"Unrealistisch und überambitioniert": Sicherheitsexperten kritisieren Bundeswehrplan von Söder

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der CSU-Politiker Florian Hahn haben einen "Masterplan" mit Forderungen zur Stärkung der Bundeswehr erarbeitet. Das Vorhaben sei jedoch kaum zu bezahlen, mahnen Sicherheitsexperten.
Alexander Spöri
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CSU-Chef Markus Söder beim Verabschiedungsappell des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 im Fliegerhorst Neuburg in Neuburg an der Donau.
CSU-Chef Markus Söder beim Verabschiedungsappell des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 im Fliegerhorst Neuburg in Neuburg an der Donau. © IMAGO/Dwi Anoraganingrum

München - Der Plan von Ministerpräsident Markus Söder zur Stärkung der Bundeswehr stößt im politischen Berlin und unter Sicherheitsexperten auf Widerstand. "Für mich ist das ein Wahlkampfmanöver", sagt Sicherheitsexpertin Anja Opitz von der Akademie für politische Bildung in Tutzing der AZ.

Anja Opitz von der Akademie für politische Bildung forscht im Bereich Internationale und Politik und Sicherheitspolitik.
Anja Opitz von der Akademie für politische Bildung forscht im Bereich Internationale und Politik und Sicherheitspolitik. © apb Tutzing

Prinzipiell seien manche Forderungen berechtigt – inwieweit diese allerdings von einer regionalen Partei kurz vor der Neuwahl und der Sicherheitskonferenz angestoßen werden müssen, sei jedoch "fraglich". Mit zum Teil auch überzogenen Forderungen ziehe man die Debatte ins Lächerliche. "Wie Söder das ohne eine Reform der Schuldenbremse finanzieren will, weiß ich nicht", so Opitz.

Sicherheitsexperte aus Kiel: Söders Milliarden-Vorhaben ist "überambitioniert"

Ähnlich sieht das Johannes Peters vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel. Er bezeichnet Söders Plan als "überambitioniert" und zugleich unterfinanziert. Nur drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Rahmen eines Zehn-Jahres-Plans in die Verteidigung zu investieren, sei "unrealistisch". "Es wird bereits über 3,5 Prozent geredet, die ausgegeben werden sollen", sagt der Sicherheitsexperte der AZ.

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Wenn man Söder folge, würde man die Bundeswehr wie in den letzten Jahrzehnten unterfinanzieren. "Jedem muss klar sein, dass das nicht einfach so zu bezahlen ist und manches auch mit Geld nicht heilbar ist."

Damit meint Peters den Aufwuchs der Bundeswehr auf 500.000 Soldaten und Reservisten. Das sei richtigerweise nur in Verbindung mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht möglich. Diese Aufgabe würde aber in "einer massiv belasteten Truppe für Anlaufschwierigkeiten" sorgen.

"Ein unbemannter Flugzeugträger mit Drohnen ist selbst für die USA Zukunftsmusik"

Außerdem sei es mittelfristig schwer realisierbar, Hunderte Schützen- und Kampfpanzer anzuschaffen. "Solange die Industrie keine langfristigen Verträge mit Abnahmegarantien hat, wird sie das so nicht herstellen", so Peters. Kaum eine Firma wolle Produktionskapazitäten aufbauen, "wenn nach der nächsten Wahl möglicherweise alles nicht mehr opportun ist".

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Forderungen nach einem europäischen System zur Abwehr von Raketen seien wiederum richtig und Deutschland können hier einen wichtigen Beitrag leisten, sie müssten jedoch mit mehreren Ländern im Westen abgestimmt werden. Vorschläge wie die Anschaffung eines "Drohnen-Trägers" seien inhaltlich unscharf und obendrein wenig zielführend. "Ein unbemannter Flugzeugträger mit Drohnen ist selbst für die USA Zukunftsmusik."

Präsident des Ifo-Instituts begrüßt Vorstoß aus Bayern

Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, sieht Klärungsbedarf bei vielen Aspekten. Begrüßenswert sei allerdings, "dass sich zumindest eine Partei ernsthafte Gedanken über eine Verteidigungsstrategie macht", sagt der Ökonom der AZ.

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Der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander Müller, bemängelt die "plakativ" durch den CSU-Chef in den Raum gestellten Zahlen, teilt er der AZ mit. Der Grünen-Abgeordnete Sebastian Schäfer bezeichnet die Anstöße wiederum auf AZ-Anfrage als "unseriös". "Eine Platzpatrone im Wahlkampf – ein klassischer Söder."

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9 Kommentare
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  • Frale am 13.02.2025 12:42 Uhr / Bewertung:

    Absolut unverständlich war das " Die Einberufung zum Grundwehrdienst nach § 5 des Wehrpflichtgesetzes wurde zum 1. Juli 2011 ausgesetzt."
    Der größte Fehler.

  • SL am 13.02.2025 14:04 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Frale

    War doch von Karl-Theodor von Guttenberg CSU.

  • Himbeergselchts am 12.02.2025 23:27 Uhr / Bewertung:

    Es ist Wahlkampf und Söder erzählt viel, wenn der Tag lang ist.
    Er wollte laut Wahlversprechen nach der letzten Landtagswahl auch die AKWs wieder anwerfen. Ohne zu wissen, wohin mit dem verstrahlten Müll.

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