Starnberg: Stiftung Startchance hilft sozial schwachen Kindern

Die Stiftung Startchance hilft sozial schwachen Kindern beim Schulabschluss. Doch das ist nicht alles, sagt Gründer Wulf von Schimmelmann: „Jeder hat eine Chance, sich zu verwirklichen“.
Lisa Marie Albrecht |
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Die drei Standortkoordinatoren (v. l.):Gertraud Josifescu (Geretsried), Markus Hehn (Schäftlarn) und Michaela Muhl (Starnberg).
Lisa Marie Albrecht 5 Die drei Standortkoordinatoren (v. l.):Gertraud Josifescu (Geretsried), Markus Hehn (Schäftlarn) und Michaela Muhl (Starnberg).
Gut gestärkt: Mit frischem Obst und auch ein paar Süßigkeiten lernt es sich gleich leichter.
Lisa Marie Albrecht 5 Gut gestärkt: Mit frischem Obst und auch ein paar Süßigkeiten lernt es sich gleich leichter.
Die Schüler lernen und spielen gemeinsam.
Lisa Marie Albrecht 5 Die Schüler lernen und spielen gemeinsam.
Die Schüler lernen und spielen gemeinsam.
Lisa Marie Albrecht 5 Die Schüler lernen und spielen gemeinsam.

Starnberg - Die Stimmung ist gut im Starnberger Gymnasium. Es ist Freitag, 14 Uhr – eigentlich eine Zeit, zu der keiner besonders gerne in der Schule ist. Doch die Kinder, die hier von der Stiftung Startchance betreut werden, sitzen konzentriert über ihren Aufgaben, ein paar laufen um einen Tisch herum und tauschen Fußball-Sammelbilder aus. Bei den meisten ist aber Lernen angesagt: Die Hausaufgabenbetreuung jeden Freitagnachmittag ist eines von vielen Projekten der Stiftung, die 2014 ins Leben gerufen wurde.

„Ansonsten driftet die Gesellschaft auseinander“

Gegründet hat sie der Manager Wulf von Schimmelmann. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler war acht Jahre lang Vorstandschef der Postbank und engagierte sich dort bereits für Kinder in Not. Seine Motivation für die Stiftung Startchance ist ganz klar: „Ich bin ein Fan davon, dass jeder eine Chance hat, sich zu verwirklichen. Wenn man nicht anfängt, mit denen zu arbeiten, die es nicht so leicht haben, driftet die Gesellschaft auseinander.“

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Denn auch in Starnberg gibt es Kinder, die schlechtere Chancen haben als andere – weil die Eltern sich keine Nachhilfe leisten können, keine Zeit haben, sich um die Hausaufgaben zu kümmern oder der Schulabschluss einfach keine große Rolle spielt. Deshalb helfen Pädagogen, aber auch ältere Schüler den Kindern aus sozial schwachen Familien als „Coaches“ dabei, den Schulstoff zu wiederholen, geben Nachhilfe und Förderkurse.

Nach Starnberg folgten schnell die beiden anderen Standorte Schäftlarn und Geretsried. Insgesamt betreuen 35 Coaches mittlerweile etwa 50 Kinder, im Alter von sieben bis 17 Jahren.

Auf Ausflügen schließen die Kinder Freundschaften

Doch von Schimmelmann geht es um mehr: Nicht nur die schulische Bildung soll gefördert werden, sondern auch die Persönlichkeitsbildung, erklärt der 69-Jährige. Deswegen stehen auch regelmäßig Ausflüge auf dem Programm. Für viele Kinder ist es das erste Mal, dass sie in den Circus Krone kommen, ins Deutsche Museum oder in den Tierpark Hellabrunn.

Ein großer Vorteil, den die Betreuer am Anfang selbst gar nicht bedacht haben, ist der Aufbau von sozialen Kontakten: „Viele der Kinder haben gar nicht so viele Freunde, wie man denken würde“, erzählt Michaela Muhl, Lehrerin und Standortkoordinatorin in Starnberg. „Hier herrscht eine sehr persönliche Atmosphäre“. Auf den Ausflügen schließen auch die Kinder aus Starnberg, Schäftlarn und Geretsried schnell Freundschaften.

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Die älteren Schüler, die mit den Kindern arbeiten, werden oft sogar noch mehr geschätzt als die Lehrer, weiß Lehrer Markus Hehn, der für Schäftlarn zuständig ist. Die Betreuer seien wie große Brüder und Schwestern, sie geben ihren Schützlingen Beständigkeit. Klar, dass nach getaner Arbeit auch zusammen Fußball, Schach oder Tischtennis gespielt wird: „Da können die Coaches oft auch noch was lernen“, sagt Hehn.

Ein Schulfach lag auch dem Gründer nicht besonders

Die Stiftung verfügt über ein Grundkapital und wird durch Spenden finanziert. Viele Unternehmen in der Region spenden gerne, sagt von Schimmelmann, weil es eben Hilfe direkt vor der Haustür ist. Bisher kommen die Kinder vor allem durch Mundpropaganda oder die Sozialpädagogen vom Landratsamt zur Betreuung. Weitere Standorte hält Stiftungsgründer von Schimmelmann für möglich, aber nur, wenn sie finanzierbar sind und es genügend Coaches gibt.

Er selbst hatte in der Schule nur eine große Achillesferse: „Ich war ziemlich schlecht in Latein. Ich erinnere mich, dass bei der Abiturprüfung laut meiner Übersetzung in der Geschichte der Falsche gestorben ist. Zum Glück habe ich mich für einen Beruf entschieden, in dem man kein Latein braucht.“ Die Schülerbetreuung überlässt er lieber den erfahrenen Coaches – die sich jedes Mal ganz besonders freuen, wenn sie den Fortschritt „ihrer“ Kinder live miterleben.

 

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