Vier Köpfe für ein Halleluja: Wer wird neuer Landesbischof?

Bayerns Protestanten suchen ein neues Oberhaupt: Wer tritt die Nachfolge von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm an? Vier Kandidaten gehen am 27. März ins Rennen. Die AZ stellt sie vor.
Heidi Geyer |
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Nina Lubomierski (v. l.), Christian Kopp, Gabriele Hoerschelmann und Klaus Schlicker sind die Kandidaten für die Wahl zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Nina Lubomierski (v. l.), Christian Kopp, Gabriele Hoerschelmann und Klaus Schlicker sind die Kandidaten für die Wahl zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. © Foto: dpa/Sven Hoppe

Wäre die evangelische Landeskirche in Bayern ein Unternehmen, dann dürfte man sie als Sanierungsfall bezeichnen. 36.580 Menschen sind 2021 ausgetreten und damit rund 10.000 mehr als noch ein Jahr zuvor. Laut einer Studie liegt es daran, dass die Kirche für viele nicht mehr relevant ist. Schwierige Ausgangsbedingungen sind das für den neuen Chef. Die Amtszeit des bisherigen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm endet im Oktober. Im Unterschied zur Katholischen Kirche entscheidet nicht Rom über die Personalie, sondern die Landessynode wählt ihr künftiges Oberhaupt.

Evangelische Kirche sucht: Teamplayer

Man suche einen Teamplayer, der "Freude daran habe, geistige Brücken zu bauen", sagte gestern Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Vier Kandidaten sind in der engeren Auswahl (AZ berichtete) und haben sich am Dienstag im Münchner Presseclub vorgestellt.

Gabriele Hoerschelmann ist derzeit die Leiterin der Mission EineWelt, quasi "das Auswärtige Amt der Landeskirche", wie sie es beschrieb. Dort habe sie bereits einen umfangreichen Transformationsprozess gesteuert und einen Etat von zwölf Millionen Euro verwaltet. Für sie stelle sich beim Amt des Landesbischofs vorrangig die Frage: "Was brauchen die Menschen jetzt?" Die 55-Jährige bringt viel internationale Erfahrung mit, sieht aber gerade im Religionsunterricht an Schulen eine Chance, Menschen für die Kirche zu gewinnen.

"Wir dachten, wir wüssten genau Bescheid", sagte Hoerschelmann hinsichtlich der Debatte um Waffen für die Ukraine. Vor dem Krieg habe man sich klar positioniert in dieser Thematik. Seit Kriegsbeginn stelle sich vieles ganz anders dar.

Münchens Regionalbischof im Rennen

Ihr Kollege Christian Kopp ist Regionalbischof in München und Oberbayern. "Ich selbst liebe Veränderung!", sagte Kopp im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen. Da die Kirche künftig weniger Geld und Personal zur Verfügung haben wird, seien schwierige Entscheidungen erforderlich. Insofern sei Akzeptanz sein zentrales Anliegen.

In Bezug auf Kirchenaustritte gehe er von einem längeren Entscheidungsweg aus. "Da bin ich skeptisch, ob ein Einzelner etwas ausrichten kann." Klar positionierte sich der 58-Jährige auf die Frage der AZ, ob Deutschland Waffen an die Ukraine liefern solle: "Sie wollen eine klare Antwort: ja!" Ein Frieden ohne Waffen sei zwar wünschenswert, aber Kopp wies auf das völkerrechtliche Unrecht in der Ukraine hin. Zugleich müsse man alles dafür tun, dass es zu einem Waffenstillstand komme.

"Ich möchte die Freude am Glauben stärken"

Zurückhaltender in dieser Frage äußerte sich Klaus Schlicker (56), Dekan und Mitglied der Landessynode. Ein Landesbischof sollte sich eher zu grundsätzlichen, denn zu solchen konkreten politischen Fragen äußern. "Wir müssen alles tun, um Frieden zu erreichen", folgerte Schlicker. Von sich selbst sagte er, er sei von Herzen gerne Christ: "Ich möchte die Freude am Glauben stärken."

Ihm gehe es vor allem darum, dass die Menschen Kirche erleben sollen. Bei Kirchenaustritten stehe für ihn besonders die Kommunikation an zentraler Stelle.

Pop-Up-Kirche und "Vielfalt in der Einheit"

Nina Lubomierski kennen viele Protestanten aus den Sozialen Medien. Auch sonst steht die 48-Jährige für ungewöhnliche Wege: von der Pop-up-Kirche bis zum Weihnachtssingen im Eisstadion. Die Landshuter Dekanin sieht die "Vielfalt in der Einheit" als größte Herausforderung. Diskurs will sie in Bezug auf das Thema Waffenlieferungen bewusst "erlauben".

Politik und Kirche seien zwar unterschiedlich, jedoch nicht zu trennen. Sie sieht die Aufgabe der Kirche eher bei Friedensgebeten und der Betreuung von Geflüchteten. Die immer geringeren finanziellen und personellen Spielräume der Kirche müssen aus ihrer Sicht nicht unbedingt zu weniger Pfarrern für mehr Menschen führen: "Lediglich die Flächen werden größer."

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Auf den künftigen Landesbischof kommt kurz nach Amtsbeginn ein Thema mit Sprengkraft zu. Ende 2023 soll eine deutschlandweite Studie zu sexueller Gewalt in der Kirche veröffentlicht werden. Wie man aus der Katholischen Kirche weiß, kann so etwas die Grundfeste der Gläubigen erschüttern.

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