Chefdirigent Gergiev in der Kritik für Haltung zu Russland

Der Bürgermeister von Mailand fordert Valery Gergiev auf, sich von der russischen Invasion in die Ukraine zu distanzieren
Robert Braunmüller |
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Der Dirigent Valery Gergiev mit Oberbürgermeister Dieter Reiter 2018 bei der Verlängerung des Vertrags im Rathaus.
Der Dirigent Valery Gergiev mit Oberbürgermeister Dieter Reiter 2018 bei der Verlängerung des Vertrags im Rathaus. © Michael Nagy

München - Münchens Stadtspitze wollte am Dienstag keine Stellungnahme dazu abgeben, ob es für Valery Gergiev eine rote Linie im Russland-Ukraine-Konflikt gibt. Am Mittwoch dirigiert der viel beschäftigte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker die Premiere von Tschaikowskys "Pique Dame" an der Mailänder Scala. Der Bürgermeister der Stadt wurde laut der Zeitung "Corriere della Sera" deutlich: Gemeinsam mit dem Scala-Intendanten Dominique Meyer forderte Bebbe Sala (Europa Verde) Gergiev auf, sich klar gegen die Invasion russischer Truppen zu positionieren. Ansonsten sei sein Engagement an der Scala beendet.

Valery Gergiev: Ein politischer Dirigent? 

"Es ist schön und gut, Erklärungen zur Unterstützung des ukrainischen Volkes abzugeben. Aber das reicht nicht", sagte Sala laut "Corriere della Sera". "In erster Linie muss die Politik zusammen mit der Diplomatie und der Wirtschaft mehr tun." Für gestern Abend war eine Friedensdemo vor dem Opernhaus angekündigt.

Gergiev hat Mailand unmittelbar nach der Premiere verlassen. Er ist auf dem Weg nach New York, wo er drei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern dirigieren wird. Seit der Annexion der Krim durch Russland demonstrieren vor der Carnegie Hall regelmäßig Aktivisten, die Gergiev wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten kritisieren.

Musik verbindet: Kultur kein Spielball der Politik

Daniel Froschauer, der Vorstand der Wiener Philharmoniker, verwies in einer Erklärung auf die langjährige Beziehung des Orchesters zu Gergiev. Kultur dürfe nicht zum Spielball der Politik werden. Musik habe eine verbindende, keine trennende Funktion. Darüber hinaus verurteilten die Wiener Philharmoniker jede Art von Gewalt und Krieg. "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", so Froschauer.

Gergiev wird erst am 17. März wieder in München dirigieren. Auf dem Programm steht dann Bruckners Symphonie Nr. 8. Eine Reihe von Musikerinnen und Musikern der Münchner Philharmonikern steht den politischen Positionen des Dirigenten offenbar kritisch gegenüber: Sie haben ihre Profilbilder auf Social Media mit ukrainischen Flaggen versehen, darunter auch der Orchestervorstand Konstantin Sellheim.

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Grüne: Gegen Dirigent mit Sympathien für Russland

Der Grünen-Fraktionschef Florian Roth verwies darauf, dass seine Partei bereits 2018 im Stadtrat der Vertragsverlängerung für Gergiev nicht zugestimmt habe. Der Chefdirigent der Philharmoniker habe als Repräsentant eine herausgehobene Position. "Als Botschafter Münchens verbietet sich Propaganda für homophobe, menschen- und völkerrechtswidrige Politik Putins", erklärten die Grünen damals. An dieser Position habe sich nichts geändert, so Roth. Solange sich Gergiev aber nicht zur aktuellen Politik Russlands äußere, sehe er vorerst keine Handhabe.

Im Unterschied zu Mailand unterhält München eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Solidaritätsadressen sind schön. Aber sie wirken nur mäßig glaubhaft, wenn der Chefdirigent des städtischen Orchesters Putins Hofkapellmeister ist. 

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  • Yeswecan am 25.02.2022 00:20 Uhr / Bewertung:

    Mittlerweile wurde das Dirigat von Gergiev in New York (3Konzerte) gecancelt- völlig zu Recht! Auch der russ.Pianist Matsuev-ein Befürworter der Krim-Annexion wurde ausgeladen. Und die nächsten Operndirigate in Mailand stehen auf der Kippe (Quelle Presse Austria).-In Amerika weiß man ein Zeichen zu setzen.In München aber laviert ein sozialdemokratischer( !) OB rum und hat keine Autorität den guten Freund des Kriegsverbrechers Putin vor die Tür zu setzen. Eine Schande für München-die Partnerstadt Kiews , wo die Einwohner durch Kriegsverbrechen mit dem Tod bedroht werden.Schöne Solidarität!

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