"Birnenkuchen mit Lavendel“: Neue Liebe unter dem Birnenbaum
Bitte nicht vom misslungenen deutschen Titel in die Irre führen lassen! Der erinnert an ältere Damen beim Kaffeekränzchen und entspricht nicht im Geringsten dem französischen „Le Goût des Merveilles“, ein feiner Hinweis nicht nur auf ein provenzalisches Gebäck, sondern auch auf die kleinen Wunder des Alltags. Und davon gibt es einige in diesem in mild-pastellfarbenes Licht getauchten Bilderbuch.
Da fährt Louise, schon genug gebeutelt von der Bank, die verlangt, ihr Haus zu verkaufen und den Obstanbau aufzugeben, auch noch einen Mann an. Ein seltsamer Vogel, der erst einmal wegläuft, sich dann doch von der Fremden verarzten lässt und die Nacht auf dem Sofa schläft. Am nächsten Morgen wirkt die Küche so blank wie der Spiegelsaal von Versailles.
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Risse in der Idylle
Der seltsame Kauz mit Putzzwang gleitet behutsam in das nicht ganz einfache Leben der Witwe und ihrer zwei Kinder, fühlt sich richtig zu Hause. Zwar ist alles schön anzugucken, aber der Schein trügt, die Idylle zeigt Risse, die Agrarindustrie plant schon den Kahlschlag. Auf dem pittoresken Markt laufen die Geschäfte schlecht, Bäume werden ausgerissen, der Schuldenberg wächst.
Und dem vom Asperger-Syndrom geplagten Außenseiter, der nicht mehr von Louises Seite weicht, droht Vormundschaft, Verlust der Eigenständigkeit. Dabei ist er liebenswürdig und hilfsbereit, nur nicht gerade ein Ausbund an Kommunikation, dafür im Rechnen ein Ass. Im Gegensatz zu den üblichen Film-Charakteren ändert nicht er sich, sondern der Blick des Zuschauers auf ihn, man findet den Sonderling zunehmend sympathisch.
Eine Begegnung mit dem Anderssein
Éric Besnards ungewöhnliche Liebesgeschichte mit Virginie Efira als bodenständiger Frau und Benjamin Lavernhe (Mitglied der Comédie Française) als fragilem und hypersensiblem Eigenbrötler tut gut, auch wenn in den Sternen steht, ob das Glück funktioniert.
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Eine Begegnung mit dem Anderssein, die von der Schönheit der Unschuld erzählt und von der Stärke in der Zerbrechlichkeit, dabei Kitschfallen vermeidet. Anschließend möchte man nur Eines: Ab in die sonnige Provence mit ihren (noch) endlosen Lavendelfeldern.
Kinos: City Kinos, Monopol, Studio Isabella, Theatiner Film R.:Eric Besnard (F, 97 Min.)
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