Skandal: Schmuggler bekommen Welpen zurück

Auf Anweisung des Ministeriums für Landwirtschaft sollen 217 Schmuggel-Welpen an die Händler zurückgegeben werden.
Von Natalie Kettinger |
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Mehr als 200 Tiere versuchten die Slowaken über die Grenze zu schmuggeln.
Tierheim Rosenheim Mehr als 200 Tiere versuchten die Slowaken über die Grenze zu schmuggeln.

Werdenfels - Bayerns Tierschützer sind geschockt, in doppelter Hinsicht: Erst werden an der Grenze zu Österreich 217 illegal importierte Welpen entdeckt, ein trauriger Rekord. Doch was jetzt folgt, ist für viele der Aktiven fast noch schlimmer: Auf Anweisung des Bundeslandwirtschaftsministeriums sollen die Tiere an ihre Besitzer zurückgegeben werden – also an die Schmuggler.

Lesen Sie auch: Tier-Schleuser aufgeflogen - Hunderte Welpen im Kleintransporter

Beamte der Bundespolizei hatten die jungen Hunde sowie 50 Zebrafinken und 20 Schildkröten am Wochenende bei Piding in zwei Transportern aus Ungarn und der Slowakei entdeckt. Die Tiere wurden beschlagnahmt und mit Hilfe des Tierschutzbundes auf mehrere bayerische Heime verteilt. Sie waren in einem erbärmlichen Zustand.

 

"Offene Schädeldecke, Fieber und Lähmungserscheinungen"

 

"Ein Welpe hatte eine offene Schädeldecke, Fieber und Lähmungserscheinungen. Er hatte keine Chance, wir mussten ihn einschläfern lassen", sagt Tessy Lödermann vom Tierheim Werdenfels. "Die anderen haben Spulwürmer, sind völlig ausgetrocknet und müssen mit der Hand gefüttert werden. Wir kümmern uns Tag und Nacht um sie."

Dass der zuständige Amtsveterinär nun dazu aufgefordert wurde, die Welpen herauszugeben, sobald sie transportfähig seien, ist für Lödermann ein Skandal. "Ich kann nicht verstehen, dass die Behörden zu den kriminellen Tierschmugglern halten und nicht zu uns und den gequälten Tieren", sagt sie fassungslos.

 

"Rücktransport nicht akzeptabel"

 

"Aus Tierschutzsicht ist ein Rücktransport nicht akzeptabel", heißt es auch in einer Stellungnahme des Deutschen Tierschutzbundes. Die Tiere seien geschwächt, krank und dürften zudem gar nicht ohne Mutter oder Wurfgeschwister von einem Ort an einen anderen gebracht werden.

Trotzdem wolle Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) den Rücktransport organisieren, wie sich aus Dokumenten schließen lasse, die dem Verband vorlägen. Als Grund sei die Entlastung der überfüllten und finanziell klammen Tierheime genannt.

"Perfide" findet das Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder: "Es geht ihr im Grunde darum, dass das Land Bayern und die Behörden nicht in eine Betreuungs- und Zahlungspflicht kommen, deshalb will sie die Tiere schnell wieder loswerden. Jahrelang hat sich das Land trotz aller Mahnungen nicht für die Lage der Tierheime interessiert. Sonst hätten wir längst mehr Quarantäne- und Krankenstationen sowie höhere Aufnahmekapazitäten." Die Ministerin sei offenbar überfordert und daher nicht mehr tragbar.

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