Rockerbande: Hells Angels in U-Haft
Rosenheim - Drogen, Falschgeld, Schlagringe und Totschläger: Etwa 100 Polizisten, darunter das Spezialeinsatzkommando (SEK), haben in Rosenheim eine Bande zerschlagen, die offenbar im großen Stil mit Drogen gehandelt hat. Die Beamten stellten Kokain sowie 1,5 Kilo Marihuana im Wert von etwa 60 000 Euro sicher.
Vier Männer und drei Frauen wurden festgenommen, fünf sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Drei der Männer (25, 30, 31) sind laut Polizei Mitglieder der Münchner Hells Angels. Sie sollen überregional im Drogen- und Rotlichtmilieu aktiv gewesen sein. Die Rosenheimer Kripo hatte monatelang gegen die Rocker und ihre Komplizen ermittelt. Am Freitag voriger Woche hob sie die Drogen-Bande aus. Die Ermittler wurden unterstützt vom SEK, dem Rauschgifteinsatzkommando des Landeskriminalamtes (LKA) sowie von Polizisten aus Tirol.
Als das SEK die Wohnung eines Verdächtigen in Rosenheim stürmte, sprang der Mann (41) von seinem Balkon vier Meter in die Tiefe. Flüchten konnte er danach nicht mehr. Er verstauchte sich bei dem Sprung einen Fuß. Die Polizei durchsuchte elf Wohnungen in und bei Rosenheim sowie in Tirol. Außer Marihuana und Kokain stellten die Beamten Falschgeld und verbotene Gegenstände nach dem Waffengesetz sicher. Laut Verfassungsschutzbericht 2014 zählen in Bayern 1500 Personen zu Rockerklubs und rockerähnlichen Gruppierungen.
Lesen Sie hier: Rocker-Boss Hanebuth aus U-Haft entlassen
In München sind es 300 bis 400. Michael M., der bisherige Höllenengel-Präsident des Charters „Deep South“, sitzt seit Mai im Gefängnis. Er hatte 2013 in der Tabledance-Bar „Bad Angel“ einen Konkurrenten von den Bandidos übel zugerichtet und wurde zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Nach einem weiteren Mann aus dem Umfeld von „Deep South“ wird seit Monaten wegen versuchten Mordes bzw. Totschlags gefahndet.
Der Deutsch-Libanese Khaled Beksmati (35) soll am 2. Mai dieses Jahres vor dem Crowns Club am Ostbahnhof zwei Männer (36, 37) niedergestochen haben. Die Opfer waren mal Mitglieder der „Black Jackets“, einer türkischen Gang, die seit 2014 aber nicht mehr in Erscheinung getreten ist. Das Motiv für die Messer-Attacke ist unklar. Von einem neuen Rockerkrieg geht die Polizei aber nicht aus. Uwe Dörnhöfer, Vize-Chef des für Bandenkriminalität zuständigen Kommissariats: „Derzeit gibt es in München keine gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppierungen.“
- Themen:
- Polizei