Waldbaden als Gesundheits-Boost: Die Wirkung des Waldes
München - Scheinbar endlos erstrecken sich Fichte, Kiefer und Linde gen Himmel. Legt man die Hände auf einen ihrer Stämme, lassen sich Parallelen erkennen zwischen Mensch und Baum: Die Rinde etwa gibt der Pflanze Schutz, ebenso wie die Haut dem Menschen. Ihr Stamm gibt ihnen Halt und Stabilität, genau wie unsere Wirbelsäule.
Diese Achtsamkeitsübung nennt Renate Unterberg "Kontakt". Mit dieser, so sagt es die ausgebildete Waldgesundheitstrainerin aus München der AZ, stimmt sie ihre Kursteilnehmer auf ein Bad im Wald Forst Kasten ein. Gestresste Städter und Naturfreunde können dabei eine Verbindung mit der Natur herstellen.
"Ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen"
Das Waldbaden kommt ursprünglich aus Japan, dort wird es "Shinrin-Yoku" genannt. Übersetzt bedeutet das "ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen", so die Waldgesundheitstrainerin. In Japan sei dies eine anerkannte medizinische Heilmethode, werde von Krankenkassen bezahlt und von Ärzten verordnet. "In Deutschland ist das noch nicht so." Das Universitätsklinikum München bemühe sich aber bereits darum, weiß Unterberg.
Ursprünglich hat die Trainerin als studierte Sprachtherapeutin an der neurologischen Klinik in München gearbeitet und dabei Menschen in schwierigen Lebensphasen begleitet. Vor einigen Jahren hat sie den Fokus auf Gesundheitsprävention gelegt, erzählt sie.

Das Waldbaden könne allerhand Erkrankungen vorbeugen. Entscheidend sei es bei der Achtsamkeitstechnik, abseits von Wegen zu gehen – fernab von störenden Geräuschquellen wie Straßen. "Am besten ist die Badestelle frei von Unterholz, lichterfüllt und der Boden mit Moos bewachsen." Mit allen Sinnen werde dann die Atmosphäre der Natur über Übungen vertieft aufgenommen.
Waldbaden: Wie die Natur zur Kraftquelle wird
Ein Spaziergang kann nicht denselben Effekt erzielen, sagt Unterberg. "Denn da kommen wir nicht aus unserem Kopf raus. Wir planen weiter, lösen Probleme, denken darüber nach, was wir mit unserem Partner noch besprechen müssen oder morgen einkaufen müssen."
Achtsamkeitsübungen hingegen müssten unter professioneller Anleitung geschehen, damit sie richtig funktionieren. Den Boden spüren, Vogelstimmen lauschen, Rinde ertasten, Zapfen anfassen, dem Spiel von Sonnenstrahlen und Wind in den Blättern zuschauen - all dies sei Teil des Waldbadens. Dann werde die Natur zur Kraftquelle.
Waldbaden hat eine gesundheitsfördernde Wirkung", es wirke sich auf Körper und Seele aus, so Renate Unterberg. Das hätten auch diverse medizinische Studien ergeben. Durch das Erlebnis senkt sich demnach der Blutdruck, ebenso die Herzfrequenz. Zudem werden Stresshormone abgebaut. "Man schläft dadurch auch besser", so die Waldgesundheitstrainerin. Burnout etwa werde somit vorbeigebeugt, ebenso wie verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Grund: Bäume, Sträucher und andere Pflanzen produzieren laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) über ihre Rinde und Blätter Terpene, die wichtigsten Ingredienzen ätherischer Öle. "Diese wirken positiv auf unseren Körper", so auch Unterberg. Eine langfristige Wirkung auf die Gesundheit erziele man, wenn man regelmäßig im Wald badet.
"Baum-Atmung": Eine Entspannungsübung zum Ausprobieren
Eine Entspannungsübung, die laut Unterberg jeder im Wald ausprobieren könne, sei die "Baum-Atmung". Dabei gehen Mensch und Baum eine Symbiose ein. So geht's:
Die Hände auf den Stamm eines Baumes legen oder die Blätter zart berühren, etwa von einer Buche. Dann Folgendes vorstellen: Beim Einatmen wird der Sauerstoff, der von dem Baum gespendet wurde, aufgenommen. Beim Ausatmen wird das eigene, ausgestoßene CO2 dem Baum zurückgeschenkt.
Die nächsten Kurse von Renate Unterberg finden am 15. Juli und 26. August, je von 14.45 bis 17.30 Uhr in Forst Kasten statt. Kosten pro Person: 25 Euro, weitere Infos unter: waldbaden-muenchen.jimdosite.com
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