Auf der Suche nach einem Probenraum

„Vorwiegend heiter“: Was das Münchener Kammerorchester in der neuen Saison plant
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent Clemens Schuldt im Kettenkarussell auf der Oidn Wiesn.
Petra Schramek Der Dirigent Clemens Schuldt im Kettenkarussell auf der Oidn Wiesn.

Ein buntes, vielleicht leicht bizarr anmutendes Blumenarrangement leuchtet auf den neuen Plakaten des Münchener Kammerorchesters dem Betrachter entgegen. Der Hintergrund jedoch ist pechschwarz. In der Kunstgeschichte könnte das als „Vanitas“-Motiv gedeutet werden: die Blumen als Sinnbild für die Vergänglichkeit, die Schwärze als die ewige Nacht.

Das Motto des Jahresprogramms der kommenden Konzertsaison 2018/19 lautet denn auch „Vorwiegend heiter“. Das passt. Denn weder sind selbst hell gestimmte Werke der großen Musik ausschließlich lustig, noch ist die Situation des Münchener Kammerorchesters uneingeschränkt rosig.

Clemens Schuldt verlängert

Doch zunächst einmal freuen sich Management wie Orchestervertreter, dass der Chefdirigent Clemens Schuldt seinen Vertrag um weitere drei Jahre verlängert hat. Dies sei, so Orchestervorstand Michael Weiss, eine „emotionale und dennoch kontrollierte Entscheidung“ gewesen.

An der bisherigen Zusammenarbeit wird besonders gewürdigt, dass der 1982 in Bremen geborene Dirigent und ehemalige Orchestergeiger die volle Bandbreite des Repertoires von Wiener Klassik über die Romantik bis hin zur Neuen Musik abdeckt. In den Abonnementkonzerten wird Schuldt klassische Symphonik etwa von Ludwig van Beethoven dirigieren, romantische Werke und auch Modernes von Paul Hindemith bis hin zum Minimalisten Terry Riley. Ein besonderes Projekt ist die Begleitung von Mozarts Oper „Così fan tutte“ im Prinzregententheater im Januar 2019.

Schuldt selbst erzählt schwärmerisch von der wechselseitig befruchtenden Zusammenarbeit. Nicht ohne Stolz berichtet er vom allgemeinen Eindruck, dass das Münchener Kammerorchester nach den ersten drei Jahren unter seiner Stabführung „kaum wiederzuerkennen“ sei.

Sein künstlerisches Credo laute, die „Tiefe in der Oberfläche“ zu suchen. Wichtig ist Schuldt weiterhin die pädagogische Arbeit, etwa die Musikvermittlung durch Probenbesuche von Kindergärten und Schulen und das Projekt „Schostako – was?“, bei dem Jugendliche in Kooperation mit der Schauburg unmittelbar mit der Musik von Dmitri Schostakowitsch in Berührung kommen können. Ein wichtiger Bestandteil werden wieder Uraufführungen Neuer Musik sein, etwa des dänischen Komponisten Bent Sorensen oder eines Auftrags der „musica femina“.

Gesucht: Zentrale Lage

Die Jahrespressekonferenz des Münchner Kammerorchesters fand in den Probenräumen neben dem Lyrik-Kabinett hinter der Universität statt. Diese Räume sind jedoch für eine vernünftige Arbeit zumal in erweiterter Besetzung nicht nur zu klein, sie müssen auch demnächst aufgegeben werden. Neue Probenräume sind von der Stadt München trotz fortdauernder Bemühungszusagen bislang noch nicht in Aussicht gestellt worden. Dies ist, wie die Orchestervertreter zu Recht betonen, nicht nur eine unbefriedigende Situation für einen renommierten Klangkörper, der ja auch als Aushängeschild der Stadt fungiert.

Sollten nicht bald angemessene Probenräume gefunden werden, die auch durch eine einigermaßen zentrale Lage die gesellschaftliche Sichtbarkeit des Münchener Kammerorchesters gewährleisten, sei dessen Bestand „in der Basis gefährdet“, wie der Geschäftsführer Florian Ganslmeier deutlich machte.

Dies erklärt den dunklen Hintergrund auf den ansonsten heiter blumigen Plakaten. Es ergeht also ein dringender Aufruf an das Kulturreferat, diesen unhaltbaren Zustand rasch zu beenden. Dann wird die nächste Saison auch nicht nur „vorwiegend heiter“.

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