Zwei VIP-Bankmanager, eine Betrugsmasche - beide vor Gericht

Beide VIP-Bankberater müssen vor Gericht, weil sie Millionen veruntreut haben. Die Fälle, die Ermittlungen.
von  Helmut Reister
Betrugsgeschäfte im Dunkeln - beide Manager machten mit ihren krummen Geschäften Millionen. (Symbolfoto)
Betrugsgeschäfte im Dunkeln - beide Manager machten mit ihren krummen Geschäften Millionen. (Symbolfoto) © Uwe Anspach/dpa

Sie waren bei ihren Arbeitgebern, zwei Bankhäusern, in leitendenden Positionen tätig, betreuten die prominenten und reichen Kunden – und verfingen sich den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge in einem Netz aus Lug und millionenschwerem Betrug.

In der vergangenen Woche hat bereits ein Prozess begonnen, der zweite startet unabhängig davon am Mittwoch. Beide Banker, die in U-Haft sitzen, hatten beruflich nichts miteinander zu tun. Auch die ihre Strafverfahren sind vollkommen getrennt. Trotzdem gibt es eine erkennbare Gemeinsamkeit: Die Methodik war nahezu identisch.

Millionen für das eigene Betrugskonto

Fall 1: Georg G. (51) war VIP-Betreuer der fränkischen Castell-Bank, besaß am Ende sogar Gesamtprokura. Er steht ab Mittwoch vor Gericht. Die Anklageschrift beschreibt, wie er Millionenbeträge hin- und herschob, sich selbst bediente und sein persönliches "Betrugskonto" auf fast sieben Millionen Euro hochschraubte (AZ berichtete).

Fall 2: Auch der Mitarbeiter S. (41) der Commerzbank war für die reiche Kundschaft zuständig. S. muss sich seit vergangener Woche wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Bei ihm geht es um 2,2 Millionen.

Die Masche: Falsche Zinsversprechungen über Marktniveau

Den Ermittlungen zufolge versprachen beide ihren wohlhabenden Kunden Zinsen, die über dem normalen Marktniveau lagen. In der Realität konnten beide Banker diese Vorgabe nicht erfüllen und setzten ein Schneeball-System in Gang.

Um die Zinsversprechen zu erfüllen, bedienten sie sich an anderen Konten, schoben Geld hin und her, füllten ein Loch, indem sie ein anderes aufmachten. Wichtig, so die Ermittlungen, war für beide, dass der Schein gewahrt wurde. Um das "Spiel" mit den Kundengeldern hinter den Kulissen und weitab der Legalität aufrechtzuerhalten, setzten die beiden am Ende sogar ihr eigenes, rechtmäßig und unrechtmäßig erworbenes Vermögen ein. Zu retten war dadurch nichts mehr.

Ein fahles Licht werfen beide Strafverfahren auf die Mechanismen innerhalb der Banken. Den Anklageschriften ist zu entnehmen, dass die Betrügereien über Jahre möglich waren und unentdeckt blieben. Wunderte sich keiner über Vollmachten, die sich als gefälscht herausstellten? Über ständige Bareinzahlungen in fünfstelligen Größenordnungen? Über Geldverschiebungen von einem Kundenkonto zum anderen? Gab es keine Kontrolle?

Georg G. hatte offensichtlich völlig freie Hand. Im Internet ist leicht feststellbar, dass er neben seiner Tätigkeit für die Castell-Bank auch noch Geschäftsführer mehrerer Firmen war, die sich mit Vermögensanlagen beschäftigten. Beteiligt an dem Konglomerat war auch einer der prominenten Kunden, den er schon für die Castell-Bank betreute.

Die Erklärung der Castell-Bank zum außerbetrieblichen Engagement ihres leitenden Mitarbeiters kommt einer Kapitulation gleich. Das Engagement, heißt es in dem Statement zur AZ, sei "gegen unseren Willen" erfolgt. Geschäftsführer der Firmen war Georg G. bis zu seiner Verhaftung vor einem Jahr.

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