Würzburg: Korrupter Beamter soll Drogen in Knast geschmuggelt haben

Ein Beamter, der in der JVA Würzburg gearbeitet hat, sitzt nun selbst in U-Haft. Was man ihm vorwirft, wie er sich bereichert haben soll.
Helmut Reister, Ruth Schormann |
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Ein JVA-Beamter als Schmuggler - ist das möglich? (Symbolbild)
dpa/Armin Weigel Ein JVA-Beamter als Schmuggler - ist das möglich? (Symbolbild)

Würzburg - Eigentlich, so denkt der geneigte Zuschauer diverser Gangsterfilme, Mafiaserien oder Krimis, die zwangsläufig immer irgendwann Szenen in Gefängnissen beinhalten, eigentlich ist das doch nur ein Klischee: der bestechliche Beamte.

Kriminelle bekommen im Fernsehen immer irgendwie Telefone in ihre Zellen, Drogen und Informationen sowieso oder Besuch, wo und wann sie wollen, gedeckt von den Bediensteten – gegen Geld. Nun zeigt ein Fall aus Bayern, dass an dem Vorurteil zumindest manchmal wohl wirklich etwas dran ist. Ein Beamter aus der Würzburger JVA sitzt in Untersuchungshaft. Der Knast ist jahrelang sein Arbeitsplatz gewesen, jetzt sitzt er selbst hinter Gittern – wegen des Verdachts der Bestechung.

Der Angeklagte legt ein Teilgeständnis ab

Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge war der Beamte offensichtlich Teil einer Bande, die "verbotene Gegenstände" in das Gefängnis schmuggelte, wie Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach erklärt. Außer dem JVA-Beamten sitzen auch noch drei weitere Beschuldigte bereits seit kurz vor Weihnachten in U-Haft.

Bei den "verbotenen Gegenständen" geht es nach Behördenangaben vor allem um Handys für Häftlinge, nach AZ-Informationen aber offensichtlich auch um Drogen, die den Weg in das Gefängnis, das Platz für rund 590 Gefangene bietet, fanden.

Der Beamte hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Teil der Vorwürfe eingeräumt, sitzt aber nach wie vor in Untersuchungshaft. An seiner Mitwirkung bei der illegalen Versorgung der JVA-Insassen haben die Ermittler keine Zweifel. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach sagte dazu: "Es besteht aufgrund der bislang vorliegenden Erkenntnisse der Verdacht, dass der Beamte an den Schmuggelaktionen beteiligt war und sich durch eine entsprechende Entlohnung für seine Dienste bereichert hat."

Behörde geht wohl von Einzelfall aus

Abgeschlossen sind die Ermittlungen noch nicht, ganz im Gegenteil. In der vergangenen Woche durchsuchten Ermittler mehrere Zellen in der Justizvollzugsanstalt, aber auch andere Räume. Den Worten von Oberstaatsanwalt Seebach zufolge wurden bei der Aktion mehrere Mobilfunktelefone und andere Beweismittel sichergestellt. Zu möglicherweise weiteren beteiligten Personen wollte sich die Staatsanwaltschaft "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht äußern.

Die Behörde geht aber offensichtlich davon aus, dass der ins Visier geratene Beamte ein Einzelfall ist. "Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte für eine Beteiligung weiterer JVA-Bediensteter", erklärte Oberstaatsanwalt Seebach. Aus dem Jahr 2016 ist ein ähnlicher Fall aus der Würzburger Justizvollzugsanstalt bekannt: Wie die "Main Post" berichtete, hat damals ein 42-Jähriger Handys und Drogen in das Gefängnis geschmuggelt. Der Mann war als Fachlehrer in der JVA tätig und soll mehrere Pakete mit Mobiltelefonen gegen ein "Honorar" von 20 bis 50 Euro in den Knast mitgebracht haben, so das Blatt weiter. Auch in Aschaffenburg standen zwei Beamte des dortigen Gefängnisses wegen des Schmuggels von Drogen und Mobiltelefonen vor Gericht.

In Köln wurde 2017 ein JVA-Beamter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er Alkohol, Zigaretten und frisch gebratene Burger gegen Geld für die Insassen in den Knast geliefert hatte.

Lesen Sie hier: Mehr gewaltbereite Patienten in Bayerns Krankenhäusern

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