"Das Leuchtturmprojekt" von Manuela Kerer in der whiteBox

Das „Leuchtturmprojekt“ von Manuela Kerer mit dem Münchener Kammerorchester im Werksviertel
von  Robert Braunmüller
Das nächtliche Finale des "Leuchtturmprojekts" auf dem Dach des Werk 3.
Das nächtliche Finale des "Leuchtturmprojekts" auf dem Dach des Werk 3. © Florian Ganslmeier

Der Abend hatte was von einer gemeinsamen Besichtigung hochwertiger Büro- und Gewerbeimmobilien. Ein paar Hallen scheinen im Werk 3 leer zu stehen. Und drumherum entsteht im Werksviertel hinter dem Ostbahnhof weiterer Raum, der nach gewerblichen Mietern sucht. Kultur als Zwischennutzung geht dabei natürlich immer.

Für die Musik-Performance „Das Leuchtturmprojekt“ versammelten sich rund 50 Zuhörer in einer mittelgroßen, fensterlosen Halle der whiteBox im zweiten Stock. In der Mitte tanzte der Dirigent Clemens Schuldt. Rundum an den Wänden ließen die Streicher des Münchener Kammerorchesters die Klänge der 1980 in Brixen geborenen Komponistin Manuela Kerer kreisen. Dazu wurden Videos der nun zu besichtigenden Räume gezeigt (Regie: Mirko Hecktor).

Mit Sonnenuntergang als Zugabe

Dann wurde man in einen Gang geführt, wo die Trondheim Voices von der Decke hängend Vokalisen flüsterten. Im Lift spielte die Kontrabassistin, dann ging es durch den Keller wieder hinauf in ein Atelier, das die sieben Sängerinnen mit Hilfe von Elektronik mit Lämpchen in eine Klangkathedrale in der Zwischenwelt von Neuer Musik und Avantgarde-Jazz verwandelten.

Über die Tiefgarage und ein von den Streichern bespieltes Treppenhaus begab man sich ins Büro einer Werbeagentur hinauf auf das begrünte Dach, wo eine Klangflächenkomposition der schrofferen Art erklang. Das alles stellte ein wunderbarer Sonnenuntergang und der umfassende Blick auf die Stadt, die Skyline von Neuperlach und die Alpen in den Schatten.

Was das Münchener Kammerorchester in der neuen Saison plant

Das Werk 3 dürfte für jene, die es sich leisten können, ein wunderbarer Ort zum Arbeiten sein. Sogar eine Art Dach-Fußbad gibt es da oben.

Der eine oder andere Besucher kannte die Räume bereits von der Musiktheater-Biennale. Da hätte das von den Ausführenden größtenteils fleißig improvisierte „Leuchtturmprojekt“ auch irgendwie reingepasst. Was es mit dem „Faust“-Festival zu tun hatte, blieb rätselhaft – abgesehenvom Lynkeus-gleichen Blick auf wildes Land, das der wirtschaftlichen Verwertung zugeführt wird. Musikgeschichte wurde an dem Abend nicht geschrieben. Als Horsd’oeuvre für Performance-Anfänger und Imagewerbung für eine Gewerbeimmobilie in aufstrebender Lage ging es aber absolut in Ordnung. Robert Braunmüller

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