Darum liegen Kino-Open-Airs so im Trend
Früher dauerten Kino-Open-Airs ein paar Tage, heute den ganzen Sommer. Über den Erfolg dieser Events.
Nichts hasst die Kinobranche mehr als schönes Wetter. Sonne: pfui! Laue Sommerabende: ein Grauen! Wer soll da Filme schauen? Natürlich die Gäste der Open-Air-Kinos! Die werden seit Jahren immer beliebter – auch in München.
Zum Beispiel das Festival Kino, Mond & Sterne auf der Seebühne im Westpark. Das war 1995 das erste Münchner Kino Open Air.
Leiter Peter Mopils hat es als Student mit einem Kommilitonen gegründet. „Wir hatten die Idee – und in den Semesterferien auch Zeit“, sagt er. „Wir haben einfach bei Filmverleihern und der Stadt angerufen, und alle hielten es für eine super Idee.“ Die Studienfreunde führten sechs Filme vor, 800 Zuschauer kamen, ein großer Erfolg.
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Dieses Jahr zeigt Mopils an 96 Terminen Filme und erwartet den 700 000ten Besucher. 1995 halfen ein paar Freunde mit, dieses Jahr arbeiten 45 Aushilfen für ihn. Das Festival ist stetig gewachsen. Nur die Zuschauerzahlen schwanken – abhängig vom Wetter. „Im Jahrhundertsommer 2003 kamen 70 000 Zuschauer. Das ist bis heute Rekord“, sagt Mopils. Sein Festival beginnt heute und dauert bis zum 6. September.
Eine typische Entwicklung, sagt Birgit Bähr. Sie ist beim FilmFernsehFonds Bayern (FFF) für die Kinoförderung zuständig. „Früher dauerten Open Airs ein paar Tage, jetzt die ganze Saison“, sagt sie. „Sie haben sich zu einer Dauereinrichtung entwickelt.“ Neben dem Kino im Westpark gibt es das Kino am Olympiasee, das einwöchige Kino-Open-Air am Königsplatz (21. bis 28. Juli) ... und das Viehhof-Open-Air-Kino.
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Auch das ist stetig gewachsen, seitdem es 2010 der Fläche der ehemaligen Großviehhalle wieder einen Sinn gab. 37 Tage dauerte es damals, heuer sind es schon 88. „Der Viehhof wird immer mehr von der Hundepinkelwiese zur In-Location“, sagt Leiter Hartmut Senkel.
Dieses Jahr gibt es – neben dem Biergarten und Kulturveranstaltungen – sogar eine zweite Leinwand. Während bei Open Airs meist publikumswirksame Mainstream-Filme laufen, zeigt Senkel im Zirkuszelt Programmkino, darunter Filme wie die Oscar-prämierte Dokumentation „Citizenfour“ über Edward Snowden, den Arthouse-Film „Mommy“ oder Klassiker wie „Down by Law“.
Zum Open Air kommen auch Leute, die sonst nicht ins Kino gehen
Senkel hat die Reihe mit dem City-Kino ins Leben gerufen. Dabei sind nicht alle Kinos erfreut über die sommerliche Kino-Konkurrenz. Hartmut Senkel glaubt allerdings nicht, den Kinos Zuschauer wegzunehmen: „Wenn es regnet, gehen die Leute ins Kino, sonst eben zu uns.“
Dasselbe glaubt Birgit Bähr vom FFF: „Zum Open Air gehen Leute, die sonst nicht alle ins Kino gehen würden“, sagt sie. „Da geht es eher um ein Happening auf der grünen Wiese.“ Ohnehin können nur die stationären Kinos neue Filme zeigen. Die Open-Air-Betreiber bekommen die Filme meist erst sechs Wochen nach Kinostart von den Filmverleihern.
Ihrem Erfolg tut das keinen Abbruch – nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland. Nach den letzten Zahlen der Filmförderungsanstalt hatten die Open Air-Kinos in den Jahren von 2009 bis 2013 einen Besucherwachstum von 15,4 Prozent.
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