Süß schlummern mit Cannabis: AZ-Redakteurin probiert's aus
Was für ein Gestrüpp. Eigentlich würde ich sowas wegwerfen. Wie berichtet ist meine Cannabispflanze nicht so gewachsen, wie ich mir das gewünscht hätte.
An dieser Stelle vielen Dank an all die AZ-Leser, die mir per E-Mail Tipps geschickt haben. Leider konnte ich nicht alle Mails beantworten, weil es einfach so viele waren.
Wenn ich so auf meine Pflanze schaue, frage ich mich: Kann man da überhaupt noch was ernten? Ich schneide irgendwelche Zweige ab und hänge das Zeug an der alten Wäscheleine meiner Oma im Keller auf.
Klebt und stinkt
Das Zeug klebt ganz fies, ich ziehe mir extra Handschuhe an. Und stinken tut es. Wenn das meine verstorbene Oma wüsste, dass ihr Waschkeller jetzt einem Drogenexperiment dient.
Eigentlich soll man Wäschenetze um die Stängel machen, damit keine Läuse oder andere Insekten das Cannabis verunreinigen. Das schenke ich mir, der ganze Aufwand nervt mich ohnehin.
Ich fliege erst mal in den Urlaub in die USA. Dort ist Cannabis in einigen Bundesstaaten legal. In einer Brauerei in Texas kaufe ich ein Cannabis-Getränk. Geschmacksrichtung: Ananas und Jalapeno. Das klingt erst mal schräg, war aber mein Lieblings-Pizzabelag, als ich hier lebte.
Fünf Milligramm THC und zehn Milligramm CBD hat die Dose mit ungefähr 300 Millilitern. Das entspricht einer kleinen Dosis, zumindest ergibt das meine Internetrecherche.
Eine Dose kostet sechs Dollar
Nach ein bis zwei Tagen soll der Nachweis im Körper "verschwinden", die Wirkung ist sowieso kürzer. Ich hatte ohnehin nicht vor, Auto zu fahren. Mit nach Hause nehme ich zwei Dosen, eine kostet um die sechs Dollar.
Bevor ich ins Bett gehe, trinke ich eine Dose. Es schmeckt eigentlich nicht nach viel, vielleicht ein bisschen scharf. Ich bemerke nichts, falle aber schnell ins Bett und schlafe ein. Der Jet-Lag hat mich ziemlich im Griff. Normalisiert sich mein Schlaf-Rythmus oder ist es das Gras, das mich schlummern lässt?
Heimlicher Cannabis-Konsum auf der Flughafen-Toilette
Die zweite Dose spare ich mir für den Rückflug auf. Denn ich kann nie im Flugzeug schlafen. Nur: Ob das so legal ist, sie am Flughafen zu trinken, weiß ich nicht. In der Bahn zum Flughafen geht es wohl auch nicht. Meine amerikanischen Freunde raten mir davon ab, die Dose aus einer braunen Einkaufstüte zu trinken. Man kennt diese Bilder ja auch von amerikanischen Filmen. Im Endeffekt nehme ich die Dose im Gepäck mit und schlinge den Inhalt vor der Sicherheitskontrolle in einer Toilettenkabine heimlich herunter.
Ich finde es eher witzig und muss lachen, auch wenn ich mahnend Bilder von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" vor meinem geistigen Auge habe.
Passiert was? Nach zwei Stunden sitze ich am Gate und werde sehr ruhig. Nicht direkt müde, sondern einfach nur ruhig. Ich esse ein paar Kekse, auf einmal ist die Packung leer. Ist das so ein Fressflash, wie man ihn bei Cannabiskonsum bekommen soll? Beschwingt steige ich ins Flugzeug und schlafe ein, noch bevor wir abheben.
Ist das schön?
Wobei ich schon sagen muss: So richtig angenehm finde ich das Gefühl nicht, wenn alles so langsam wird. Wenn es das ist, was viele so scharf auf Gras macht, dann ist es vielleicht einfach nichts für mich.
Oder liegt es an der Sorte? Es gibt ja Sativa- und Indica-Arten, das eine ist eher anregend, das andere beruhigend. Auf dem Getränk steht dummerweise nicht, was drin ist.
Mein Fazit: Kann man schon mal machen. Zwar sagen mir viele Freunde und Kollegen, das sei schon etwas riskant gewesen, so ein kleiner Trip auf dem Weg ins Flugzeug. In meinem Fall ging es jedoch gut. Das soll jetzt aber keine Aufforderung sein, mir das nachzumachen.
Risiko von Psychosen
Ich habe immer noch gehörig Respekt vor dem Zeug. Kürzlich hatte der Sohn einer Freundin von mir eine Psychose entwickelt. Das geschieht zwar bei Jüngeren öfter, aber ob man dafür anfällig ist, weiß man halt auch als Erwachsener nicht.
Er hatte nur zweimal an einem Joint gezogen, die Psychose dauerte mehrere Wochen. Ich gebe trotzdem zu, ich bin einfach neugierig, auch wenn ich von den Risiken weiß.
Mein Eindruck ist: Neugier ist einer der Hauptgründe, warum viele Jugendliche überhaupt Cannabis ausprobieren. Aber auch Erwachsene in meinem Bekanntenkreis wollen wissen, wie's ist. Einer Freundin hatte ich meine zweite Cannabis-Pflanze geschenkt. Ihre ging jedoch ein.
Praktisch in der Dose
Da finde ich die Darreichungsform in der Getränkedose schon sehr praktisch. Das hat nichts Verruchtes oder Verbotenes, eher etwas Zweckmäßiges. Eine Freundin sagt, sie trinke nach ihrer Abendschicht gerne mal ein THC-Getränk, einfach um besser schlafen zu können.
So ganz kann ich mir noch kein abschließendes Urteil bilden. Daheim wartet ja noch mein getrocknetes Gras auf mich.
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