Kabarettist Lüttichau: Der coolste Rocker

Helmfried von Lüttichau mit seinem Programm "Plugged" im Garten der Seidl-Villa.
Mathias Hejny |
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Der Schauspieler und Musiker Helmfried von Lüttichau.
imago images/Sven Simon Der Schauspieler und Musiker Helmfried von Lüttichau.

Coolere Typen als er streifen den Gurt beim Abstellen der E-Gitarre ganz lässig und vor allem unfallfrei ab, aber der Debütant im Solokabarett reißt sich dabei den Hut ab und verwüstet erst einmal das Headset. Beim dritten und noch immer bemitleidenswert ungeschickten Versuch, den Gitarrengurt über Kopf und Hut zu ziehen, bekommt der Mann Szenenapplaus und in diesem Moment ist klar: Helmfried von Lüttichau ist eigentlich noch cooler als die abgebrühtesten Rock-Heroen. Die Wurzeln seiner Komik, so gibt er ganz offen zu, finden sich bei Karl Valentin.

Anders als manche Protagonisten in der Wahlkampfarena gab er seine Quellen bei den zwei ausverkauften Abenden im Garten der Seidl-Villa zuverlässig an. Neben Valentin sind das beispielsweise Hannes Ringlstetter, Robert Gernhardt und Wolfgang Neuss.

Lüttichau musste als Teenager Geige lernen

Sein erstes Projekt nach dem Ausstieg aus der Krimikomödienserie "Hubert und Staller", wo er den liebenswert schrulligen bis chaotisch hilflosen Polizeimeister Staller spielte, ist die Trash-Stand-up-Comedy "Plugged", in der er erzählt, wie er kein Rockstar wurde.

Immerhin steht ein altehrwürdiger Fender-Verstärker auf der Bühne, mit dem sich sogar von der miniaturisierten Gitarre ein solider Lärm erzeugen lässt. Als dicker Pubertierender habe er aber zunächst Geige lernen müssen - der erste Schritt weg von einer Karriere als Rockmusiker. Dabei hält er die Gitarre wie eine Geige unter das Kinn und erläutert, dass das "Blöde an der Geige" sei, "dass man den Ton erst herstellen muss".

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Helmfried von Lüttichau: Spitzname "Pril"

Sein Spitzname war wegen der bunten Blumen auf seinen Jeans "Pril" nach dem Spülmittel, das in den Siebzigern mit selbstklebenden Hippie-Blümchen warb. Ohne erkennbare Dramaturgie plaudert sich der 64-Jährige durch die Demütigungen des Erwachsenwerdens in der Epoche der langen Haare und der Batik-Hemden. Als Schauspielstudent an der Otto-Falckenberg-Schule wird es nicht leichter und in den Achtzigern bei seinen wechselnden Engagements durch die Stadt- und Staatstheater erst recht nicht.

Da könnte so etwas wie eine nostalgische Blues-Stimmung aufkommen, aber mit seiner valentinesken Verzweiflung rockt der, den sein langjähriger Schauspielerkumpel Christian Tramitz (unter anderem der Hubert in "Hubert und Staller") als "Bewegungslegastheniker" beschrieb, eine schräge Show von anrührendem Witz.

Entgegen seiner Androhung, dass bei einem Solo kein anderer mehr auf die Bühne komme, bildet er mit dem Pullacher Gitarristen Bastian Krauß ein Duo für ein krachendes Finale mit Bob-Dylan-Klassikern.

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