Gasteig-Umbau: Der Befreiungsschlag!

Der drohende Umzug der Philharmonie nach Riem ist womöglich vom Tisch: Auf einem Areal der Stadtwerke am Heizkraftwerk Süd könnten alle Nutzer des Gasteigs unterkommen
von  Robert Braunmüller
Das Innere der Trafohalle.
Das Innere der Trafohalle. © Gasteig

"Ich bin begeistert", sagt der Gasteig-Chef Max Wagner. Der Kulturreferent soll sich ähnlich geäußert haben. "An dem Standort wäre es wohl möglich, alle Nutzer unterzubringen", erklärt der Zweite Bürgermeister Josef Schmid. Und noch wichtiger: Sogar der Stadtkämmerer schaute in der Sitzung des Gasteig-Aufsichtsrats dem Vernehmen nach freundlich. Denn der Umbau des städtischen Kulturzentrums am Isarhochufer würde noch teurer, wenn die Interims über die ganze Stadt verteilt werden müssen.

Seit gestern gibt es einen neuen Vorschlag für ein Ausweichquartier: das Gelände der Stadtwerke an der Hans-Preißinger-Straße, wo der Mittlere Ring am Heizkraftwerk Süd im Brudermühltunnel verschwindet. "Die Hauptfrage ist jetzt, ob die Philharmonie untergebracht werden kann – entweder in der schönen, bestehenden Halle oder daneben", sagt Schmid.

Wenn eine Machbarkeitsstudie ergeben sollte, dass der Konzertsaal nicht in die teilweise denkmalgeschützte Trafohalle passt, ist das kein Unglück: Dann könnte dort die Stadtbibliothek einziehen. Auf der Freifläche daneben wäre Platz für eine hölzerne Interimsphilharmonie, die eigentlich in Riem aufgestellt werden sollte. Und die übrigen Gasteig-Nutzer lassen sich auch auf dem riesigen Gelände unterbringen – und wenn nicht, gäbe es auch noch die Fläche am nahen Candidplatz.

Gergiev soll das Gelände bereits besichtigt haben – mit Wohlgefallen

Valery Gergiev soll das Gelände bereits besichtigt haben – mit Wohlgefallen. Der drohende Umzug der Konzerte in die Brache gegenüber der Messe, die vor allem die privaten Veranstalter ablehnen, wäre damit vom Tisch. Und so weit draußen wie Riem ist Thalkirchen auch nicht: Vom U-Bahnhof Brudermühlstraße braucht man etwa fünf Gehminuten zur Trafohalle. Der Bus 54 hält ganz in der Nähe in der Schäftlarnstraße.

Derzeit sind die Hallen auf dem Gelände vermietet, unter anderem an eine Reifenfirma und ein Geschäft für Fahrradanhänger. Die Kündigungsfrist ist kurz: nur drei Monate. Einige Räume werden auch kulturell genutzt – als Ateliers etwa. Die möchte Max Wagner auf keinen Fall vertreiben.

Stadtwerke sind "total positiv"

Die Stadtwerke stehen laut Josef Schmid dem Projekt "total positiv" gegenüber. Der ursprünglich auf dem Areal geplante Bau von Wohnungen ist später nicht ausgeschlossen. Der Interims-Gasteig würde das Gelände zusätzlich aufwerten. Und für eine kulturelle Nachnutzung des schönen Ziegelbaus der Trafohalle mit dem traditionellen Krüppelwalmdach spricht auch viel.

Nach gegenwärtigem Stand ist dieses Areal die Ideallösung – einigermaßen zentrumsnah, auf einem Gelände der Stadt, verkehrsmäßig gut erschlossen, mit einem gewissen Hinterhofcharme, den man in München selten findet. Der Flickenteppich über die ganze Stadt verteilter Gasteig-Zwischennutzungen könnte mit Hilfe dieses Geländes in Thalkirchen vermieden werden.

Die Idee entstand, so erzählt Max Wagner, aus seinem Antrittsbesuch beim Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach. Derzeit wird an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet. Sie soll Mitte September bei einer außerordentlichen Sitzung des Gasteig-Aufsichtsrats beraten werden. Wenn alles klappt, wird danach eine Stadtrats-Vorlage erarbeitet. Sie könnte dann im Dezember beschlossen werden. Da kann man allen Beteiligten nur die Daumen drücken.

Lesen Sie auch: Zukunftseuphorie der 60er - Space Age an der Isar

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.