Vom Main zum "irdischen Mars": Studenten aus Bayern entwickeln Roboter fürs All
Würzburg - Der Mars ist für Wissenschaftler ein Sehnsuchtsort – auch wenn er durchschnittlich 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt liegt. Die Nasa und auch etwa SpaceX, das private Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, träumen von bemannten Missionen dorthin. Doch das ist (noch) Zukunftsmusik. Bis es soweit ist, führen Forscher Experimente und Untersuchungen durch. So trägt auch die Julius-Maximilians-Universität Würzburg aktuell dazu bei, Technik für spätere Mars-Missionen zu entwickeln und auszuprobieren. Aber das Material muss dafür nicht bis zum Mars geschickt werden. Getestet wird auf der Erde und zwar an Orten, die dem Planeten geologisch und topologisch ähneln.
Studierende des Würzburger Elite-Studiengangs Satellite Technology haben für die Testmission namens Amadee-24 zwei Robotersysteme entwickelt. Diese sollen ab März in der armenischen Wüste getestet werden. Auf Bildern aus der Provinz Ararat, die die Universität zur Verfügung stellt, lässt sich nahezu kein Unterschied zu Aufnahmen des Mars' ausmachen. "Die Nachbildung von Mensch-Roboter-Oberflächenaktivitäten auf dem Mars in irdischen Analoga, sogenannten Analogumgebungen, hat sich als effektiv erwiesen, um die optimale Missionsarchitektur für komplexe Forschungseinsätze zu entwickeln", teilt der beteiligte Professor Andreas Nüchter mit. Er leitet den Lehrstuhl für Robotik.
"Wir bauen quasi ein GPS-System nach", sagt ein Roboter-Experte
Die AZ will von ihm wissen: Was genau ist die Aufgabe der Würzburger Tüftler? Bitte verständlich erklärt! Nüchter bricht die komplexe Forschung für Laien herunter: "Damit Roboter etwas sinnvoll machen können, brauchen sie eine Karte der Umgebung." Karten zu erstellen, sei schon immer schwierig und ein eigenes Forschungthema gewesen. "Da es aber auf dem Mars kein GPS gibt, sollen unsere Roboter kleine Sensorknoten verteilen, die dann Signale funken, mit deren Hilfe sich die Roboter lokalisieren können. Wir bauen quasi ein GPS-System nach." Das Ganze geschehe mit dem Verfahren Trilateration.
Die Universität am Main habe sich erfolgreich auf die Ausschreibungen des österreichischen Weltraumforums beworben, so Nüchter über die Beteiligung aus Bayern. Dieses führt die Testmission zusammen mit der Armenischen Weltraumagentur durch.

Ideen aus Bayern auf dem Mond
Während des Probelaufs werden sechs "Analog-Astronauten" Experimente mit Raumanzug-Prototypen durchführen, heißt es von der Universität in ihrer Mitteilung weiter. Sie werden für den Test in völliger Isolation sein, zudem wird eine verzögerte Kommunikation simuliert. Das bedeutet laut Nüchter: "Die (Analog-)Astronauten müssen dann komplett unabhängig mit den Systemen klarkommen. Wenn sie Nachfragen haben, können wir nur mit zehn Minuten Verzögerung antworten." Nüchter selbst wird nicht in Armenien vor Ort sein, aber mindestens zwei der Studierenden. Dabei gehe es etwa um die Einrichtung und Übergabe der Roboter. "Die Schwierigkeit bei der ganzen Mission war, die Roboter so auszulegen, dass völlig fremde Personen, das heißt, die Astronauten, damit umgehen können." Er fügt an: "Astronauten sind schon technikaffin, aber keine Robotiker."
Könnte die Technik aus Würzburg tatsächlich einmal zum Mars gelangen? "Unwahrscheinlich", sagt Nüchter. Aber er führt an, dass sie an der Universität zuletzt einen Studierenden hatten, der seine Masterarbeit bei der Nasa geschrieben habe – in Sachen Cadre-Mondmission. "Das heißt, es besteht die realistische Chance, dass Ideen aus Bayern beziehungsweise Software tatsächlich auf dem Mond zum Einsatz kommen."
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