Kritik

"Moby Dick" in Nymphenburg

Tobias Maehlers Theaterfassung des Romans von Herman Melville in einem Schlosshof
Mathias Hejny |
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Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Bernt Haberland 3 Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Bernt Haberland 3 Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Bernt Haberland 3 Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.

München - Tobias Maehler lud kurz vor der Premiere seiner diesjährigen Neuproduktion zu einem kurzen informellen Pressegespräch. Er leitet die Sommerfestspiele in Schloss Nymphenburg und leidet unter den Folgen von Megaevents wie den Shows von Adele oder Taylor Swift. Gegen solche Ereignisse sei natürlich nichts einzuwenden, aber sie treiben die Übernachtungskosten in München weiter in die Höhe. "Normale" Touristen mieden inzwischen die Stadt wegen der enorm gestiegenen Hotelpreise, so Maehler. Er spüre das an einem Schwund beim Kartenverkauf um rund 30 Prozent.

Denn diese Gäste seien ein Teil seiner Klientel, die im Garten des Nordflügels fantasiereiches Theater zu bezahlbaren Tickets genießen will. In dieser Saison sind es Schauspielklassiker wie Shakespeares "Sommernachtstraum" und "Peer Gynt" von Henrik Ibsen sowie "In 80 Tagen um die Welt" nach dem Roman von Jules Verne. Heuer kommt eine weitere Literaturbearbeitung hinzu: "Moby Dick" nach Herman Melville.

Traditioneller Gender-Zuschnitt

Das Residenztheater hat seit Frühjahr die Geschichte vom weißen Wal und dem Kapitän Ahab, der besessen ist, den unter dem Spitznamen Moby Dick die Ozeane durchpflügenden Meeressäuger zu töten, im Repertoire. Dort ist Ahab eine Dame mittleren Alters in spätem Hippielook, während Tobias Maehler für seine Fassung den traditionellen Genderzuschnitt bevorzugte.

Peter Kempkes spielt den Seefahrer, der beim Kampf zwischen Mensch und Tier nicht nur sein rechtes Bein verlor, sondern auch einen Teil seines Verstands, wie nicht mehr ganz von dieser Welt. Sein Ahab ist ein erratischer Anführer, der sowohl seiner Mannschaft fremd bleibt als auch dem Publikum.

Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville.
Das Ensemble Persona spielt "Moby Dick" nach Herman Melville. © Bernt Haberland

Aber die Textbearbeitung bleibt dicht am Original. Geschickt ist die Erzählung auf Nick-Robin Dietrich (Ismael), Luca Rouven Schmitz (Queequeg), Sophia Lahm (Stubb und Elias) und Anna März (Starbuck) verteilt.

Entrückter Traum

Melvilles berühmter erster Satz "Nennt mich Ismael" kommt zwar vor, aber das erste sowie auch das letzte Wort von Maehlers Inszenierung ist "Rache". Wenn außer Ismael niemand Ahabs Wal-Wahn überlebt hat, glimmt stumm "Rache" auf den signalroten Tranfässern.

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Das musikalische Leitmotiv scheinen Ondrej Zadak (Schlagzeug) und Jovan Tomić (Akkordeon) bei Ennio Morricones Mundharmonika-Thema aus "Spiel mir das Lied vom Tod", entliehen zu haben - auch ein längst klassisches Rachedrama. Den finsteren Gedanken stellt die Inszenierung dennoch einfachen wie einfallsreichen Theaterzauber entgegen. Sogar der hochdramatische Showdown im Südpazifik entwickelt im barocken Ambiente verspielten Charme. Es ist zwar das "Leichentuch des Meeres", das die Szene des Untergangs verhüllt, aber darauf erscheint der Todeskampf als Schattenspiel wie ein anmutig entrückter Traum.

Wieder am 2., 10., 18. August um 20 Uhr, Karten bei Münchenticket unter Telefon 54 81 81 81, Wetter-Infos unter www.schloss-festspiele.de

Anmutiger Traum

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