Von Krieg und Liebe: Was das Festival "Radikal jung" im Volkstheater bringt

Seit 2005 gibt es "Radikal jung" am Münchner Volkstheater, eine Versammlung junger Regiearbeiten, die über die Jahre zum festen Bestandteil der Münchner Kulturszene geworden ist.
Anne Fritsch |
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Aus Weimar kommt die Produktion "Der Meister und Margarita" von Regisseurin Luise Voigt ins Volkstheater.
Aus Weimar kommt die Produktion "Der Meister und Margarita" von Regisseurin Luise Voigt ins Volkstheater. © Candy Welz

München - Nicht wenige derer, die zu den ersten Ausgaben von "Radikal jung" - jenem Festival, das alljährlich (außer in den Corona-Jahren 2020 und 2021) am Münchner Volkstheater stattfindet - eingeladen waren, sind längst nicht mehr wegzudenken aus der deutschsprachigen Theaterszene: David Bösch, Felicitas Brucker, Florian Fiedler und Friederike Heller sind nur einige von ihnen. Waren es in der ersten Ausgabe acht Inszenierungen, werden es dieses Mal 13 sein: Vom 27. April bis 5. Mai werden zehn Arbeiten aus Deutschland, zwei aus Österreich, eine aus Belgien zu sehen sein. Die Jury (Jens Hillje, Christine Wahl, C. Bernd Sucher und Florian Fischer) hat rund 80 Produktionen gesichtet, aus denen sie ihre Auswahl getroffen hat.

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Dabei sei ihnen eines aufgefallen, so Festivalleiter Jens Hillje: Es ist schwerer geworden für junge Regisseur*innen in der postpandemischen Theaterlandschaft. Immer seltener dürfen sie auf der großen Bühne inszenieren, vieles findet (wieder) auf kleinen Nebenbühnen statt. Ein Rückschritt, dem das Festival entgegen treten will. Indem es die ästhetische und inhaltliche Vielfalt junger Regie präsentiert, indem es Türen öffnet und Brücken baut in die Zukunft. Denn längst schaut nicht nur Volkstheater-Intendant Christian Stückl genau hin, wer da kommt - und engagiert nicht selten den einen oder die andere gleich für eine Inszenierung am eigenen Haus. Das Volkstheater ist wahrlich ein Vorreiter, was Entwicklungsmöglichkeiten für den Nachwuchs angeht.

Aktuelle Themen von Diskriminierung bis Klimawandel

Das Programm 2023 vereint große Stoffe, neue Sichtweisen, Stückentwicklungen, Romanbearbeitungen, Tanz-Performances und auch Musiktheater. Die Themen sind ein Abbild unserer Zeit: Krieg, Flucht, Neoliberalismus, Klimawandel, Machtstrukturen, Liebe und Sexualität. Isabelle Redfern und Katharina Stoll fragen in "Sistas!", einer Koproduktion von Glossy Pain und der Volksbühne Berlin, nach unterschiedlichen Sichtweisen auf Diskriminierungserfahrungen und adaptieren Tschechows "Drei Schwestern" zu einer respektlosen Komödie rund um das Dauerbrenner-Thema Identität.

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Fonja Finck ist mit ihrer Adaption von Annie Ernaux' "Das Ereignis" am Schauspielhaus Hamburg eingeladen, Stas Zhyrkov erzählt die "Odyssee" am Schauspielhaus Düsseldorf mit einem Ensemble ukrainischer Frauen aus Sicht der Penelope, der wartenden Frau, deren Mann im Krieg ist. Das Kollektiv "Institut für Medien, Politik und Theater" zeigt "Gondelgeschichten", ein Rechercheprojekt zum alpenländischen Wintertourismus, das am Tiroler Landestheater Innsbruck Premiere hatte.

Feilen an Late-Night-Formaten und Rahmenprogramm 

Es sieht nach einem runden Programm aus, das Lust macht, sich darin zu versenken. Das Volkstheater selbst schickt Mathias Spaans großartige Bearbeitung von Tom McCarthys Roman "8 1/2 Millionen" ins Rennen. An einem Rahmenprogramm, in dem sich vielleicht auch wieder Late-Night-Formate wie im vergangenen Jahr finden, wird gerade noch gefeilt.

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Im vergangenen Jahr, als das Festival coronabedingt im Sommer stattfinden musste, lag die Auslastung bei 75 Prozent. "Stückl und sein Team haben ziemlich richtig gute Arbeit gemacht", lobt Kulturreferent Anton Biebl. Vielleicht ist es dieses kleine Wörtchen "ziemlich", das Stückl einwerfen lässt: Nun, da es wieder seinen angestammten Termin Ende April/Anfang Mai einnimmt und ohne Auflagen stattfinden kann, "liegt unser Ziel weit höher", stellt er klar. Diesmal werde es wieder draußen ein Festivalzelt geben, einen zentralen Ort, an dem alles zusammenläuft. Und: "Das Licht im Hof hat nicht gestimmt letztes Jahr." Nicht viel zu meckern also, aber immer der Wille, es noch a bisserl besser, das Theater zu einem einladenden Ort für alle zu machen.

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