Christoph Pauli: Mit mehr als vier Akkorden zum Zenit

Eine zweistündige "Klavierstunde" mit Christoph Pauli im Deutschen Theater
Mathias Hejny |
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Meisterkurs fürs Publikum: Christoph Pauli am Flügel des Silbersaals.
Meisterkurs fürs Publikum: Christoph Pauli am Flügel des Silbersaals. © L. Stadtfeld

München - Sein Erweckungserlebnis hatte der heranwachsender Pastorensohn, als er Jacques Loussier und sein Trio Play Bach für sich entdeckte. Da lernte er, dass man die alten Noten nicht nur vom Blatt abspielen, sondern barocke Fugen swingen lassen kann. Christoph Pauli erzählt das in seinem aktuellen Programm "Klavierstunde", mit dem das Deutsche Theater seine neue Reihe "Welt im Silbersaal" eröffnete.

Unerschrocken ignoriert Pauli die "EU-Krise": Die Grenze zwischen "ernster" Musik und Unterhaltungsmusik gebe es nicht. So erschließt er in einer locker gefügten Piano-Revue mehrere Kontinente der Musikwelt zwischen der furiosen Khachaturian-Toccata, mit der er als 14-Jähriger einen 50-Mark-Gutschein bei einem Wettbewerb im Kaufhaus Hertie gewann ("nicht so schwer, wie es sich anhört"), und George Gershwins "Rhapsody in Blue" ("sauschwer").

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Über Maurice Ravels "Bolero" erfahren Paulis "Klavierschüler" im Saal, dass er der beliebteste Soundtrack für das Liebesspiel ist und wie dieses unterschiedlich lang dauert. Während der Komponist selbst nach 15 Minuten und 55 Sekunden den Taktstock senkte, brauchten Sergiu Celibidache und seine Münchner Philharmoniker vier Minuten mehr. Das populäre Orchesterstück übernehmen in diesem Fall Schlagzeuger Chris Stöger an der Blechtrommel, Bassist Alex Haas am Kontrabass und Gitarrist Knut Mensing, der schon nach wenigen Minuten das impressionistische Werk in einem Heavy-Metal-Gewitter enden lässt. Special Guest an diesem Abend im Silbersaal war die Münchner "Violinartistin" Judith von Berg. Mit E-Geige fährt sie beim Michael-Jackson-Hit "Smooth Criminal" vergnüglich in die Beine, mit der Stradivari und der Filmmusik von "Schindlers Liste" andererseits bringt sie tränentreibenden Schmelz zum Klingen.

Christoph Paulis Performance als Entertainer hat indes nicht ganz die Virtuosität auf der Höhe seiner Tastenkunst, obwohl er sich in 200 gemeinsamen Sendungen mit Thomas Gottschalk als Musikchef der damaligen "Late Night Show" etwas Handwerk vom Meister des Dampfplauderns hätte abschauen können.

Dafür aber kann er ansonsten so ziemlich alles, was mehr Lust auf mehr Musik macht. Das ist der "Schnelldurchlauf" durchs Ranking der Klassik-Hits oder ein Medley der schönsten Klavier-Intros der Popmusik ebenso wie der Nachweis, dass versierte Pop- und Schlagerkomponisten nicht mehr als vier Grundakkorde brauchen, um erfolgreich zu sein.


Wieder am 26. Februar, diesmal im Lustspielhaus, Occamstraße

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