Queen-Musical in München: Die magische Gitarre
München - Nicht einmal die Verantwortlichen bei der Plattenfirma EMI konnten sich einen Reim auf den Song machen. "Bohemian Rhapsody" hat keine Strophen und keinen Refrain, klingt zwischendurch wie eine Oper, dann ruft jemand nach der Mutter.
Solisten wollen Freddie Mercury nicht nachahmen
Irgendwie zusammenhanglos purzeln seltsame Wörter wie "Scaramouche", "Fandango", "Figaro" oder "Beelzebub" umeinander und der Name Galileo Galilei fällt. Das Rätsel hat Freddie Mercury, wenn es überhaupt eines gibt, nach seinem Tod 1991 ins Grab mitgenommen, aber die knapp sechs Minuten vom Album "A Night At The Opera" aus dem Jahr 1975 sind immer noch quicklebendig.
Heute ist der Song ein Klassiker der Rockgeschichte und Finale, Zugabe sowie einer der vielen Höhepunkte des Musicals "We Will Rock You", das heuer sein 20-Jähriges feiert und in einer aktualisierten Fassung in der Olympiahalle gastiert.
Galileo Figaro (Philipp Büttner) und Scaramouche (Inga Krischke) sind die beiden Solisten der fulminanten Schlussnummer und versuchen glücklicherweise nicht, wie Freddie Mercury zu klingen. Sie haben ihr eigenes Ding gemacht: Büttner verströmt viel farbenreichen Schmelz und Krischke fügt etwas nonchalant Dreckiges hinzu.
Das Stück wurde 2002 in London uraufgeführt, zu einem globalen Erfolg und die deutschsprachige Fassung wurde zum ersten Mal 2004 in Köln und 2013 auch in München gezeigt. Es ist kein historisches Musical über die legendäre Band Queen oder ihren nicht minder legendären Mastermind und Frontmann.
Librettist Ben Elton dachte sich zusammen mit den Queen-Veteranen Brian May und Roger Taylor eine Dystopie über eine autoritäre Gesellschaft aus, in der gesellschaftliche Vielfalt und künstlerische Freiheit verboten sind.
Als ganz besonders verwerflich gilt auf der Erde, die jetzt I-Pad heißt, Rock. Tyrannin ist Killer Queen (Linda Holmgren) und die Gleichschaltung erfolgt in der Gaga-Akademie.
Dort studiert auch Galileo Figaro, der mit seinen Träumen, in denen ihm verbotene Worte "zufliegen", zunehmend auffällig wird. Mit der aufständischen Scaramouche flieht er zu den Bohemians. Das ist eine Untergrundbewegung, die das Erbe der Musik aus einer fernen Vergangenheit religiös verehrt.
Helene Fischer ist eine Anführerin
Wie so oft im spirituellen Bereich bleiben viele Fragen offen wie: Wo ist das Tokio Hotel? Oder: Wer hat den Farbfilm vergessen? Sie nennen sich nach den Stars, deren Namen sie in verbotenen Quellen fanden. Einer der Anführer ist Helene Fischer, was nach einer gewalttätigen Razzia der Gaga-Polizei zu einem großen Lacher führt, als die trauernden Freiheitskämpfer sich mit dem Satz motivieren: "Helene Fischer ist für uns gestorben."
Ein anderer der Bohemians heißt Udo (Gavin Turnbull) und schnackt hamburgisch wie Lindenberg. In Figaro erkennen die alt gewordenen Rocker-Jünger den Erlöser, der ihnen prophezeit wurde. Er wird zum Ende der Show in den Trümmern des Wembley-Stadions die Gitarre von Brian May aus einem Felsen ziehen wie einst Lancelot das magische Schwert Excalibur.
Verrückt - aber überzeugend
So bescheuert sich dieser Plot liest, so überzeugend ist seine szenische wie klangliche Umsetzung. Die Band, die bis kurz vor Schluss unsichtbar bleibt, lässt mit frischen und kraftvollen Interpretationen von 24 Queen-Songs das olympische Zeltdach flattern.
Olympiahalle, Samstag, 14.30 Uhr und 19.30 Uhr, So. 13 und 18 Uhr
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