Roboter gegen Fachkräftemangel: Unternehmen aus München erklärt, wie das funktioniert
München - Der Terminator, R2-D2 oder Data sind wohl die bekanntesten Roboter der Welt. Bei dem Gedanken an die Androiden denkt man an Action, wildes Gepiepse oder Unbeholfenheit gegenüber Menschen – eher nicht an Fachkräftemangel. Bei der Firma Universal Robots in München ist das anders. Statt Action oder gar Dystopie sieht das Unternehmen in der Robotik große Chancen. Besonders das Problem fehlender Arbeitskräfte will das Unternehmen beheben – beziehungsweise durch Roboter den Arbeitsmarkt entlasten.
Die Idee ist freilich nicht neu, in der Industrie kommen seit vielen Jahren Roboter zum Einsatz. Was ist dann der Unterschied zu den Robotern von Universal Robots? Das erklärt Andrea Alboni (41) am Donnerstag der AZ und neugierigen Münchner Unternehmern, Start-up-Gründern und Tech-Freaks in ihren Räumlichkeiten in Obersendling bei einer Art Tag der offenen Tür.
Alboni ist General Manager für Westeuropa bei Universal Robots. Der gebürtige Italiener kommt aus dem Bereich Grüne Energie und sieht auch in der Robotik Möglichkeiten, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. "Fachkräftemangel nenne ich lieber Arbeitskräftekrise. Bei einem Mangel könnte man denken: Das wird schon wieder. Aber das Problem ist seit 20 Jahren bekannt und wird sich nicht von selbst lösen. Die Auswirkungen spüren wir jetzt", sagt Alboni.
Gegen den Fachkräftemangel in München: "Ideale Zusammenarbeit von Mensch und Maschine"
Durch den Einsatz von Robotern könne dem entgegengewirkt werden. Alboni nennt dafür ein Beispiel: Schweißen. "Wenige junge Menschen entscheiden sich dazu, Schweißer zu werden, der Beruf ist für viele unsexy geworden. Es ist anstrengend, macht die Augen kaputt. Dafür sind unsere Cobots besonders geeignet", sagt Alboni. Er spricht nicht von Robotern, sondern von sogenannten Cobots. Die Wortneuschöpfung bildet sich aus den Worten Roboter und Kollaborieren – also der idealen Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. "Es geht nicht darum, den Menschen zu ersetzen, sondern den Cobot wie ein Werkzeug einzusetzen, um die Arbeit zu erleichtern und die Kompetenzen des Menschen besser nutzen zu können", sagt der General Manager.

Auch dafür hat er ein Beispiel – aus der Gastronomie. "Ein Kellner, der Teller abräumt, interagiert nicht mit Gästen. Eine einfache Arbeit, die ein Roboter verrichten kann. In dieser eingesparten Zeit ist der Kellner für die Gäste da, eine Kompetenz, die eine Maschine nicht hat", so Alboni. Schon mehr in der Gesellschaft angekommen sind beispielsweise Mäh- oder Saugroboter.
Universal Robots definiert seine Kompetenzen allerdings mehr in der Industrie, Beispiel schweißen, kleben, palettieren, sortieren. "Repetitive Arbeiten sollen den Menschen abgenommen werden. Wenn ein Mensch Kisten von einem Band hebt, auch wenn jede nur zwei Kilo wiegt, sind das am Ende des Tages schnell 300 Kilo. Das muss ja nicht sein", findet Alboni.
In wenigen Minuten lässt sich der Roboter von Universal Robots aus München programmieren
Gibt es solche Roboter nicht längst? Der Unterschied zu den Cobots ist, sie sind besonders handlich und leicht, sie müssen nicht extra abgeschirmt sein und sollen sich besonders einfach bedienen lassen. Betrieben werden sie mit normaler Netzspannung. Die AZ probiert es aus – und siehe da, mit wenigen Klicks auf einem Touchpad lässt sich der Cobot programmieren und führt die gewünschten Bewegungen aus. Ganz ohne Programmierkenntnisse. "Als mein Sohn sechs Jahre alt war, habe ich den Test gemacht. Nach kurzer Zeit konnte auch er ihn steuern", erinnert sich Alboni und lächelt.

Das ist eines der Ziele von Universal Robots: Die Roboter sollen von den Benutzern selbst auf einfache Weise den gewünschten Tätigkeiten angepasst werden, ohne dass ein Programmierer vor Ort benötigt wird. Damit das richtig funktioniert, setzt das dänische Unternehmen auf intensive Schulungen und langjährigen Kontakt mit den Kunden.
Andrea Alboni: "Es ist sehr wichtig, die nachfolgende Generation fit zu machen"
Aber nicht nur Firmen sollen im Umgang mit den Cobots geschult werden. Auch Schüler von beispielsweise Berufsschulen sollen den Umgang mit ihren Robotern lernen, findet Alboni: "Es ist sehr wichtig, die nachfolgende Generation fit zu machen." Auch mit den Kosten für einen Cobot will die Firma punkten. Auch wenn Alboni weiß: Ein komplettes Schulungspaket kostete 25.000 bis 30.000 Euro. "Für ein großes Unternehmen hat sich das schnell amortisiert. Für eine Berufsschule ist das natürlich ein Vermögen!"

Schulklassen sind beim Cobot-Event am Donnerstag nicht zu sehen. Alboni freut sich aber über das breite Publikum. "Es ist eine schöne Abbildung des Industriestandorts München. Unsere Cobots kommen zum Beispiel bei Siemens und BMW zum Einsatz. Heute sind genauso Mittelständler und kleinere Betriebe vertreten." Auch auf die setzt Universal Robots: "Unser kleinster Abnehmer ist ein Zweipersonenbetrieb", erzählt er stolz.
Universal Robots arbeitet auch mit Firmen aus München zusammen
Universal Robots arbeitet auch mit anderen Firmen zusammen, um passende Lösungen für allerhand Aufgaben zu finden und durch die passenden Aufsätze die Cobots unterschiedliche Aufgaben erledigen zu lassen. Durch einen Vakuumgreifer beispielsweise können Werkstücke angehoben werden, durch einen KI-unterstützten Sensor Bauteile erkannt und sortiert werden, ein anderer trägt Kleber auf, wieder ein anderer schweißt.

Und wie geht Alboni mit Bedenken gegenüber der Cobots um? "Wir zerstören keine Arbeitsplätze. Sie verändern sich. So wie mit der Erfindung des Traktors oder des Computers. Vor einem Traktor hat keiner Angst. Aber bei Robotern denken viele gleich an den Terminator", erklärt er.
Dabei ist Alboni überzeugt, durch die Cobots die Arbeitsbedingungen für Menschen zu verbessern. Menschen sollten also lieber an den freundlichen Roboter aus dem Pixar-Film Wall-E denken, findet er, sein Lieblingsroboter. Warum? "Es geht um positive Innovation und die Verantwortung der Welt gegenüber." So wünscht er sich das auch für die Cobots.
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