Ab 1. Juli: Neue Regelungen für Open-Air-Kultur
Einem Sommer der Kultur steht nichts mehr im Weg", lässt Kunstminister Bernd Sibler (CSU) ausrichten und der vollmundigen Ankündigung Trippelschrittchen der Erleichterung folgen. Ab 1. Juli, gelten folgende Neuerungen: Unter freiem Himmel sind bei Kulturveranstaltungen bis zu 1.500 Zuschauer zugelassen. Davon dürfen bis zu 200 als Stehplätze mit Mindestabstand vergeben werden, die übrigen nur als feste Sitzplätze. In geschlossenen Räumen gilt hier wie bisher eine Zulassung abhängig von der Raumkapazität, höchstens aber 1.000 Personen.
Doch für einen kurzen Sommer der Euphorie reichen die Beschlüsse des Ministerrats natürlich längst nicht. Am vergangenen Samstag spielten die Berliner Philharmoniker ihr traditionelles Konzert in der Waldbühne vor über 5.000 Zuschauern, in Bayern bleibt so ein Szenario bis auf weiteres undenkbar. Lediglich in der Allianz-Arena, die während der Fußball EM nicht so heißt, dürfen sich 14.500 Zuschauer in dem sogenannten "Modellversuch" danebenbenehmen. Die TV-Bilder der letzten drei Spiele dort haben gezeigt, dass die Fans den Appell von Gesundheitsminister Holetschek, an Abstand und Maskenpflicht zu denken, in den Wind geschlagen haben. Das blieb offenbar folgenlos.
Bestuhlte Konzerte sind unpraktisch
Flankierend zu den weiteren Öffnungsschritten wurde mit den Ländern gemeinsam ein Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen aufgesetzt, der am 15. Juni mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro an den Start gegangen ist. "Das gibt Planungssicherheit und schafft Anreize: Veranstaltungen werden dadurch rentabler und deren Planung und Durchführung dadurch wahrscheinlicher", sagt Sibler.
Das ist nur die halbe Wahrheit. Bestuhlte Konzerte sind für viele Kulturbereiche unpraktikabel, das lässt sich am Samstag nachprüfen, wenn die HipHop-Größen Lugatti & 9ine, Ahzumjot, Dexter, Crux Pistols bei "Bayern spielt" auf dem Königsplatz auftreten - und nur 200 der Zuschauer stehen dürfen. Und mit 1.500 Zuschauern sind internationale Stars ohnehin nicht finanzierbar. Sie werden an Bayern vorbei touren, sollte das Delta-Virus überhaupt eine Wiederbelebung größerer Tourneen zulassen.
- Themen:
- Bernd Sibler
- Coronavirus
- Kultur