Streit um neue Skigebiete: Wertvolle alpine Landschaft wird verbaut
München - Zwanzig Seilbahnen mit 130 Hektar Pisten sind derzeit in den Alpen in Planung - das sind zumindest die Bauprojekte, die dem Deutschen Alpenverein (DAV) bekannt sind. "Die Prognosen sehen schlecht aus: Klimawandel, Gletscherrückgang und stagnierende Skifahrerzahlen. Trotzdem wird hier eine wertvolle alpine Landschaft verbaut", sagt Tobias Hipp, Klima- und Umweltexperte des DAV.
Deshalb unternehmen die Alpenvereine alles, um die Alpen vor Bauvorhaben zu schützen - besonders ein Mammutbauvorhaben wollen sie verhindern.
Pläne für "Skigebietszusammenschluss Pitztal - Ötztal"
Im Juli hat die Tiroler Landesregierung alle Unterlagen des "Skigebietszusammenschluss Pitztal - Ötztal" offengelegt. Sechs Wochen hatten die Naturschutzverbände Zeit, um 7.000 Seiten Gutachten und Plänen zu prüfen.
Es zeichnet sich die Tendenz ab, dass das Vorhaben von der Landesregierung als naturverträglich eingestuft werden könnte. Im September soll das bekanntgegeben werden. Deutscher, Tiroler und Österreichischer Alpenverein haben ihre Kräfte gebündelt und eine unmissverständliche Stellungnahme abgegeben. Sie wollen das Bauvorhaben stoppen. Doch worum geht es genau?
Bei der DAV-Hütte Braunschweiger Haus, dort, wo die beliebte Alpenüberquerung E5 durchgeht und zu Hochzeiten 200 Wanderer übernachten, sollen die Skigebiete Pitztal und Ötztal zusammengeschlossen und zum größten Gletscherskigebiet Österreichs werden. Drei große Gondelbahnen mit insgesamt fünf Sektionen sollen von Mittelberg aus die Gletscherflächen von Mittelberg-, Karles- und Hangender Ferner, sowie den Linken Fernerkogl (3.277 Meter) erschließen und dafür ein Seilbahnzentrum und 64 Hektar Pisten (etwa 90 Fußballfelder) angelegt werden.

Gletschervorfelder für Pisten und Seilbahnstationen eingeebnet
Gletschervorfelder werden für Pisten und Seilbahnstationen eingeebnet und großflächig aufgeschüttet. Unter der Schwarzen Schneid von Sölden zum Karlsferner entsteht ein 614 Meter langer Skitunnel. Ein Teilgipfel des Linken Fernerkogls wird um 30 Meter abgetragen, um Platz für die Seilbahnstation zu schaffen.

Alpenvereine kritisieren: Schon genug Skitourismus
2018 hatten die Pitztaler Skiliftbetreiber schon Schlagzeilen gemacht, als sie 8500 Kubikmeter Fels abtrugen. Während die Skiliftbetreiber von "ordentlichen Instandhaltungsarbeiten" sprechen, sind sich die Behörden einig, dass die Sprengung illegal war. Sie haben eine Teilsperrung des Skiwegs verhängt. Nicht das erste Mal, dass Fakten geschaffen werden: 2006 wurde hier illegal eine Talabfahrt errichtet, die erst im Nachhinein als Notweg genehmigt wurde.
Im Oktober können die Naturschutzverbände in einer mündlichen Verhandlung nochmal Stellung zu dem Projekt beziehen. Ein Urteil wird im März 2020 erwartet. Die Alpenvereine finden, es gibt schon genug Skitourismus: 43 Prozent der weltweiten Skitage werden hier gefahren, insgesamt sind es schon jetzt 160 Millionen Skitage im Jahr.
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