Im Kopf die Feuerschmiede

Was das Staatstheater am Gärtnerplatz in der kommenden Spielzeit neu herausbringen wird.
Robert Braunmüller
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Josef E. Köpplinger mit dem Ensemble - noch ohne Kostüme - im Bühnenbild seiner Neuinszenierung von Rossinis "Der Barbier von Sevilla" im Gärtnerplatztheater.
Josef E. Köpplinger mit dem Ensemble - noch ohne Kostüme - im Bühnenbild seiner Neuinszenierung von Rossinis "Der Barbier von Sevilla" im Gärtnerplatztheater. © Christian P. Zach

München - Sogar aus Peru und New York City habe es freiwillige Zahlungen für die Streams gegeben, berichtete Staatsintendant Josef E. Köpplinger bei der Vorstellung der Saison.

Das Gärtnerplatztheater habe online sehr viele Zuschauer begeistert. Aber das Live-Erlebnis sei durch nichts zu ersetzen.

Sonderregeln für die Bayerische Staatsoper

Im Juli bringt das Haus noch den "Barbier von Sevilla" in zwei Besetzungen und das komische Oratorium "Monty Python's Das Leben des Brian" heraus - vorläufig noch mit den derzeit geltenden Einschränkungen und nicht mit im Schachbrettmuster gesetzten Zuschauern wie in der Bayerischen Staatsoper, die wegen der Festspiele eine Sonderregelung bekommt.

Der anwesende Kunstminister Bernd Sibler betonte, dass er jeden Öffnungsschritt begrüße. Insider sagen, Dieter Reiter habe die Sonderregelung für die Staatsoper durchgesetzt.

Josef E. Köpplinger (links) mit Kunstminister Bernd Sibler.
Josef E. Köpplinger (links) mit Kunstminister Bernd Sibler. © Christian P. Zach

Das mag sein, aber solche Entscheidungen fallen nicht ohne Gesundheitsminister und Staatskanzlei. Und da kann man sich schon fragen, wieso alle bayerischen Staatstheater gleich behandelt werden, manche allerdings gleicher.

Köpplinger will sich nicht öffentlich ärgern

Köpplinger wollte sich darüber nicht öffentlich ärgern: Dafür gäbe es andere Kanäle.

Er zeigte den versammelten Pressevertretern und Abonnenten lieber das Finale aus dem ersten "Barbier"-Akt, in dem sich die Figuren fühlen, als hätten sie im Kopf eine "große Feuerschmiede".

So ähnlich hätten die Köpfe seiner Mitarbeiter angesichts der ständigen Umplanungen im vergangenen Jahr geraucht.

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Die Theaterferien sind unerlässlich

Der Intendant erklärte, er könne zwar verstehen, dass nun bisweilen bei abklingender Pandemie eine Sommerbespielung im August gefordert werde. Seine Leute seien zwar im vergangenen Jahr teilweise in Kurzarbeit gewesen, aber nicht im Urlaub.

Die Theaterferien seien jenseits arbeitsrechtlicher Fragen unerlässlich, um die komplizierten Abläufe bei der Vorbereitung der Neuproduktionen sicherzustellen.

Die erste Premiere findet im Oktober statt

Vor dem Ausschnitt aus dem kommenden "Barbier" blickte Köpplinger in die Zukunft. Als erste Premiere der neuen Spielzeit bringt das Gärtnerplatztheater am 14. Oktober das Barock-Pasticcio "Amors Fest" mit Gesang und Tanz heraus.

Howard Arman dirigiert, Ballettchef Karl Alfred Schreiner inszeniert. Im Januar folgen "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach in deutscher Sprache. Regie führt Stefano Poda, Chefdirigent Anthony Bramall steht am Pult.

Am 11. März wird die Premiere von Ernst Kreneks seinerzeit skandalumwitterter Jazz-Oper "Johnny spielt auf" nachgeholt (Regie: Peter Lund, Dirigent: Michael Brandstetter).

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Die Zuschauer erwartet Ballett und Musicals

Köpplinger selbst inszeniert eine neue "Fledermaus", in der er die Widersprüche der Figuren herausarbeiten möchte. Premiere ist am 7. April.

Im Mai folgt das verschobene Ballett "Der Sturm" (Choreografie: Ina Christel Johannessen), Ende Juni gibt es Donizettis "Rita" in einer Neufassung von Thomas Pigor auf der Studiobühne.

Die Spielzeit geht mit der europäischen Erstaufführung des Musicals "Tootsie" nach dem Film mit Dustin Hoffmann zu Ende, die Gil Mehmert inszeniert.

Online-Premieren werden nachgeholt

In der laufenden Saison werden einige Online-Premieren wie "Das Medium" und "Anna Bolena" vor Publikum nachgeholt. Das Gärtnerplatztheater verzeichnet keine Einbrüche bei den Abos, pandemiebedingt sparte das Haus auch kein Geld, weil das Haus spielfähig gehalten wurde.

Bernd Sibler betonte, dass der Freistaat - im Unterschied zu einzelnen Kommunen - den Kulturetat nicht gekürzt hätte.

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Außerdem ließ der Minister ein Wohlgefallen spüren, zwischen den beiden aus den Proszeniumslogen hängenden Regenbogenfahnen aufzutreten, was Fußballern verwehrt blieb. Mehr Liberalitas bavarica geht eigentlich nicht.

Kein übliches Konzert zum Saisonende

Statt des üblichen Konzerts am Saisonende bringt Köpplinger am 29. Juli noch "Mozart muss sterben" nach Peter Shaffers "Amadeus" mit Musik von Mozart und Salieri heraus.

Der Intendant möchte damit Sprech- und Musiktheater zusammenbringen und träumte bei der Gelegenheit von Shakespeares "Sommernachtstraum" mit Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy als Koproduktion mit einem der hiesigen Sprechtheater.

So steht es um die Jugend-Sparte

Auch an den Nachwuchs denkt der Intendant. Nein, nicht nur mit dem Programm der Jugend-Sparte und der Zusammenarbeit mit Schulen, sondern durch von den Werkstätten hergestellte Puppentheater, die zu Weihnachten verkauft werden sollen.

Köpplingers Theaterleidenschaft entstand durch ein solches Geschenk, und was es zu kaufen gibt, genügt nicht seinen Ansprüchen - ein richtiger Wagner-Vorhang wie im Gärtnerplatztheater gehört dazu.

Mehr Infos zur kommenden Saison auf der Website des Theaters.

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