Interview

Roman "Unser Glück": Ein Angebot, das man (nicht) ablehnen kann

Natalie Buchholz stellt ihren Roman "Unser Glück" bei Buch & Bohne vor.
Volker Isfort
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Autorin Natalie Buchholz.
Autorin Natalie Buchholz. © Foto: Peter von Felbert

Wer würde nicht für 200 Euro monatlich mehr die Wohnungsgröße verdreifachen und von Untergiesing in einen Schwabinger Altbau wechseln? Was wie ein Witz im Münchner Mietenwahnsinn klingt, hat im Roman "Unser Glück" von Natalie Buchholz allerdings einen Haken.

Ein ungewollter Mitbewohner

Denn das junge Pärchen Coordt und Franziska hat zwar endlich ein eigenes Zimmer für den kleinen Sohn, aber auch einen ungewollten Mitbewohner. Im neuen Domizil bleibt vertraglich zugesichert der Ex-Mann der Vermieterin wohnen - bis zu seinem Tod. 

Der Umzug bringt keine Harmonie

Nach und nach wird der alte Bobo zum Katalysator der Beziehungsprobleme zwischen Franziska und Coordt, die feststellen müssen, dass sich auch mit dem Umzug die alte Harmonie nicht wieder einstellen will. Dann macht Bobo Franziska ein neues Wohnungsangebot und Natalie Buchholz' unterhaltsames Gedankenspiel über Glück, Geld und Gefühle nimmt einen überraschenden Verlauf.

AZ: Frau Buchholz, was gab den Ausschlag für die Grundkonstellation, eigener Frust bei der Wohnungssuche?
NATALIE BUCHHOLZ: Eher eine Mischung aus Frust und Faszination darüber, wie dominant das Thema ist. Setzen Sie sich in München in ein Café und bleiben Sie dort eine Weile. Gespräche über Wohnungsmangel und Mondpreise werden Ihnen an mindestens einem der Nachbartische begegnen. Garantiert!

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Haben Sie selbst einmal ein seltsames Angebot bei der Wohnungssuche erhalten?
Ja. Allerdings nicht in München, sondern in Stuttgart, der drittteuersten Stadt Deutschlands - nach München an der Spitze, gefolgt von Frankfurt am Main. Wobei es weniger Angebote waren, sondern Bedingungen, sich überhaupt erst bewerben zu dürfen - zum Beispiel: Vermietung nur an Frauen über vierzig!

Wohnen und Marx

Frei nach Marx: Das Wohnen bestimmt das Bewusstsein?
Darüber hätte Marx sicherlich den Kopf geschüttelt. Fragt sich nur, in welche Richtung. Meine Figur Franziska hat eine klare Vorstellung davon, dass eine große, schöne und dennoch bezahlbare Wohnung zu einem besseren Leben mit mehr Möglichkeiten führen wird und zu mehr Freiheit. Ihr Mann Coordt hingegen ist sich da nicht so sicher - er wird sich erst nach dem Einzug bewusst, worauf er sich eingelassen hat. Beide hat die Wohnsituation verändert. Franziska geht es besser, Coordt schlechter.

Selbst beste Freunde zerfleischen sich in Ihrem Roman kurzzeitig wegen einer ungerechtfertigten Courtage. Die Gelegenheit macht Makler?
Müssen sich Makler nicht gelegentlich anhören, sie seien Diebe? Ich habe davon gehört. Und auch davon, dass Sitten von Freunden verrohen, wenn die Chance besteht, aus der Notlage anderer Kapital zu schlagen. Und wenn ich daran denke, wie viele Zettel an Straßenlaternen von verzweifelten Suchenden hängen, die freiwillig bereit sind, eine Menge Geld dafür zu zahlen, damit ihnen jemand eine Wohnung vermittelt - das weckt bei vielen den Makler in sich.

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Der surrealer Wohnungsmarkt

Der Einbruch des Phantastischen in den Roman in Form des Alten und seines Vertrages, stellt die Beziehung auf die Probe. War Ihnen immer klar, wie es ausgeht, oder änderte sich das beim Schreiben?
Surreale Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt sind längst zur Realität geworden. Ich würde sagen, das Phantastische bricht nicht ein in meinen Roman, es drückt sich aus in einem diffusen Unbehagen gegenüber denjenigen, die Macht haben. Und was das Ende betrifft: Mir war klar, wie es ausgeht, und dann endete es doch anders. Manchmal passiert es, dass die Figuren ein Eigenleben zu führen beginnen. Und das ist auch gut so.

Ihre persönliche Konsequenz aus dem Münchner Mietenwahnsinn?
Ein Märchenschloss in der Provinz mit Mitbewohnern, die weniger phantastisch im Sinne von gespenstisch sind, dafür fantastisch.

Natalie Buchholz stellt "Unser Glück" (Penguin, 220 S., 20 Euro) am 12. Mai, 19.30 Uhr bei Buch & Bohne vor (Kapuzinerplatz 4)

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