Tiefpflegerin aus Paterzell: Wo Tiere nach dem Unwetter in Bayern Heilung finden
Paterzell - Hagelkörner groß wie Tennisbälle - völlig aus dem Nichts. Mit einer derartigen Wucht, dass Rehe, Singvögel und Hasen massenhaft erschlagen wurden. "Die Größe der Hagelkörner hat die Tiere so überrascht, dass sie gar nicht mehr fliehen konnten", sagt die 76-jährige Heidi Rothwinkler über die Gefahr des Unwetters am letzten August-Wochenende für die Tierwelt.. "Sowas habe ich noch nie gehört oder gesehen", so die ehemalige Tierarzthelferin.
Sie betreibt eine private Auffangstation für Hauskatzen und Wildtiere in Paterzell (Landkreis Weilheim-Schongau) und kümmert sich jetzt um die überlebenden Störche, die in Kleinweil, einem Ortsteil von Großweil im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, gefunden und zu ihr gebracht wurden. Wie es zu der "Katastrophe" gekommen sei, ist Rothwinkler ein Rätsel. "Die Tiere spüren das ja schon oft vorher, wenn da was aufzieht. Dann verziehen sie sich schon in den Wald."
Nach dem Unwetter in Bayern: Zwei Störche konnten die Auffangstation wieder verlassen
Im Fall der Störche sei es normalerweise ausreichend, wenn sie sich einfach hinsetzen. Kleine Hagelkörner machen ihnen dann nichts aus. Aber durch das Unwetter sind dermaßen große niedergeschlagen, dass sogar der Schnabel eines Storchs zerfetzt wurde. Der befindet sich noch immer in der Obhut einer Tierärztin.
Die sechs Störche, die Rothwinkler aufgenommen hat, haben Verletzungen am Kopf, an den Flügeln und an den Beinen. Einer musste sogar eingeschläfert werden. "Ein offener Bruch am Flügel. Der hat sich nicht mehr erholen können", sagt die Tierpflegerin.

Doch es gibt auch gute Nachrichten von ihren Patienten: Bereits zwei der Störche und ein Fischreiher haben sie wieder verlassen können. "Die hatten nur was auf die Flügel, oben auf den Rücken, bekommen. Die Verletzungen waren nicht so schlimm, dass sie nicht wieder fliegen können", sagt Rothwinkler erleichtert.
Tierpflegerin aus Paterzell: "Die Tiere brauchen Ruhe und ihr Fressen"
Neben den zwei Jungstörchen, die noch darauf warten, erstmals abheben zu können, befindet sich auch ein Altstorch noch in Pflege. "Der kann noch nicht wieder fliegen. Da ist wahrscheinlich noch eine Entzündung vorhanden und der Flügel ist noch ein bisschen lahm. Also die haben noch nicht die Kraft, wegzufliegen", sagt die 76-Jährige. Noch seien ein paar Blutstellen da, die abheilen müssten. Rothwinkler schätzt, dass der Altstorch spätestens in zwei Wochen wieder auf den Beinen sei.
Was er dafür vor allem braucht: Ruhe. "Darum habe ich auch kein Publikum. Ich mache das ja privat und bin kein Zoo. Die brauchen Ruhe und ihr Fressen", so Rothwinkler. Die Selbstheilungskräfte erledigten den Rest. Lediglich mit den Nachbarn kommen die Störche nicht ganz zurecht: drei Rehkitze, die die Tierpflegerin seit Mai beherbergt. "Die Störche fangen bei ihnen das Hüpfen und das Klappern an", sagt Rothwinkler.
Tierpflegerin Heidi Rothwinkler: Spenden für Tierunterkunft benötigt
Sie kümmert sich seit 30 Jahren um verletzte Tiere, die sie anschließend wieder auswildert. Angefangen hat alles damit, dass ihr als damals noch berufstätiger Tierarzthelferin trächtige Katzenmütter von Bauernhöfen gebracht wurden. Noch heute ist ihre Auffangstation auch ein vorübergehendes Zuhause für Kätzchen, die sie dann weitervermittelt.
"Dann standen auch mal Leute vor der Tür und haben gesagt, sie haben ein Rehkitz gefunden oder auch ein Marderbaby oder Siebenschläfer. Die habe ich dann versorgt. So kam es, dass das immer größer wurde und immer mehr", erzählt Rothwinkler. Inzwischen ist sie in der Region als Tierpflegerin weit bekannt und arbeitet auch mit dem Tierheim Garmisch zusammen.
Ihre Auffangstation betreibt sie gänzlich privat. Sie ist auf Spenden für Futter und für eine Renovierung der Hütte, in der die Tiere zum Teil untergebracht werden, angewiesen. "So kann ich mir alles, was kaputt ist und was verfault, erneuern lassen", so die 76-Jährige. Auch für sie hatte der Hagel Folgen: Vor drei Jahren habe ein Unwetter ihre Hütte stark beschädigt. Reparieren lohne sich nicht mehr, sagen die Handwerker. Nun müsste eine ganz neue her, um Tieren auch weiter eine sichere Zuflucht zu bieten.
Hinweis:
Wer spenden möchte, kann das an folgende Kontonummer:
Heidi Rothwinkler, Sparkasse Oberland, DE95 7035 1030 0000 4249 45, Betreff: Störche
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