Cannabis im Eigenanbau-Versuch: Schepps und gelb statt grün
Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite, heißt es. In meinem Fall stimmt es. Mein Gras ist stellenweise gelb und braun. Und die Rede ist dabei nicht von Rasen, sondern von Hanf. Seit Mai baue ich im Rahmen einer AZ-Serie Cannabis bei mir zuhause im Garten an. Zwei Stecklinge hatte ich mir geholt, sie zunächst drinnen gezogen und dann nach den Eisheiligen umgetopft und auf die Terrasse gestellt.
Eine Hanfpflanze verschenkt
Zuerst sah alles gut aus, die Pflänzchen sprossen und gediehen. Eins habe ich im Juni meiner Freundin geschenkt aus Sorge, dass ich irgendwann mal über dem erlaubten Cannabis- und THC-Werten bin - das Wachstum musste einem Angst machen. Seitdem geht's bergab.
Nun bin ich keine annähernd begabte Gärtnerin, im Gegenteil. Selbstgezogene Kräuter nehme ich mir jedes Jahr vor, jedes Jahr gehen sie ein und ich kaufe wieder abgepackte und abgezupfte Kräuter im Markt. Verurteilen Sie mich nicht, ich krieg's einfach nicht hin. Über meine verbrannten Hortensien und die Kamelie möchte ich nicht sprechen.
Blüht das Ding?
Im Cannabis-Laden in Aschheim hatte man mir gesagt, meine Pflänzchen bräuchten Tomatendünger und würden Ende Juli blühen. An ersteres habe ich mich gehalten, aber im Juli war noch gar nix. Im September haben sie sich verändert, laut Experten in der AZ-Redaktion, die anonym bleiben wollen, blühen sie jetzt ein wenig. Aber ich soll noch warten.
Eins habe ich in meinem Cannabis-Experiment gemerkt: Man unterschätzt, wie viele Menschen Cannabis pflanzen und anbauen. Wenn ich davon erzähle, kommt das aber auf einmal raus. Wobei es auf das Setting ankommt.
Cannabis: DAS Gesprächsthema am Justizministerium
Lauter Abstinenzler habe ich beim Sommerfest des Justizministeriums für die Landtagspresse erlebt - vielleicht weil der Justizminister Georg Eisenreich dabeistand. Aber bevor ich mich in heikle rechtliche Ecken begebe: Es gilt die Unschuldsvermutung, dass die Damen und Herren noch nie gekifft haben.
Wobei die Top-Juristen von den Staatsanwaltschaften und den Gerichten dennoch großes Interesse an meinem Versuch hatten - wenn Sie mal ein gutes Small-Talk-Thema brauchen.
Um auf den Punkt zu kommen: Weder geerntet noch gekifft habe ich bis jetzt. Stattdessen schaue ich auf eine scheppse Pflanze in meinem Topf, die viele gelbe Blätter und vertrocknete Stellen hat.
Wen fragen?
Der Cannabis-Verkäufer reagiert auf meine WhatsApp-Anfrage nicht. Die gärtnerisch begabte Nachbarin im Rentenalter will ich jetzt auch nicht unbedingt fragen.
Die Nachbarschaft und deren Verhältnis zu Hanf haben mich eh schon beschäftigt, als ich in den Urlaub gefahren bin. Allerdings war es dann so schlecht, dass ich die Pflanze gar nicht gießen musste, als ich im Juli fünf Tage fort war.
Zu wenig gegossen? Oder zu viel?
Nun ja, vielleicht war es doch ein Fehler, sie die zehn Tage im September nicht zu gießen. Aber zu meiner Verteidigung: Sie war schon davor genauso gelb. Was mich tröstet, ist, dass die Pflanze, die ich meiner Freundin geschenkt habe, auch noch nicht weiter ist. Und die ist eine versierte Gärtnerin.
Schließlich sagt mir Google, dass gelbe Blätter einfach ein Zeichen dafür sein können, dass die Pflanze altert und in die Blütephase eintritt. Oder zu trocken ist. Oder zu viel Staunässe hat.
Immerhin eins ist sicher: So wie das Ding grad wächst, muss ich mir um illegale Mengen keine Sorgen machen. Wenn Sie einen Tipp haben, was meiner Pflanze fehlt, schreiben Sie mir unter heidi.geyer@abendzeitung.de. Und keine Sorge: Es gilt der journalistische Quellenschutz.
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