Neuer Wolf-Haas-Krimi: Aus der Welt der Kreislaufwirtschaft
Wenn im ersten Akt ein Gewehr über die Bühne getragen werde, müsse es im dritten Akt auch abgefeuert werden, hat der Dramatiker Anton Tschechow verlangt. Diesem Gesetz folgend muss in einem Roman, in dem ein Tesla vorkommt und über dessen Reichweitenanzeige gesprochen wird, dem Elektroauto kurz vor Erreichen des Ziels der Strom ausgehen.
Die Figuren sind wie üblich scharf und jenseits des Polizeimilieus auch originell charakterisiert
Und so geschieht es dann auch in "Müll", dem neuen Roman der Brenner-Reihe von Wolf Haas. Ein gewisser Wiedererkennungswert gehört bei diesen Büchern allerdings dazu, und ein Altherrenwitz über Elektroautos möge einem 61-jährigen Autor verziehen sein.
Dabei ist der größtenteils auf einem Wiener Wertstoffhof angesiedelte Roman mit seinen Weisheiten über Rohstoff-Kreisläufe ausgesprochen ökologisch orientiert. Die Hauptfigur ist noch ein bisschen weiter abgestürzt, wie üblich spricht der merkwürdige Erzähler in unvollständigen Sätzen. Und wenn ihm die Worte fehlen, nutzt er einen "Hilfsausdruck". Dass es sich beim mehrfach erwähnten "Rinterzelt" um eine kommunale Sortieranlage in Wien handelt, müssen Leser außerhalb Wiens allerdings erst nachschlagen.
Die Figuren aus den verschiedensten Milieus sind wie üblich scharf und jenseits des Polizeimilieus auch originell charakterisiert, der sprachliche Witz ähnlich groß wie in den anderen Büchern der Reihe. Das Finale am Chiemsee hat ziemlich wenig Lokalkolorit, überhaupt wirkt die Handlung ein wenig lieblos entworfen. Die sehr originelle Umschlaggestaltung mit der Abbildung einer Mülltüte mag einen Kaufanreiz darstellen.
Wir raten trotzdem: Besser die Verfilmung abwarten!
Wolf Haas: "Müll" (Hoffmann & Campe, 288 Seiten, 24 Euro
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