Abrechnung unter Rockern vor Gericht

Heftige Prügel für Bandidos: Hells Angels-Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung
John Schneider |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Auf der Anklagebank: Vier Mitglieder der Hells Angels.
Gregor Feindt Auf der Anklagebank: Vier Mitglieder der Hells Angels.

MÜNCHEN Die Mauer des Schweigens hielt: Beim Prozess gegen vier Hells Angels, denen vorgeworfen wird, in einer Münchner Bar Mitglieder der Konkurrenz verprügelt zu haben, halten die Angeklagten dicht. Meistens.

Allein Michael M. (43), Zwei-Meter-Hüne und seines Zeichens Präsident des ehemaligen „Chapter Munich“ der Hells Angels, erklärte, dass er die Initiative für die Prügelaktion auf seine Kappe nimmt. Über die Gründe für die Schläge schwieg er sich aber aus. Ein „privater Streit“ – mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.

Lesen Sie auch: Terror am Ammersee

Die Tat, so wie sie die Ermittler rekonstruiert haben: 6. April 2013 gegen 5.34 Uhr. Den Hells Angels-Präsidenten erreicht die Nachricht, dass Bandidos im „Bad Angel“ sind. Der Türsteher der Tabledance-Bar hatte den Mitangeklagten Ümit G. (31) alarmiert. Der rief seinen Präsidenten an.
Michael M. brachte sich Verstärkung mit. Außer den drei Mitangeklagten sollen weitere acht Hell’s Angels die Flucht für die Opfer unmöglich gemacht haben. Die Rocker platzierten sich strategisch vor den Ausgängen. Die Bandidos ahnten nicht, was da auf sie zurollte.

Franz G. (Name geändert) vergnügte sich gerade im Separee mit einer Angestellten der Bar. Die streckte dem plötzlich auftauchenden Michael M. freundlich die Hand entgegen. Wurde dann aber zu ihrer Überraschung an genau dieser Hand rausgezogen.
Der Bandido erkannte den Präsidenten der Konkurrenz und wollte ihm die Hand schütteln. Doch Michael M. hatte für Freundlichkeiten nichts übrig. Mit einem nietenbesetzten Handschuh schlug er auf Franz G. ein. Vier bis fünf seiner Hell’s Angels taten es ihm nach.

Die Männer traten auch gegen den Kopf ihres überraschten Opfers. Franz G. wurde kurzzeitig ohnmächtig. Ihn hatte es am Ende am übelsten erwischt. Er trug ein gebrochenes Nasenbein, drei lockere Zähne, eingerissene Ohrmuschel, Prellmarken am Kopf und Rippenprellungen davon. Ein Unbeteiligter, der das Pech hatte, zufällig auch im Separee zu sein, bekam auch einen Schlag ins Gesicht ab.

Zwei Bandidos, die nichts ahnend in das Lokal zurückkehrten, wurden von den Hell’s Angels mit Schlägen und Tritten empfangen. Einer der beiden verlor zwei Zähne durch diese Behandlung und erlitt Rippenprellungen.
Als die Hells Angels von ihren Opfern abließen, gelang den drei Bandidos die Flucht auf die Schwanthalerstraße. Wenig später rückte die Polizei im Vereinsheim der Hells Angels ein.

Die Münchner Hells Angels sollen sich vor dem Hintergrund des drohenden Prozesses aufgelöst haben. Wer ihre Website anklickt, starrt jedenfalls auf einen schwarzen Bildschirm. Waren die Rocker nur einer Auflösung ihres Chapters von Amts wegen zuvorgekommen? Eine Auflösung hätte dann den Vorteil, dass das Vereinsvermögen nicht beschlagnahmt werden kann.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.