"Elfmeter ins Gehirn": Ponkies Wortschöpfungen in neuem Buch
München - Als Ponkie einen Tag vor Silvester starb, sagte ihre Tochter Harriet: "Typisch Ponkie. Sie hat das Geballere immer gehasst." Was man sich gut vorstellen konnte bei einer Frau, die den Zweiten Weltkrieg als 14- bis 20-Jährige miterlebt hatte.
Ponkies Sohn Uli Kümpfel: "Auf der Beerdigung ist etwas Magisches passiert"
"Was bleibt?" - ist die große Frage des Lebens. Und von Ponkie bleiben Tausende Artikel: Kritiken, Glossen, Kolumnen. Und ein paar Bücher hat sie geschrieben - und dabei auch München charakterisiert: "Weißwurst- und Hummerleute", war da so eine Beschreibung von 2008 im Buch "Das böse München". Die fand ich derart verdichtet und treffend, dass ich sie in meinen Sprachschatz übernommen habe.
"Auf der Beerdigung Ende Januar ist etwas Magisches passiert", hat mir Ponkies Sohn Uli im März erzählt. Da war die Recherche zum Buch "Ponkie: Elfmeter ins Gehirn" schon losgegangen. Er hatte seine Mutter gedrängt, noch dieses oder jenes Buch zu schreiben. "Aber sie fand das immer überflüssig", erzählte er.
Eine Idee entwickelt Kraft: "Als ob die Ponkie da noch einmal energetisch mitgewirkt hätte"
Dann, in ihren letzten Jahren, hatte er einmal zu ihr gesagt: "Von dir gibt es doch so viele fantastische Wortschöpfungen. Die könnte man doch nochmal für ein Buch sammeln!" Und das fand sie überraschenderweise gut.

Kurz vor dem Sollner Waldfriedhof hat Uli Kümpfel dann das Gefühl, diese Idee noch einmal in seiner Trauerrede zu erwähnen - weil ja genau diese prägnanten Spracherfindungen eine Stärke seiner Mutter waren: "Und dann hat diese Idee eine Dynamik und Kraft entwickelt, als ob die Ponkie da noch einmal energetisch mitgewirkt hätte." Noch am folgenden Tag stimmte der AZ-Verleger Martin Balle dem Buch-Projekt zwischen Tür und Angel zu - mit dem lapidaren Satz: "Das machen wir!" Der Verlag war damit verpflichtet.
"Elfmeter ins Gehirn - Ein Alphabet von Ponkismen": Nach Kolumnen-Überschriften benannt
Dieter Hildebrandt hat in einer Würdigung von Ponkie einmal von ihren "Worttorpedos" gesprochen, die in den Programm-Etagen der TV-Sender einschlugen. Uli Kümpfel und seine Frau Helena haben sich dagegen entschieden, das Buch so zu nennen: Es war zu martialisch für eine kämpferische, aber letztlich auch feinsinnige, fast pazifistische Frau. So kam die Idee auf, das kleine Buch nach einer ihrer eigenen Kolumnen-Überschriften zu benennen: "Elfmeter ins Gehirn - Ein Alphabet von Ponkismen."
Die unfassbare Arbeit für Sohn Uli und seine Frau war aber erst einmal, die Dutzende von Aktenordnern mit allen Artikeln durchzugehen und zu durchsuchen. Dazu haben die beiden auch das Allermeiste eingescannt, weil es in einem kommenden großen Schritt digitalisiert werden soll. Auch das ist ein Beitrag zur Unsterblichkeit dieser Grande Dame des Journalismus.
Uschi Glas und Asta Scheib haben ebenfalls Vignetten geschrieben
Jetzt aber versammelt eine Art Brevier im Postkartenformat über 200 witzige kleine Sprachkunstwerke - in Form eines leicht ironischen Lexikons: von A wie "A-là-bande-Rafinesse, die" bis Z wie "ZDF-Plappermühle, die".
Bei meinem Lieblingsausdruck "Weißwurst- und Hummerleute, die" ist in der Erklärung prompt ein Grammatikfehler drin - natürlich nicht von Ponkie, sondern von der Buchredaktion fabriziert. Ponkie selbst hätte das in ihrer Genauigkeitsstrenge kurz geärgert, dann wäre sie in ihrer liebevollen Art sicher auch gleich wieder darüber hinweggegangen.
Eingestreut im Buch sind Karikaturen von Dieter Hanitzsch, die er ehrenhalber mit Freude beisteuerte - und einige Huldigungsartikel und kleine Erinnerungen wie vom Freund der Familie Christian Ude oder von Thomas Gottschalk, der Ponkie bescheinigt hat, ihn als einzige intelligent und angemessen beurteilt zu haben. Uschi Glas und Asta Scheib haben ebenfalls Vignetten geschrieben.
Jetzt jedenfalls ist nach monatelangem Aktenwälzen und Raussuchen und nach dem Weg in die Druckerei "Ponkie: Elfmeter ins Gehirn" fertig. Und an ihrem ersten Todestag, am 30. Dezember, wird es auch im Silbersaal des Deutschen Theaters einen Hommage-Abend geben. Für Ponkie.
Ponkie: "Elfmeter ins Gehirn - Ein Alphabet von Ponkismen" (zusammengestellt von Ulrich Kümpfel und Helena Gaitanu, Verlag Attenkofer, 152 Seiten im Postkartenformat, 12,80 Euro. Das Buch erscheint am 28. Oktober und kann ab sofort im Onlineshop der AZ vorbestellt werden: abendzeitung.de/ponkie