"Oh, wie schön ist Panama" im Deutschen Theater: Zu Hause ist, wo man Freunde hat
München - "Wer nichts braucht, hat alles." Das ist eine wunderbare Lebensweisheit von Janosch, die er selbst beherzigt: Zwei Jahre nachdem sein Kinderbucherfolg "Oh, wie schön ist Panama" 1978 herauskam, zog er in ein winziges Haus an einem Strand in Teneriffa. Und wer schon einmal bei ihm und seiner Frau war, weiß, dass es bei ihm ungefähr so witzig und auch ein wenig chaotisch aussieht wie beim kleinen Tiger und dem kleinen Bären.
Kindermusical orientiert sich am Zeichentrickfilm von 2006
Wenn jetzt das Deutsche Theater mit dem Kindermusical auf die große Bühne zieht, mussten sich die Macher - Reinhold Hoffmann für die Musik und Florian Schmidt als Regisseur - aber nicht mehr mit den kritischen Launen des Einsiedlers Janosch herumschlagen.
Vielmehr orientiert sich das Kindermusical am Zeichentrickfilm von 2006. Und da sind trotz der Nörgeleien von Janosch sämtliche Rechte geklärt, so dass es für die beiden Herren auch so etwas wie künstlerische Freiheit gibt.
"Oh, wie schön ist Panama" als Musical: Bilder auf Stellwänden
"Ich habe mich also optisch an den Spielfilmbildern orientiert und sie auf Stellwänden so aufbereitet, dass man die Geschichte wiederum wie ein Bilderbuch erzählen kann", sagt Florian Schmidt. Mit Spotlights wird die Aufmerksamkeit von Bild zu Bild und damit von Szene zu Szene gelenkt: "Es ist wie Umblättern mit 16 handgemalten Bildern".
Doch die Janosch-Geschichte vom Tiger und vom Bären, die sich in das vermeintliche Paradies "Panama" aufmachen, aber letztlich, ohne es zu merken, wieder in ihrem eigenen Zuhause landen und das als Paradies entdecken, ist um eine Zwischenstation, eine Insel, erweitert: "Andernfalls wäre das Musical ja nach 20 Minuten wieder zu Ende", meint Hoffmann und findet, dass diese lustige Zwischenstation der Geschichte auch nichts von ihrer kompakten Botschaft nimmt: "Hast Du einen Freund, dann kann Dir nichts passieren. Stärken und Schwächen gleichen sich aus und ergeben ein liebevolles Ganzes".
Fantasierter Trip zweier Kinder
Und: "Man muss erst eine leichte Distanz entwickeln, um zu realisieren, wohin man gehört und wo man zuhause ist." Und Hoffmann ergänzt: "Zu Hause ist auch da, wo man einen Freund hat."
Regisseur Florian Schmidt stellt sich dabei die Reise im erweiterten Kreis als einen fantasierten Trip zweier Kinder vor, die dabei Erwachsenen begegnen, die die Welt der Kinder nicht richtig verstehen: "Tiger und Bär spielen ihre Geschichte und machen sie für uns sichtbar. So funktioniert sie auch für Erwachsene."
Das sei überhaupt die große dramaturgische Herausforderung, dass man eine Erwachsenenebene einbaut, so dass sich auch Eltern im Kinderstück nicht langweilen. Da fällt dann auch ein Satz wie "Probier's mal mit Gemütlichkeit."
Wenn schon Heimat, das Zuhause und Gemütlichkeit eine Rolle spielen und der Komponist auch Bandmitglied von Haindling ist, liegt dann in musikalischer Hinsicht nicht Bayern in der Luft? "Nein", meint Hoffmann, "denn die Texte von Florian Schmidt und die Reiseorte sind ja zu vielfältig, um sich da festzulegen. So gibt es eben vieles, wie den Italoschlager der 50er, die der Esel singt, der gerade aus Italien zurückgekommen ist. Aber bei den Kühen, gespielt von der fünfköpfigen Liveband, wird es dann doch gemütlich. Es ist wie Filmmusik, nur live im Theater."
Hoffmann selbst hat schon viele Filmmusiken komponiert
Und als Bär und Tiger nach dem Weg fragen und von den Kühen nur wirre oder desinteressierte Antworten kommen, fragt der Tiger. "Du, ist da was mit dem Gras nicht in Ordnung?"
Hoffmann selbst hat schon viele Filmmusiken komponiert und dabei ein Spektrum von blutigem Horror und einer Papstdokumentation aufgemacht. "Jetzt muss ich nicht nur Bild und Ton, sondern auch noch Schauspiel dazu koordinieren und habe eine Bandbreite von Pop über Rock bis HipHop. Und weil ich ja bereits für den Film komponiert habe, fehlt natürlich auch mein 'Panama Song' nicht." Instrumentiert ist das ganze mit Bass, Schlagzeug, Ukulele, Mundharmonika, Gitarre - und Reinhold Hoffmann am Piano.
Das Publikum ist übrigens auch gefragt, nicht nur beim Mitsingen, wie überhaupt Florian Schmidt dafür sorgt, dass die reine, langweilige Guckkastensituation völlig aufgebrochen wird.
Deutsches Theater, ab Freitag, 6. Mai bis 15. Mai, zum Teil zweimal täglich, große Bühne, mehr auf www.deutsches-theater.de