Hazel Brugger: Wir alle sind Freaks
München - "Willkommen im Zürich des kleinen Mannes", ruft Hazel Brugger gut gelaunt aus dem Off in den Circus Krone. Hazel Brugger ist in Dielsdorf in der Schweiz aufgewachsen. Und weil in diesem Ort nichts so heißt, wie man es vermuten würde (die Bäckerei "Fleischli", die Metzgerei "Fischli" und der Schreibwarenladen "Vögeli") haben ihre Eltern sie Hazel genannt (und den Hund Helena).
Hazel Brugger: Preisgekrönte Comedian
Hazel Brugger ist Stand Up Comedian. Sie hat jede Menge Preise gewonnen, etwa den Deutschen Comedypreis und den Salzburger Stier. Und wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht oder im Fernsehen auftritt, macht sie mit ihrem Mann Thomas Spitzer Podcasts oder lustige Videos für Youtube.
Denn Comedy findet Hazel Brugger einfach "das Beste, was es gibt". Und ja: Es tut gut, wie sie die Dinge mit Humor nimmt, über die Abstrusitäten des Alltags und natürlich über sich selbst lacht.
Ein sehr persönliches Programm
"Kennen Sie diese Frau?", heißt ihr aktuelles Programm und es ist, wie der Titel andeutet, sehr persönlich. Was daran liegen mag, dass sie nun eine kleine Tochter hat: "Alles, was ich erzähle, stimmt wirklich", erklärt sie. "Ich habe momentan keine Kapazität, mir Dinge auszudenken." Und so geht es dann an diesem Abend viel um dieses Kind, wie es in die Welt kam und wie es das Leben verändert hat.
Schwanger ist sie geworden, weil ihr Mann im Lockdown ihr einziges Publikum war und das nicht mehr ausgehalten hat: "Entweder du hörst auf oder wir müssen mehr Leute sein." Nun ist also die Tochter da – und der Schweizer "Kasperli", der nervenzerreißend aus der Toniebox trällert.
Mehr als ein Mikro braucht sie nicht
Die Bühne ist leer, mehr als ein Mikro braucht Hazel Brugger nicht, um Stimmung zu machen. Im Hintergrund sind Regenbogenfarben projiziert, ein subtiles Statement, das aber nicht weiter thematisiert wird. Belehren will Brugger nicht. Bei ihr gibt es kein Bashing von anderen, sie beobachtet genau, was mit ihr und um sie herum passiert, zieht abwegige Schlussfolgerungen.
Über ihr Mutter-Werden und -Sein spricht sie so offen, dass man sich gleich besser fühlt, weil da eine ist, die all die Zumutungen, die damit einhergehen, mal offen ausspricht: "Die schlechte Nachricht: Ich sehe nackt so hässlich aus wie nie. Die gute Nachricht: Es interessiert mich nicht."
Absurditäten rund ums Gebären
Im Geburtsvorbereitungskurs wollten sie ihr weismachen, dass man die "Wehen" lieber "Wellen" nennen solle, damit nur ja nicht impliziert werde, dass es weh tue, ein Kind zu gebären. Das Beste an der Geburt war dann aber keineswegs das übergroße Kirschkernkissen, sondern auf jeden Fall die PDA.
Das Stillen führte zu hängenden Brüsten und dazu, dass sie aufgrund des Haarausfalls aussah wie ihr "eigener Geographielehrer". Der Höhepunkt aber war der Rückbildungskurs, in dem frau mit der Vagina imaginär Gras pflücken sollte, um den Beckenboden zu stärken: "Wie sehr kann ein Mensch sich fühlen wie eine Kuh? Oben kommt Milch raus, unten wird Gras wiedergekäut."
Was viele denken, spricht sie aus
Brugger scheut sich nicht davor, die Dinge beim Namen zu nennen, auch die unangenehmen. An denen ja nun kein Mangel ist im Zusammenhang mit dem Kinderkriegen. Sie spricht offen aus, was viele denken, und lacht zu allererst über sich selbst. (Bevor natürlich auch die anderen ihr Fett weg kriegen.)
Niemals aber stellt sie sich über die Dinge und die anderen, und das macht sie und ihr Programm so sympathisch. Wir sind alle Freaks irgendwie, machen alle peinliche Dinge und sollten viel öfter darüber lachen. Das ist ihre Botschaft, wenn man so will.
Meisterin im Abschweifen und Trotzdem-Dranbleiben
Sie holt alle ins Boot, schafft aus dem Publikum eine Gemeinschaft, die zusammen eine gute Zeit verbringt. Den Live-Moment kostet sie voll aus, reagiert auf das, was im Publikum passiert, fragt nach, bindet die Gespräche spontan in ihr Programm ein. Sie ist eine Meisterin im Abschweifen und Trotzdem-Dranbleiben. Dieses intensive gemeinsame Erleben kam in den Corona-Jahren eindeutig zu kurz. Brugger schenkt ihrem Publikum einen Abend, an dem leicht wird, was einem oder einer einzelnen gerne mal zu schwer wird.
- Themen:
- Circus Krone
- YouTube