschbiegel nimmt sich Freiheiten

Gerade die Freiheiten, die Oliver Hirschbiegel sich bei der Adaption von Kate Snells Buch „Diana: Her Last Love“ nahm, haben die britischen Kritiker zu bösen Verrissen inspiriert (besonders lustig: Tim Robey im Onlineportal von „The Telegraph“). Und man muss sagen, dass Hirschbiegel so manche Dialogzeile des Drehbuchs hätte überdenken müssen: Der Kitsch liegt in einem Satz wie „Wenn ich dich heirate, muss ich die ganze Welt auch heiraten“, der das Dilemma des Arztes und seiner prominenten Liebe poesiebuchhaft auf den Punkt bringt.

Die Kamera findet bessere Bilder zum Kitsch des Drehbuchs

Die Bilder des langjährigen Hirschbiegel-Kameramanns Rainer Klausmann fangen hingegen elegant und ausdrucksstark die Prinzessin im Raum ein, wie ausufernd groß der Konzertsaal ist, in dem Diana alleine sitzt, wie tunnelhaft mancher Korridor, wie eng der Kamerablick der Paparazzi eine Situation machen kann und wie weit mit Hasnat sich die Perspektive öffnet. Um Druck abzulassen, fahren die Liebenden an die Küste, ausgelassene Stimmung, Körpernähe, „Ne me quittez pas“ im Radio. Solche Auszeiten vom Verifizierbaren nimmt sich Hirschbiegel, ganz locker. Das Melodram pfeift auf den Schmalzverdacht, aber ein ernstzunehmender politischer Film verlangt nach mehr Blue Notes und Dissonanzen. Sonst gibt’s nur Easy Listening mit einer gut gespielten Diana.

Kino: Cadillac, Mathäser, Münchner Freiheit, Rio, Royal, Atelier (OmU), Cinema und Museum Lichtspiele in OF; R: Oliver Hirschbiegel (GB, 113 Min.)

 

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