Ballettchef Igor Zelensky geht: Ein gutes Händchen für Talente

Die künstlerische Bilanz der Ära von Igor Zelensky beim Bayerischen Staatsballett.
Vesna Mlakar |
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Der ausgeschiedene Ballettchef Igor Zelensky. (Archivbild)
Der ausgeschiedene Ballettchef Igor Zelensky. (Archivbild) © Balk/dpa

München - Ein glatter Schlussstrich, den Igor Zelensky nun auf dem Höhepunkt seiner sechsten Spielzeit als Direktor des Bayerischen Staatsballetts zieht. 70 Tänzerinnen und Tänzer stehen - von einem Tag auf den anderen - ohne ihren künstlerisch höchst akribischen, in der Szene international bestens vernetzten wie erfolgreichen Chef da.

Igor Zelensky: Schwierige Suche nach einem würdigen Nachfolger

Das wird alle beuteln. Das famos aus vielen Nationalitäten und darstellerischen Individualisten zu einer durch und durch professionellen Einheit geformte Ensemble steht vor einer einschneidenden Umbruchsituation.

Deren tiefergehende Auswirkungen werden sich wohl erst nach und nach in den nächsten Wochen beziehungsweise im Zuge der Suche nach einem würdigen Nachfolger für das jetzt verwaiste Amt zeigen.

Bayerisches Staatsballett aktuell fabelhaft aufgestellt

Wird man sich diesmal für einen choreografierenden Spartenleiter entscheiden? Oder jemanden nominieren, der sich mit mehr Gewicht auf zeitgenössisch-experimentellen Stücken um die in bester Form hinterlassene Truppe bewirbt? Nicht weniger als das Fortbestehen des Staatsballetts ein seiner derzeitig personell fabelhaften Aufstellung hängt von dieser Entscheidung ab.

Erst einmal zwei tanzfreie Tage

Die Kontinuität bei der täglichen Arbeit wird das Ballettmeister-Tandem Judith Turos und Thomas Mayr sicherstellen. Außerdem soll Zelenskys Ehefrau Yana, die einen laufenden Vertrag als Ballettmeisterin hat, ihre - für lupenreine Technik bekannte - Trainingsfunktion auch noch in der nächsten Spielzeit ausüben. Das sorgt zusätzlich für qualitative Stabilität hinter den Kulissen. Um die neue Situation mental aufzufangen, hat das Staatsballett jetzt zwei tanzfreie Tage.

Es bleibt die Erinnerung an zahlreiche glanzvolle, teils zunächst umstrittene Tanzabende wie "Giselle" oder "Spartakus". Zelensky forcierte mit einwandfreien Neueinstudierungen den Bereich des Handlungsballetts, engagierte aber auch Choreografen für ambitionierte abstrakte Dreiteiler wie "Portrait Wayne McGregor", "Paradigma" oder zuletzt den brisanten Festwochenauftakt "Passagen".

Nicht die anfänglichen Superstars Sergei Polunin und Natalia Osipova haben das Antlitz dieser Kompanie geprägt, sondern wunderbare Tänzerinnen und Tänzer wie die Engländer Laurretta Summerscales und Jonah Cook, die beiden Kubaner Osiel Gouneo und Yonah Acosta, die Wienerin Prisca Zeisel und neben vielen Südländern gebürtige Russen wie Ksenia Ryzhkova und Dmitrii Vyskubenko.

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Gerade für geniale Talente wie António Casalinho und Margarita Fernandes - beide aus Portugal - hatte Zelensky ein gutes Händchen.

Erst 2026 wäre Zelenskys Vertrag offiziell ausgelaufen  

Mit einer fabelhaften "Cinderella"-Aufführung klang am Sonntag die Festwoche des Staatsballetts so herrlich kitschig wie familientauglich ausstattungspompös aus. Ein allerletztes Mal konnte man Zelenskys in der rechten Proszeniumsloge ausmachen. Von dort blickte der scheidende Ballettchef immer wieder hinter dem Vorhang halb verdeckt in den Zuschauerraum. In den Hauptrollen hatten Maria Baranova und der in Moskau ausgebildete und nun zu einem beachtlichen Solisten gereifte Dmitrii Vyskubenko debütiert.

Vorausgegangen war ein neuntägiger Vorstellungsreigen, der dem Leitungsteam eine Programm- und viele kurzfristige krankheitsbedingte Umbesetzungen abverlangte. Alles wurde gemeistert, nicht jedoch die Fragen, die zu Igor Zelenskys möglicher Putin-Nähe aufgekommen waren. Offiziell ausgelaufen wäre sein Vertrag 2026.

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