Wegen DSGVO: Blasmusikverband in Sorge - Gefährdet Datenschutz das Ehrenamt?

Heute tritt die neue EU-Regelung dazu in Kraft. Beim Bayerischen Blasmusikverband ist man deswegen verunsichert - und hat eine Petition gestartet.
Ruth Schormann |
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Blasmusik als Datenschutz-Risiko? Die DSGVO macht's möglich.
dpa Blasmusik als Datenschutz-Risiko? Die DSGVO macht's möglich.

München - Ob er seinen Vereinsmitgliedern jetzt überhaupt noch eine Karte zum Geburtstag schicken dürfe, hat jemand Andreas Horber gefragt. Er ist Geschäftsführer des Bayerischen Blasmusikverbands und plagt sich seit Wochen mit der Datenschutz-Grundsatzverordnung (DSGVO) herum.

Die DSGVO (AZ berichtete) tritt heute in Kraft und macht vielen kleineren Vereinen im Freistaat Angst. "Es vergeht kaum eine Stunde in den letzten Wochen, in der mich dieses Thema nicht beschäftigt", sagt Horber der AZ. Denn sie sind verunsichert, lesen von Bußgeldern in Millionenhöhe bei Verstößen, sollen eigene Datenschutzbeauftragte benennen - und sollen eben sensibler mit den Angaben ihrer Mitglieder umgehen. "Das ist ja auch positiv daran, dass man sich Gedanken macht über den Umgang mit den Daten", findet Horber.

Gegen den sorgsamen Umgang damit hat er freilich nichts. Aber der Aufwand, der jetzt auf die vielen Musik- und alle anderen Vereine in Bayern zukommt - der sei schon "fraglich".

Horber tingelt jetzt durchs Land und informiert seine Vereine. "In den Pfingstferien, nächste Woche, habe ich allein vier Abendveranstaltungen", sagt er. "Der Bedarf ist riesig."

Größter Fehler: In Schockstarre verfallen

Die neuen Regeln der DSGVO seien einfach ein zu komplexes Thema, von dem keiner weiß, wie es umzusetzen ist. Mit einer Petition wehrt sich der Blasmusikverband nun: "Die Petition richtet sich nicht gegen die DSGVO selbst. Aber wir wollen, dass man keine Bußgelder erhebt von Anfang an und eher beratend einwirkt", sagt Horber. Knapp 5.000 Unterstützer haben schon unterschrieben. Es fühlen sich wohl viele allein gelassen.

Zuständig für Bayern ist das Landesamt für Datenschutzaufsicht in Ansbach. "Wir stellen uns vor, dass die uns Verbände schult, sodass wir weiterberaten können. Das wäre der richtige Weg. Aber an das Amt kommt man gar nicht mehr hin, die können sich offensichtlich kaum mehr vor Anfragen retten."

Horber rät allen Vereinen, "fangt einfach an, das umzusetzen". Fatal wäre es, wegen der Komplexität in Schockstarre zu verfallen. Mürbe machen die neuen Anforderungen aber viele trotzdem, beschreibt der Profi-Blasmusiker. Diese Bürokratie-Verschärfung sei ein weiterer Baustein dafür, dass das Ehrenamt ausstirbt. "Dann dürfen halt nur noch Juristen Vereinsvorsitze übernehmen", sagt Horber und lacht. Aber nur ein bisserl.

Kritik kommt aber auch aus Brüssel: Der Europaabgeordnete Arne Gericke von den Freien Wählern teilt gestern mit: "Wo heute jeder Stammtisch routiert und beim zweiten Bier einen Datenschutzbeauftragten wählt, hätte man nach EU-Vorgaben einfach eine Befreiung aussprechen können", sagt er. Seiner Meinung nach sei "die Untätigkeit der Bundesregierung" in Sachen DSGVO "zum Heilen".

Das Landesamt für Datenschutzaufsicht hat ein DSGVO-Info-Blatt für Vereine zusammengestellt. Es ist unter folgendem Link zu finden: bit.ly.

Hier geht's zur Online-Petition des Blasmusikverbands

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