WLAN im Regionalzug: Internet auf der Schiene
Wurde ja auch endlich mal Zeit – das ist der rote Faden, der sich durch die bisherigen Reaktionen auf den ersten Regionalzug in Bayern mit kostenlosem Internet für Passagiere zieht.
Seit vergangenem Montag ist der im Netz des "Fugger-Express" unterwegs – einer von 37 Zügen dort. Ihn zu erwischen ist daher ein bisschen eine Glückssache, aber wenn er dann mal in den Bahnhof eingerollt ist, ist es auch schwer, ihn zu übersehen: An allen Fenstern prangt ein riesiges WLAN-Symbol und der Hinweis: "Jetzt in diesem Zug – gratis WLAN testen!"
Die Tester sollen ihre Meinung dann auch unbedingt der DB kundtun – dafür gibt es einen QR-Code auf der Rückseite jedes Sitzes.
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Ob mehr Regional-Züge ausgestattet werden, entscheidet nicht die DB
"Die Empfangsstärke müsste besser sein", kritisierte da auch gleich ein Nutzer. Offiziell liegt die Netzabdeckung entlang des Schienennetzes bei etwa 87 Prozent, sagt Sprecher Franz Lindemair. Davon zu 78 Prozent mit LTE, dem aktuellen Mobilfunkstandard.
Technisch möglich ist das durch ein Multi-Provider-System, das die Netze der drei großen Kommunikationsanbieter so bündelt, dass alle Kunden in den Regionalzügen beim Surfen immer auf einen davon zugreifen können.
Ob das auch praktisch klappt und wie hoch die Betriebskosten für solch ein offenes, kostenfreies Zug-WLAN sind, sollen die nächsten Monate zeigen – und das dann Netz bei Gefallen ausgebaut werden.
"Es liegt aber nicht in unserer Hand, wann die anderen Züge so ausgestattet werden", sagt DB-Bayern-Sprecher Franz Lindemair – denn die Bayerische Eisenbahn-Gesellschaft als Aufgabenträger macht die Verträge mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen. "Bei den Ausschreibungen müsste die BEG bei Gefallen dann WLAN in den Zügen vorschreiben."
Fünfstellige Kosten für die WLAN-Umrüstung eines Zuges
Der Testbetrieb soll neben den lebensnahen "Besser wäre besser"-Nutzer-Meinungen auch zum Beispiel Erkenntnisse darüber liefern, wie lange es dauert und wie viel es kostet, einen Regionalzug überhaupt WLAN-fähig auszustatten.
Der Einbau in den Testzug hat "eine Summe im fünfstelligen Bereich gekostet" – über den ganzen Zug verteilt wurden verschiedene Einspeise-Punkte installiert, Kabel verlegen für die Empfangstechnik, eine Antenne aufs Dach montiert. "Größtenteils waren das neu entwickelte Bauteile", sagt Lindemair. Die halbe Innenverkleidung musste für den Einbau entfernt werden. Drei Menschen waren insgesamt einen Monat lang beschäftigt.
Die Bahn folgt damit – endlich, könnte man sagen – der fortschreitenden WLANisierung des öffentlichen Lebens: In immer mehr Städten gibt es offene Netzwerke, Hotspots in Cafés, an Flughäfen und Bahnhöfen – und jetzt eben auch im Regionalzug.
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