Zwischenrufe bei Predigt: Pfarrer bricht Messe ab!

Als der Zirndorfer Pfarrer Werner Kraus spricht, kommt es zu Unmutsäußerungen. Er schickt die Gemeinde daraufhin: heim!
von  Helmut Reister
Der Pfarrer Werner Kraus aus Zirndorf.
Der Pfarrer Werner Kraus aus Zirndorf. © az

Zirndorf - In der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Zirndorf (Kreis Fürth) fliegen seit Jahren die Fetzen. Pfarrer Werner Kraus ist es, der mit für einen Geistlichen eher unüblichen Vorgehensweisen und sehr direkter Wortwahl immer wieder für Aufregung unter den Gläubigen sorgt. Zur Zeit ist die Tuschel-Frequenz an den Wirtshaustischen wieder besonders hoch.

Der geistliche Würdenträger hat einen Gottesdienst kurzerhand abgebrochen, weil Gottesdienstbesucher seine Predigt mit Zwischenrufen gestört haben. Die Frage, die in Zirndorf jetzt heftig diskutiert wird: War diese Reaktion des Pfarrers angemessen?

„Ich war innerlich so aufgewühlt, dass ich den Gottesdienst nicht mehr fortführen konnte“, beschreibt Pfarrer Kraus seinen Gemütszustand, als es zu dem Eklat kam.

Gerade eben hatte er mit seiner Predigt zum Thema „Vergebung“ begonnen und in diesem Zusammenhang gleich den Namen des Limburger „Skandal“-Bischofs Tebartz-van Elst erwähnt. Die Reaktion darauf war nach den Schilderungen des Geistlichen zunächst der lautstarke Zwischenruf („Unmöglich!“) einer Gottesdienstbesucherin, dann hätte sich auch noch eine zweite Frau eingeschaltet.

Um die bereits ausgebrochene Debatte in der Kirche zu unterbinden, habe er den Gottesdienst kurzerhand abgebrochen, erklärte Kraus. Und fügte hinzu: „Ich bin gerne bereit, über den Limburger Bischof zu diskutieren, aber nicht im Rahmen einer Eucharistiefeier.“

Der Geistliche übt durchaus Selbstkritik. „Ich bin manchmal sehr direkt und hart in meiner Ausdrucksweise,“ schätzt er sich ein. Das gefällt in Zirndorf offenbar nicht Jedem.

Seit dreieinhalb Jahren gibt es in der Kirchengemeinde zum Beispiel keinen Pfarrgemeinderat mehr. Auf der Internetseite der Pfarrei ist nachzulesen, dass es schlichtweg nicht genügend Kandidaten für das Gremium gab. Ein Handicap für sich kann Pfarrer Kraus daraus aber nicht ableiten: „Das ist ein grundsätzliches Problem, das auch andere Pfarreien haben.“

In Zirndorf, so scheint es, kommen zur überall nachlassenden Nähe der Gläubigen zur Kirche auch hausgemachte Probleme. Fürths Dekan Andre Hermany spricht deshalb auch in aller Offenheit von einer „zugespitzten Situation“ in der Zirndorfer Kirchengemeinde, die zu seinem Einzugsgebiet gehört.

„Ich muss in Kirchen- und Glaubensfragen nicht immer einer Meinung mit Pfarrer Krause sein. Und ich frage mich auch, ob der Abbruch des Gottesdienstes unbedingt sein musste und es nicht eine andere Lösung gegeben hätte. Aber es tut mir leid, wie derzeit mit ihm umgesprungen wird.“ Hermany erwähnt in diesem Zusammenhang, dass der Zirndorfer Geistliche vor zwei, drei Jahren eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattete, weil er wiederholt Opfer von Vandalismus geworden war. „Ihm wurden zum Beispiel die Reifen seines Autos zerstochen. Und das geht einfach zu weit.“

Trotzdem übt auch er leise Kritik am Auftreten des Seelsorgers, beklagt dessen mitunter mangelnde Diplomatie bei unterschiedlichen Auffassungen. Hermany: „Da ist er sehr direkt und auch laut, was bestimmt nicht allen gefällt. Aber er ist authentisch und offen. Deshalb bin ich auch froh, dass ich ihn in Zirndorf habe.“

Der Fürther Dekan glaubt, dass die Ursache für die angespannte Gemütslage mit einer „uralten Geschichte“ zusammenhängt, die man dem Pfarrer übel genommen und bis heute nicht vergessen hat. „Seitdem“, sagt Hermany, „wird jedes Wort, jede Handlung von Pfarrer Krause auf die Goldwaage gelegt und immer negativ ausgelegt. Anscheinend will man ihm keine Chance geben.“

Bei der „uralten Geschichte“ handelt es sich um einen Zwischenfall, der bundesweit Aufsehen erregte. Der Geistliche ohrfeigte im Schwimmbad, in aller Öffentlichkeit also, einen minderjährigen Schüler, weil der in der (sündigen?) „Bravo“ geblättert hatte. Nicht nur in Zirndorf brach ein Sturm der Entrüstung aus.

Pfarrer Werner Krause hält den Abbruch des Gottesdienstes nach den Zwischenrufen auch im Nachhinein für durchaus gerechtfertigt – und hofft, dass das auch seine Schäfchen bei der im Frühjahr anstehenden Wahl des Pfarrgemeinderates so sehen, damit er nicht wieder ohne Gremium agieren muss.

Schlaflose Nächte bereitet ihm das erneute Fehlen dieses Gremiums allerdings nicht. Wie immer findet er klare Worte: „In so einem Gremium sind oft Personen zu finden, die sich für wichtig halten und gewählt werden wollen, damit sie dabei sind. Bei den Zusammenkünften sitzen sie dann gelangweilt herum.“

Er betont gleichzeitig aber, welchen hohen Stellenwert engagierte Mitarbeiter aus der Gemeinde bei ihm genießen würden. „Dazu aber“, sagt der Geistliche, „kann man schon auch die Frage stellen, ob ein Pfarrgemeinderat in der bestehenden Form notwendig ist.“

Ob solche Sätze die Bereitschaft erhöhen, im Pfarrgemeinderat mitzuwirken, ist fraglich. Aber darauf scheint es Pfarrer Krause nicht anzukommen. „Sein Ansehen in der Gemeinde“, erklärt ein Zirndorfer, „ist inzwischen doch sowieso schon am Nullpunkt angekommen.“

 

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