"Stehen vor großen Herausforderungen": Privatbrauereien kämpfen gegen den abnehmenden Konsum
Für Privatbrauereien in Bayern sieht es nicht rosig aus. Die Gründe: abnehmender Bierkonsum und steigende Energiekosten. Davon ist auch die Traditionsbrauerei Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) betroffen, die von dem Mutter-Sohn-Gespann Marion und Christoph Neuner geführt wird. Seit mehr als 200 Jahren gibt es die Brauerei bereits, die auf der firmeneigenen Webseite unter anderem für Helles, Natur-Radler und Weiße wirbt.
Wie der "Merkur" berichtet, müssen Neuners einige ihrer Mitarbeiter entlassen und damit den Betrieb verkleinern. Nur so bleibe laut Braumeister Christoph Neuner der Familienbetrieb zukunftsfähig.
Auf AZ-Anfrage wollte sich Familie Neuner zur aktuellen wirtschaftlichen Situation ihres Betriebs nicht äußern. Geschäftsführerin Marion Neuner bittet in einer Mail an die Redaktion um Verständnis, dass sie keine weiteren Auskünfte geben wolle.
Junge Menschen gehen achtsamer mit Alkohol um
Dass die privaten Brauereien in Bayern vor "einer großen Herausforderung stehen", bestätigt Benedikt Meier, zuständig für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes für Private Brauereien in Bayern. Der Verein vertritt rund 400 Mitgliedsbetriebe im Freistaat, veranstaltet Arbeitskreise, Weiterbildungsevents und berät die Mitgliedsbrauereien "betriebsindividuell und zugeschnitten auf den jeweiligen Betrieb", so Meier. Des Weiteren ist der Verband Träger der Fachmesse "Brau-Beviale" und veranstaltet den Bierwettbewerb "European Beer Star".
Nach Ansicht des Verbands liegt das veränderte Konsumverhalten junger Menschen daran, dass sie achtsamer mit alkoholischen Getränken umgehen. Hinzukomme, dass der Trend zu kleineren Flaschen wie von 0,5 Liter auf 0,33 Liter, von einem 20er-Kasten zum Sixpack gehe. Und dass alkoholfreies Bier immer beliebter werde. Vor allem Letzteres könne auch als "Wachstumsmarkt, als Chance für kleine und mittlere Brauereien" gesehen werde", sagt Meier. Unabhängig vom Konsumverhalten kämpfen Privatbrauereien mit "übermäßiger Bürokratie, dem Fachkräftemangel in der Gastronomie sowie in der Produktion und Logistik", zählt Meier auf.
Manchmal sind es auch andere Gründe, warum ein Betrieb schließen muss
Aber auch der Preisdruck ausgehend von Lebensmittelhandel und Großbrauereien sei nicht zu unterschätzen. "Bei Kastenpreisen von weniger als zehn Euro kann eine mittelständische Brauerei nicht mithalten", sagt Meier.
Damit Privatbraueiern in Bayern weiterhin existieren und wirtschaftlich bleiben, rät ihnen der Verband, glaubwürdig, authentisch und regional zu bleiben. Sich nicht unter Wert zu verkaufen, keine Preis- und Absatzkämpfe mit Großbrauereien zu betreiben und hochwertige Bierspezialitäten mit regionalen Rohstoffen zu produzieren. "Der Wert regionaler Brauereien bemisst sich nicht an der Zahl der produzierten Hektoliter, sondern an ihrem Engagement in Gemeinden, Vereinen und ehrenamtlichen Tätigkeiten", sagt Stefan Stang, Hauptgeschäftsführer des Verbandes.
Manchmal sind es auch interne Gründe, warum eine Traditionsbrauerei schließen muss: Es findet sich kein Nachfolger, wie im Fall von Herbert Brust. Er war Chef von "Karmeliter-Bräu" im unterfränkischen Salz bei Bad Kissingen (Landkreis Bad Kissingen). Nach mehr als 670 Jahren war im Juni dieses Jahres Schluss.