"Mozart muss sterben" am Gärtnerplatz: Nur ein Stäubchen
München - Mozart, so sagt einem jeder Sänger, ist das Schwerste. Wenn das stimmt - und alles spricht dafür - kann sich Josef E. Köpplinger am Gärtnerplatztheater glücklich schätzen: Er hat ein exzellentes Mozart-Ensemble an seinem Haus, das zum Abschied in die Theaterferien mit "Mozart muss sterben" gebührend herausgestellt wurde.
Theaterstück "Amadeus" diente als Orientierung
Köpplingers "theatralische Behauptung" orientiert sich an dem durch die Verfilmung von Miloš Forman berühmt gewordenen Theaterstück "Amadeus" von Peter Shaffer. Die Hauptrolle spielt da allerdings der im Verdacht eines Tötungsdelikts stehende angebliche Konkurrent Antonio Salieri. Das gab dem in mittleren Chargenrollen vielbeschäftigten Erwin Windegger die Chance, als Schauspieler alle Register der Sprech- und Charakterisierungskunst zu ziehen.
Die Sopranistin Mária Celeng ist zwar immer gut, aber die dramatische Arie "Mi tradi" aus "Don Giovanni" gelang ihr an diesem Abend herausragend. Jennifer O'Laughlin brillierte in "Martern aller Arten" und hatte ein Problemchen mit dem Tonumfang im Kyrie der Messe in c-Moll. Daniel Gutmann überraschte nicht nur als Masetto und Papageno, sondern auch als Mandolinenspieler, der den Kollegen Timos Sirlantzis in der Canzonetta aus "Don Giovanni" begleitete.
Von der "Zauberflöte" zu "Don Giovanni"
Alle Mitwirkenden können hier nicht erwähnt werden, aber der klar singende Tamino von Lucian Krasznec sollte nicht vergessen sein. Gegen Ende blendet Köpplingers Fassung mitten in der "Zauberflöte" aus küchenpsycholgischen Gründen eher mäßig geschickt zu "Don Giovanni" zurück.
Auf Shaffers Mozart-Sicht und die etwas billige Kritik an der Opera seria haben sich mittlerweile ein paar Stäubchen gelegt. Und seit Opern wie Salieris "Les Danaïdes" mühelos zugänglich sind und Sängerinnen wie Cecilia Bartoli, Diana Damrau oder Mojca Erdmann seine Arien aufgenommen haben, wird man die These von der Mittelmäßigkeit dieses Komponisten nicht mehr rückhaltlos unterschreiben wollen.
Die Aufführung liefert dafür indirekt den Beweis, denn die beiden kurz angespielten Stücke Salieris könnte man ohne weiteres Mozart zutrauen.
Der 90 Minuten kurze Abend ist ein Lehrstück dafür, wie viel man mit einer guten Textfassung und Darstellern auf einer fast leeren Bühne erreichen kann. Leider darf das historisch informiert und schlank spielende Orchester des Gärtnerplatztheaters unter Anthony Bramall die "Maurerische Trauermusik" am Ende nur anspielen. Ein paar Takte davon mehr und eine Arie von Antonio Salieri: Dann wäre der Abend nicht nur prima, sondern groß.
Wieder am 28. 12. sowie am 5. und 14. Januar 2022 im Gärtnerplatztheater