Hubert Aiwanger drückt den Startknopf bei Löwenbräu: So spart die Brauerei künftig Geld
München – "Das ist ein Vorzeigeprojekt“, sagt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Mittwoch in der Marsstraße, wo das Spaten-, Löwenbräu- und Franziskaner-Bier gebraut wird. Er wurde eingeladen, dort den industriellen Batteriespeicher der Firma EDF Renewables offiziell in Betrieb zu nehmen.
Staatliche Förderungen gibt es für so einen Stromspeicher zwar nicht, aber der Wirtschaftsminister ist trotzdem gerne gekommen. „Denn so ein Projekt zeigt auch die Nachhaltigkeit der Brauwirtschaft“, so Aiwanger.
Grüner Strom zum Bierbrauen
Spaten gehört zum Konzern AB Inbev, der bereits zwei solche Speicher in Deutschland in Betrieb hat. Der Batteriespeicher wird mit Strom aus erneuerbaren Energien gefüttert und ist dazu da, sogenannte Lastspitzen zu vermeiden. Diese entstehen, wenn in einem Moment ganz viel Leistung vom Netz gebraucht wird, zum Beispiel, wenn in einem Betrieb gerade besonders viele Maschinen parallel eingeschaltet sind.
Jeder Netzbetreiber definiert Hochlastzeitfenster, bestimmte Stunden am Tag, in denen eine hohe Last im Stromnetz herrscht. Während der Lastspitzen zieht die Brauerei ihren Strom in Zukunft aus ihrem Speicher, der außerhalb der Lastspitzen gespeist wird.
So bezieht die Brauerei den günstigsten Strom
Damit belastet die Brauerei nicht das gesamte Stromnetz und bezieht gleichzeitig den günstigsten Strom. „Die Stromkosten in Deutschland werden immer höher“, sagt Clotaire François, CEO von EDF Renewables, das sei schwer für die Unternehmen. „Aber wir sind ein Teil der Lösung“, so François weiter, „denn unsere Batterie schafft Flexibilität“. So könnten Unternehmen Kosten reduzieren und ihre Preise optimieren. Letztendlich profitieren auch die SWM von dem industriellen Batteriespeicher, denn er sorge für eine gute Netzentwicklung, so François.

Im Heimbereich gebe es schon viele Speicher, sagt Aiwanger, zum Beispiel Photovoltaik auf dem Dach und den Speicher im Keller. Bisher gebe es aber nur sehr wenige Gewerbespeicher. Solche müssen nicht die Spitzenlast aus dem Netz holen, sondern können sich gesteuert und kontinuierlich aus dem Netz speisen.
„Insofern ist Speicher genau die richtige Lösung. Und in den nächsten Jahren ist es auch die Hauptaufgabe der bayerischen und der bundesdeutschen Energiepolitik, die Speichermengen auszuweiten.“ Denn baue man nur noch Photovoltaik und Windkraft aus, käme man immer mehr in die „Bredouille, dass man den Überschuss-Strom abregeln muss“.

Die AB-Inbev-Marken Beck’s in Bremen und Hasseröder in Wernigerode nutzen schon solche Speicher. In München geht nun der größte dieser Art für eine Brauerei ans Netz. Der Speicher hat eine Leistung von 1,8 Megawatt und eine Kapazität von 2,2 Megawattstunden. Brauen die Münchner etwa mehr Bier als die Norddeutschen? Die Größe lege das Gebrauchsverhalten am jeweiligen Standort fest, erklärt EDF-Sprecherin Rebekka Schuster der AZ.
Die Kosten trägt die Firma EDF Renewables
Friedrich Geiger, Brewery Plant Director München bei AB Inbev, zu Deutsch Spaten-Chef, sagt: „Mit dem neuen Batteriespeicher setzen wir auf eine attraktive Technologie, dank der wir mit geringem Aufwand nicht nur energieeffizienter produzieren, sondern zusätzlich Stromkosten einsparen und das lokale Stromnetz entlasten können.“
Der Aufwand für die Brauerei ist in der Tat gering, denn sowohl die Installation als auch die Kosten für die Anlage übernimmt komplett das Unternehmen EDF Renewables.
Aiwangers Frage, was so eine Anlage kostet, mag EDF-Chef François nicht so genau beantworten. „1000 Euro pro Kilowattstunde“, sagt er. Im Durchschnitt sei das rund eine Million Euro. Eine klassische Win-Win-Situation für EDF und Spaten. „Die Ersparnisse werden geteilt“, sagt Schuster vom EDF, „wir refinanzieren den Speicher und die Brauerei hat Ersparnisse damit.
Noch ist der Speicher im Herzen der Spaten-Brauerei in der Testphase. Aber demnächst geht er wirklich in Betrieb. Dann hat AB Inbev Zeit, sich zu überlegen, wie man das gesparte Geld sinnvoll einsetzen könnte. Vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr schon die günstigste Maß, die München je auf der Wiesn gesehen hat von Spaten oder Löwenbräu.