Wie es geht, verrät er nicht: Goldschmied fertigt nach geheimem Buch
Landau - Stefan Rauschegger ist Goldschmied aus Landau. Bekannt ist der 47-Jährige überregional durch seine Eigenanfertigungen und vor allem durch seine Trauringe. Doch nicht irgendwelche hundertfach verkauften Ringe aus dem Katalog. Rauschegger schmiedet die Ringe noch selbst – aus einem Stück. Alles Unikate.
Um einwandfreie Qualität zu liefern und langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, hat er dafür ein eigenes Verfahren entwickelt. Wie das funktioniert, bleibt allerdings sein Geheimnis.
Goldschmied aus Landau fertigt Schmuck mit uraltem Verfahren: Das ist seine Geschichte
"Während meinem Bruder schon immer klar war, dass er Uhrmacher werden möchte und in den elterlichen Betrieb einsteigen wird, war das bei mir ganz anders. Ich hatte damals noch viel zu viel Energie", sagt Rauschegger. Nach seinem Realschulabschluss lernt der heute 47-Jährige deshalb zunächst Einzelhandelskaufmann und arbeitet im Anschluss bei einer örtlichen Zimmerei.
Doch nicht nur im Büro. Er hilft viel praktisch mit, ist auf dem Dach, hilft beim Einbrettern oder dem Dachdecken. "Die körperliche Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber mir ist auch bewusst geworden, dass das nichts für ein Leben lang ist", sagt Rauschegger. Schließlich entschließt er sich dazu, eine Ausbildung zum Goldschmied zu machen.
Im Anschluss daran macht der Landauer noch eine weitere Ausbildung zum Diplom-Gemmologen. Die Gemmologie wird auch als Edelsteinkunde bezeichnet und befasst sich mit der genauen Analyse von Steinen. "Um den Wert eines Steines bestimmen zu können oder für die Entscheidung, welcher Stein verwendet werden soll, muss man zunächst deren genaue Eigenschaften und deren Beschaffenheit kennen", sagt der Gemmologe.

Wieder zurück im elterlichen Betrieb wird der junge Mann durch die Krankheit und schließlich den Tod des Vaters sofort ins kalte Wasser geschmissen. Deshalb beschränkt er sich zunächst hauptsächlich auf Reparaturarbeiten.
Was Ikea mit Goldschmieden zu tun hat
"Als ich zu Hause angefangen habe, hatten wir erst eine kleine Werkstatt. Die Werkstatt, wie sie jetzt ist, habe ich mir dann Schritt für Schritt aufgebaut. Die nötigen Maschinen sind teuer und deshalb konnten wir sie uns natürlich nicht alle auf einmal leisten – während ich mir die meisten mittlerweile selbst baue", sagt der Familienvater. In seiner Werkstatt findet sich daher zum Beispiel eine Gussmaschine aus einem zweckentfremdeten Ikearegal.
"Nur wenn man die Funktionsweise einer Maschine vollkommen versteht, kann man sie auch perfekt auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Da liegt es doch nahe, sie einfach selbst zu bauen", erläutert der 47-Jährige.
Nachdem er dann nach einigen Monaten seine ersten eigenen Stücke in der Auslage in Landau ausgestellt hat, passiert erst einmal vier Wochen gar nichts. "Das war natürlich nicht einfach. Aber ab dem Zeitpunkt, an dem wir das erste Stück verkauft haben, war es ein Selbstläufer und seither hatte ich auch nie mehr die Gelegenheit, auf Lager zu produzieren", gibt der Geschäftsmann bescheiden zu.
Goldschmied: "Die Qualität ist entscheidend"
Irgendwann beginnt der Goldschmied dann, sich mit Trauringen zu beschäftigen. Doch mit den Produkten am Markt ist der Landauer von Anfang an nicht zufrieden. "Trauringe überdauern Generationen und werden in der Regel täglich getragen, umso entscheidender ist ihre Qualität und dass sie sich ein Leben lang an den Träger anpassen lassen", sagt Rauschegger.

Außerdem wollte er die Ringe nicht einfach zusammenlöten, sondern sie aus einem Stück fertigen – hier ist es preislich allerdings unmöglich, mit den Großherstellern mitzuhalten. Die Lösung stammt aus einem rund 200 Jahre alten Buch. Dort beschreibt ein Goldschmied ein Verfahren zur Herstellung von Ringen. Höchst wahrscheinlich niemals praktisch erprobt, rein hypothetisch.
"Ich habe das gelesen und mir war sofort klar, das könnte funktionieren. An diesem Tag war meine Nacht um 4 Uhr morgens zu Ende. Diese Idee ließ mich nicht mehr los. Um 7 Uhr bin ich dann beim Maschinenbauer auf der Matte gestanden mit Entwürfen und Ideen für eine neue Maschine", erinnert sich Rauschegger und schmunzelt.
Das Geheimnis wird gehütet
Als er dann das erste Mal die fertige Maschine getestet hatte, war er gespannt. Doch das Ergebnis hat ihn sofort überzeugt. "Als ich die Qualität und Beschaffenheit des Materials geprüft habe, wusste ich sofort, dass ich auf dem richtigen Weg bin", sagt der Handwerker.
Wie die genaue Herstellung funktioniert, bleibt allerdings ein Geheimnis. "Namhafte Trauringhersteller haben schon bei mir angefragt, aber keine Chance", sagt Rauschegger. Gut zu tun hat er seither definitiv. Rauschegger fertigt jährlich weit über hundert Trauringe. Alles Unikate.
Ein Beratungsgespräch könne dabei schon gut und gerne zwei bis drei Stunden dauern. Der Goldschmied bespricht in dieser Zeit alles, was wichtig und möglich ist, um die Ringe bestmöglich an die künftigen Träger anzupassen. Verwendet wird dabei ausschließlich Recyclinggold – der Überzeugung wegen, wie Rauschegger sagt. Aber auch nostalgische Gründe können eine Rolle spielen.
"Manche haben vielleicht noch den Ehering der Urgroßeltern, die eine glückliche Ehe geführt haben. Das Material des Ringes kann dann in den eigenen Ehering eingearbeitet werden", erklärt der Handwerker.
Zufrieden mit seiner Arbeit sei Rauschegger, wenn die Qualität stimmt, sich seine Kunden mit den Ringen identifizieren können und sie gerne tragen. Bestenfalls noch deren Urenkelkinder.
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