Der Film "Diana": Diana, ein Star zum Anfassen?
Oliver Hirschbiegel hat einen Film über die letzten zwei Lebensjahre von Prinzessin Diana gedreht und zog damit die Wut der britischen Presse auf sich. Jetzt kommt der Film „Diana“ in unsere Kinos
Berührungsängste mit historischen Figuren hat Oliver Hirschbiegel nicht. Der Regisseur, der schon Bruno Ganz als Hitler in „Der Untergang“ inszenierte, hat nun einen Film über die letzten zwei Jahre im Leben von Prinzessin Diana gedreht, ausgehend von Kate Snells Sachbuch „Diana: Her Last Love“, das sich auf die Beziehung Dianas mit dem Chirurgen Hasnat Khan konzentriert.
AZ: Herr Hirschbiegel, die Kamera zeigt Diana oft von oben, wie sie auf dem roten Teppich geht oder durch einen Park joggt. Ist das eine gottähnliche Sicht auf Diana oder ist das Ihre Perspektive?
OLIVER HIRSCHBIEGEL: Die Kameraperspektive von oben wird tatsächlich als God’s Eye bezeichnet. Zugleich ist das eine Perspektive, die eine gewisse Verlorenheit ins Bild rückt. Das ist auch ein Aspekt, der mich überrascht hat: So sehr Diana eine Ikone war, die verehrt und vergöttert wurde, gab es etwas unglaublich Verletzliches und Verlorenes in ihr und um sie herum. Mir war wichtig, dass der Film nicht nur die Geschichte von Diana erzählt, sondern dass er diese Figur atmet, dass er einen authentischen Geschmack von ihr gibt, auch als Energie. Was die Engländer ja gehasst haben.
In England ging die Kritik hart mit dem Film um. War das aber nicht zu erwarten?
Ich war sicher, dass der Film eine Kontroverse auslösen würde. Aber wie irrational, fast kindlich reagiert wurde, das hat mich schon überrascht. Es wurde kaum über den Film selbst geschrieben, sondern das Projekt wurde grundsätzlich abgelehnt. Die Kritik ging auch teilweise bösartig mit Naomi um. Man kann den Film nicht mögen, aber ihre Leistung ist, wenn ich das als Regisseur sagen darf, unbestritten. Alle Stimmen aus der Umgebung des Königshauses haben bestätigt, dass Diana tatsächlich so war.
Vielleicht mochten die Engländer nicht, dass Sie eine Liebesgeschichte erzählen und damit eine Ikone erden.
Ja, es ist eine sehr intime, sehr emotionale Geschichte. Und diese Emotionalität ist nun mal nicht die Stärke der Engländer. Sie arbeiten eher über Ironie und Satire. So effizient wir Deutschen sein können, wir sind vielleicht doch die größeren Romantiker.
Woher kann man aber wissen, wie Diana geliebt hat?
Liebe ist ein universales Erleben, eine Emotion, eine Energie. Insofern ist sie für jeden verwertbar und verfügbar. Es gibt zahlreiche Beschreibungen darüber, wie Diana mit Männern umging. Von diesen Quellen aus konnten wir uns annähern.
Sie haben viele ikonographische Momente rekonstruiert, zum Beispiel, wie Diana vor den Linsen der Presse durch ein Minenfeld in Angola geht oder wie sie sich auf der Yacht von Dodi Al-Fayed zeigte.
Es war ein Vergnügen, diese Momente nachzustellen, gerade weil es diese Dokumente gibt, die Fotografien und Filme. Da hat man einen sicheren Anhaltspunkt. Das Schwierige liegt immer im Feinen, im Intimen, darin eine Wahrhaftigkeit zu erreichen. Wenn Diana und Hasnat zum Beispiel zusammen sind, wenn er zu ihr sagt, „I love you“. Das klingt ganz banal und ist doch ein sehr schwieriger Satz.
Wie „echt“ war Diana?
Bevor sie das BBC-Interview gibt, in dem sie über ihre Beziehung zu Charles sprach, sieht man im Film, wie sie diese Rede vor einem Spiegel einstudiert. Diese Szene vor dem Spiegel ist meine Erfindung. Aber kein Mensch ist in der Lage, ein derartig prägnant formuliertes Interview zu geben, ohne sich vorzubereiten. Ein Satz wie: „There were three of us in this marriage. So it was a bit crowded“ („In dieser Ehe waren wir zu dritt. Es war ein wenig überfüllt.“) – das kann sie sich nicht spontan ausgedacht haben. Das hat sie geplant.
Was Diana in die Nähe einer Schauspielerin rückt.
Sie ist eine Schauspielerin gewesen! Das ist mein Verständnis von Diana. Sie hat das mehrfach auch selber gesagt. Ohne Vorwissen habe ich mir Diana angeschaut, auf Fotos und in diversen Videos. Und was ich gesehen habe, war eine Art altmodischer Filmstar. Diese sehnsüchtigen Blicke in die Ferne, ihre Energie, die man als Außenstehender spürt, ihre Präsenz – das erinnert an die großen Filmstars.
Naomi Watts ist ein Star, der nun einen Star spielt. Wie haben Sie mit ihr gearbeitet?
Für mich war wichtig, dass Diana eine sehr spirituelle Person war. Über solche Dinge spricht man mit den Schauspielern, aber dann trainieren sie auch einfach, wie ein Athlet. Naomi hat sich endlos die Stimme Dianas angehört, hat auf Videos ihre Körperhaltung und Manierismen studiert. Aber ich muss sagen: Ich mache diesen Job seit 20 Jahren und für mich ist es immer noch ein Rätsel, wie Schauspieler das im Endeffekt tun.
Der Film zeigt, wie die Paparazzi Diana verfolgt haben, aber auch, wie sie die Presse genutzt hat. Wenn sie mit Dodi auf der Yacht ist, macht sie das in Ihrem Film offenbar, um fotografiert zu werden. Die Fotos sollten Hasnat Khan eifersüchtig machen.
Zuerst dachte ich, dass Diana eher naiv war und unverhofft Mutter zweier Prinzen wurde. Aber sie entpuppte sich für mich als unglaublich komplexer Charakter, der sich auch ständig widerspricht. So selbstbewusst sie auftreten konnte, so einsam und fragil war sie auf der anderen Seite. Dass sie auf der Yacht mit Dodi war, hat mehrere Gründe: Nachdem sie zwei Jahre immer alles geheim halten musste, genoss sie es einfach, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen: Ich bin eine starke, unabhängige Frau, zumal eine, die jetzt auch politisch arbeitet. Dann waren ihre Kinder im Urlaub, beim Vater und den Großeltern. Was macht man als berühmteste Frau der Welt? Alleine im Kensington Palace wäre sie eingegangen. Sie brauchte einen Freund, wo bei dem sie aufgehoben war. Die Einladung auf die Yacht war perfekt. In meinem Verständnis war das eher eine Freundschaft mit Dodi. Und es gab ein Telefonat Dianas mit einem Onkel von Hasnat, aus dem klar hervorgeht, dass sie im Hinterkopf hatte, Hasnat eifersüchtig zu machen.
Nach Hitler im „Untergang“, nach Diana, nach all dem Trouble mit diesen Filmen – reicht’s jetzt mit den historischen Persönlichkeiten?
Ich habe jetzt schon wieder ein anderes Drehbuch, in dem es um die Darstellung einer historischen Figur geht. Die ist nur nicht so bekannt. Ich muss den Autoren erst noch treffen und schauen, wie weit wir das treiben können. Mich interessieren einfach Figuren, über die man schon einiges weiß. Alle anderen muss man ja erst mal erfinden. Ich reibe mich gerne an der Wirklichkeit und finde es faszinierend, sie in eine eigene Wirklichkeit umzusetzen, ohne die Figur und Geschichte dabei zu verraten. Die Limitierung durch die Wahrheit ist für mich eine spannende Herausforderung.
"Diana" startet am Donnerstag in den deutschen Kinos
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